Der Hof Hattig aus dem 15. Jahrhundert war bis 1835 eine Einheit mit dem auf der anderen Straßenseite liegenden Brinkhof und gehörte lange Zeit zu den Versorgungsgütern der Abtei Werden.
Über die lange und mit einigen anderen Kotten und Höfen verbundenen Hofes berichtet der Heimatforscher Herbert Schmitz: „Im Jahre 1479 wurde der Ritter Johann zum Stade (Ickten) mit dem Gut “up'm Hertage„, wie der Hof Hattig ursprünglich hieß, behandigt. Es war ein kurmüdiges*) Behandigungs- und Erbpachtgut der Abtei Werden, dem Oberhof Raadt unterstellt und ein Vollerbe der Kettwiger Mark. Der Hof Hertag (auch Hartogh, ab 1750 ständig Hattig) bildete gleichzeitig einen Bestandteil des Brinkhofes, den die Abtei Werden 1384 erwarb und dem Oberhof Raadt daraufhin zuwies. 1397 scheint der Hof Hertage schon bestanden zu haben. In einem Heberegister des Oberhofes Kettwig wird eine Wiese unter dem Hof “Hertoghe„ als zinspflichtig aufgeführt. Die in späteren Jahrhunderten zusammen behandigten und auch zusammen bewirtschafteten Güter lassen sich hinsichtlich ihrer Pachtverhältnisse bis 1553 genau zurückverfolgen. 1589/90 werden ein Jost van Eickell aus Essen und Dr. Hinrich Faber aus Köln als Behandigte bzw. Besitzer beider Güter aufgeführt. 1763 wird der Kotten “die kleine Rombeck„ als selbständiger Besitz von den Höfen abgetrennt.
Georg Hattig und seine Ehefrau Catharina Roßkothen bewirtschafteten beide Höfe gemeinschaftlich als Pächterehepaar, als sie 1806 zunächst einen Teil des Gesamtanwesens für 2700 Reichstaler erwarben. Den Rest des 58 preußische Morgen {≈ 15 Hektar, ca. 15.000 m²} großen Domänenanteils, von dem ihm ohnehin bereits die Hälfte gehörte, kaufte Georg Hattig 1832 für 1056 Taler an und vereinigte als Besitzer beide Teile in seiner Hand. Um die finanziellen Belastungen tragen zu können, setzten in den folgenden Jahren umfangreiche Grundstücksverkäufe ein.
Georg Hattig und sein Sohn Wilhelm Hattig, verheiratet mit Maria Catharina Kotthaus, stoßen zunächst 27 pr. Morgen {≈ 7 Hektar, ca. 7.000 m²} an den späteren Schankwirt Wilhelm Hölters und seine Ehefrau geb. Josten ab, die auf dem Grundstück die Gaststätte und Brennerei “Zur Wellmuth„ (bis 1981 Essener Straße 57) errichteten. Im gleichen Jahr, auch 1835, veräußern die Hattigs schließlich den Brinkhof mit dem 1796 erbauten Kotten “am Driesch„ in einer Gesamtgröße von ca. 86 preußische Morgen {≈ 22 Hektar, ca. 22.000 m²} für einen Kaufpreis von 4500 Taler an die Eheleute Ferdinand Frische und Anna Gertrud geb. Krumpen aus Schuir.
Deren Erbe wird 1860 Anton Moritz Winkelmann genannt Frische. Winkelmann überträgt seinen Besitz schon 1867/68 auf die Eheleute Heinrich Pott und Agnes geb. Brand. Diese wiederum gaben den Hof über die unverehelichte Josphine Pott an die Familie Stöters weiter, in deren Besitz der inzwischen verpachtete Brinkhof noch immer ist. Niemandem ist die alte Hofbezeichnung Brinkhof heute noch geläufig. Der Hof Hattig wurde 1877 von dem aus Haarzopf stammenden Ökonomen Hermann Kaienburg angekauft. Der ... Eigentümer Hermann Kaienburg mußte 1975 nach einer Neutrassierung der verbreiterten Mülheimer Straße die alten Höfgebäude abreißen und unterhalb, der Ruhr zu, ein neues Gehöft errichten (Mülheimer Straße 120).“
*) Kurmud (auch Kurmoet, Churmudt, Churmundt, Todfall oder Besthaupt) bezeichnet eine Abgabe eines Abhängigen, die beim Tod in Form des besten Stück Viehs (Pferd, Rind) an den Grundherrn zu leisten war. (Vgl. Lexikon des Mittelalters, Bd. 1, Sp. 2071-2072)
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