Bedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Vreden - Stadtlohn, Eschlohner Esch (KLB 04.03)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege, Raumplanung
Gemeinde(n): Ahaus, Borken (Kreis Borken), Gescher, Stadtlohn, Südlohn, Velen, Vreden
Kreis(e): Borken (Kreis Borken)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 59′ 3,14″ N: 6° 54′ 13,98″ O 51,9842°N: 6,90388°O
Koordinate UTM 32.356.057,44 m: 5.761.356,20 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.562.140,41 m: 5.761.532,10 m
Der Raum Vreden - Stadtlohn, Eschlohner Esch ist hier beschrieben als bedeutsamer Kulturlandschaftsbereich (KLB) wie im Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen.

Um die Zentren Vreden und Stadtlohn entstand längs des Laufs der Berkel im Frühmittelalter ein von früher Herrschaft und Mission geprägter Siedlungsraum: Frauenstift und Grafensitz in Vreden bildeten einen frühen kulturellen Mittelpunkt im Westmünsterland und die Grundlage für die spätere Stadtentwicklung. In Stadtlohn schafft die enge Verbindung von Haupthof, Urpfarrkirche, Wallburg in Stadtlohn-Bockwinkel und hochmittelalterlichem Ministerialensitz bei der späteren Stadt hervorragende Bedingungen, ein weiteres Modell für die archäologische Erforschung früher Zentrenbildung.

Die Kleinregion „Weseker Geest und Vredener Niederung“ umfasst die karolingischen Ur-Kirchspiele Lohn und Vreden mit der im Schnittpunkt der Fernwege Zutphen/NL-Münster sowie Niederrhein-Rheine/Ems gelegenen Burganlage „Hünenburg“ bei Stadtlohn-Bockwinkel. Aus siedlungsarchäologischer Sicht handelt es sich um einen weitgehend unerforschten ländlichen Raum mit zwei verschiedenartigen Eschsiedlungstypen und zwar dem großen Langstreifen-Eschflurkomplex Weseke-Eschlohn-Stadtlohn und den Ufer-Eschen von u.a. Nichtern/Estern/Almsick an Berkel und Schlinge. Grundlage der Untersuchung dieses Raumes ist eine Inventarisation der ländlichen Hofwüstungen.

Diese sind in Beziehung zur Entwicklung der grundherrschaftlichen Zentralorte Vreden (Stiftbezirk) und Stadtlohn (bischöfliche Villikation) zu setzen. Durch ein längerfristig angelegtes Forschungsprojekt „Eschsiedlungen an der niederländischen Berkel“ dürften sich aus der archäologischen Bearbeitung der westmünsterländischen „Anschlussregion“ erhebliche Synergieeffekte ergeben. Ansätze zu einer Erforschung ergeben sich auch durch die Grabungen in Vreden an der Stadtlohner Straße.

Die Eschflächen sind auch heute noch weitgehend baum- und strauchlos. Typisch ist die randliche Besiedlung und die Straße in der Mitte des Eschs. Über den Höhenrücken wurden schon früh überregionale Wegeverbindungen angelegt, weil der unbefestigte Weg auch in feuchten Jahreszeiten befahrbar war.

Westlich von Vreden wurden auf dem nördlichen bzw. östlichen Berkelufer durch Grabungen ein Brandgräberfriedhof der Bronze- und Eisenzeit sowie eine zeitlich entsprechende Siedlung nachgewiesen. Das Gräberfeld präsentiert sich mit seltenen Grabeinhegungsformen (doppelte Schlüssellochgräben), teilweise ungewöhnlichen Grabbeigaben (Steinartefakte) und Keramikgefäßen, die zum Teil Bezüge zur Niederrheinischen Grabhügelkultur erkennen lassen. Für die Siedlung sind Baubefunde im Überschwemmungsbereich der Berkel hervorzuheben, die wahrscheinlich mit einer Nutzung des Gewässers in Verbindung stehen. Die weitgehend noch unbebaute Kleinregion bietet die seltene Möglichkeit, nähere Informationen zu dem Beziehungsgeflecht zwischen zeitgleichem Siedlungs- und Bestattungsplatz zu erhalten. Darüber hinaus stellt sich im überregionalen Kontext die Frage, ob die Berkel als mögliches Transportgewässer Einfluss auf die (Handels-)Beziehungen in der Bronze-/Eisenzeit hatte.

Von hohem bodendenkmalpflegerischen Wert sind neben Stadtkern und Stiftsimmunität Vreden, die Landwehren sowie die frühmittelalterliche Hünenburg bei Wessendorf und Burg Stadtlohn.

Aus: Landschaftsverband Westfalen-Lippe und Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Münster, Köln. 2007

Internet
Kulturlandschaften in NRW (Abgerufen: 03.04.2018)

Literatur

Landschaftsverband Westfalen-Lippe; Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.) (2007)
Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung in Nordrhein-Westfalen. Grundlagen und Empfehlungen für die Landesplanung (Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Fachgutachten zum Kulturellen Erbe in der Landesplanung. S. 71, Münster u. Köln.

Bedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Vreden - Stadtlohn, Eschlohner Esch (KLB 04.03)

Schlagwörter
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege, Raumplanung
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:25.000 (kleiner als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 2001

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„Bedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Vreden - Stadtlohn, Eschlohner Esch (KLB 04.03)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/A-EK-20080730-0035 (Abgerufen: 26. April 2024)
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