Ein erheblicher Anschub für die Industrialisierung und Stadtentwicklung von Castrop-Rauxel war der neue Standort der Zeche Victor an der Langen Straße. Das erste Bergwerk Victor I/II an der Wartburgstraße blieb weiter in Betrieb, als 27 Jahre nach dem Beginn der dortigen Abteufarbeiten am neuen Victorstandort im Jahr 1899 die Arbeiten für den dritten Schacht aufgenommen wurden. Mit den Tagesanlagen von Victor III/IV rückte der Bergbau in der Emscherlandschaft von Castrop-Rauxel weiter nach Osten vor. Diese Entwicklung setzte sich später mit der Gründung der Zeche Ickern fort. Victor III nahm 1905 die Kohleförderung auf und wurde 1975 stillgelegt. Der vierte Schacht wurde ab 1901 abgeteuft und bis 1907 als Wetterschacht eingerichtet. Danach wurde er zum Hauptförderschacht ausgebaut. Auch dieser Schacht war bis 1974 in Betrieb.
Südlich der Schachtanlagen wurde ab 1905 die Kokerei Victor III/IV betrieben, die mit unterschiedlicher Kapazität bis in das Jahr 1972 Koks produzierte. Eine Besonderheit ist die Einrichtung des Stickstoffwerkes auf dem Gelände der Gewerkschaft Victor, das die Wasserstoffanteile des Kokereigases zur Produktion von Stickstoffdünger ausnutzte. Diese Anlage bestand noch bis 1990. Die Gewerkschaft Victor betrieb als Grundlage für ihre Expansion einen planmäßigen Ankauf von Grundstücken und landwirtschaftlichen Anwesen. So sollte genug Spielraum für den umfangreichen Wohnungsbau und auch für eventuelle Entschädigungen aufgrund von Bergschäden entstehen. So wurde die Zeche vor allem in Habinghorst und Ickern neuer Großgrundbesitzer. Die Bergarbeitersiedlungen in den Stadtteilen Habinghorst und Ickern gehören zu den größten dieser Art im Ruhrgebiet. Die Transportfrage für den Standort Victor III/IV musste durch eine eigene Verbindungsbahn gelöst werden. Sie verlief zur Zeche Victor I/II, später auch bis zur Zeche Ickern, und ermöglichte so den Anschluss an die Köln-Mindener-Eisenbahn sowie zum Hafen Victor als eigenen Verladepunkt am Rhein-Herne-Kanal. 1963 wurde das Verbundbergwerk Victor-Ickern gegründet. Nach dem ersten Weltkrieg gehörte die Zeche Victor zur Klöckner Bergbau AG, ab 1969 war dann die Ruhrkohle AG Betreiber.
Heute sind die Schächte III und IV durch Protego-Hauben abgedeckt. Die ehemalige Lokomotivwerkstatt wird heute wieder gewerblich genutzt. Das Zechengelände mit seinen prägenden Elementen und der Ausrichtung der Bergmannssiedlungen auf die Werkstore ist nicht mehr als Einheit erlebbar. Die Böden sind durch Schadstoffe belastet. Während im Nahbereich zur Langen Straße günstigere Bedingungen für eine neue Nutzung vorliegen, ist der südliche Teil des Zechengeländes, insbesondere der ehemalige Kokereistandort, stark belastet und nur mit hohem Aufwand zu sanieren. Für Investoren wird das Gelände unter dem Namen Mittelstandspark Ost vermarktet. Die Osthälfte des Gebietes konnte so weit saniert werden, dass ein neues Gewerbegebiet errichtet werden kann. Der größere Teil der ehemaligen Zeche im Westabschnitt soll sich zur so genannten Industrienatur entwickeln, das heißt, auf den belasteten Böden soll ein Sukzessionsprozess ablaufen.
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