Haus Kolk in Uedemerbruch

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Uedem
Kreis(e): Kleve (Nordrhein-Westfalen)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 39′ 49,57″ N: 6° 18′ 3,16″ O 51,66377°N: 6,30088°O
Koordinate UTM 32.313.334,65 m: 5.727.092,54 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.520.861,28 m: 5.725.535,89 m
  • Haus Kolk im Uedemer Bruch (2021)

    Haus Kolk im Uedemer Bruch (2021)

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  • Aus nördlicher Richtung aufgenommenes Luftbild: Haus Kolk bei Uedem mit der umgebenden Gräfte (2011)

    Aus nördlicher Richtung aufgenommenes Luftbild: Haus Kolk bei Uedem mit der umgebenden Gräfte (2011)

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  • Die translozierte historische Scheune bei Haus Kolk in Uedem (2009).

    Die translozierte historische Scheune bei Haus Kolk in Uedem (2009).

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  • Scheune und Gräfte von Haus Kolk in Uedem (2009).

    Scheune und Gräfte von Haus Kolk in Uedem (2009).

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  • Haus Kolk in Uedem (2009)

    Haus Kolk in Uedem (2009)

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    Haus Kolk in Uedem (2009).

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  • Haus Kolk in Uedem mit Scheune und Wassergraben von Norden aus gesehen (2011).

    Haus Kolk in Uedem mit Scheune und Wassergraben von Norden aus gesehen (2011).

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  • Eine Pfadfindergruppe aus der Eifel macht auf ihrem Niederrhein-Hike Station auf Haus Kolk im Uedemer Bruch (2010).

    Eine Pfadfindergruppe aus der Eifel macht auf ihrem Niederrhein-Hike Station auf Haus Kolk im Uedemer Bruch (2010).

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  • Das Eingangsportal zu Haus Kolk in Uedem (2010).

    Das Eingangsportal zu Haus Kolk in Uedem (2010).

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  • Allee als Zuwegung zu Haus Kolk in Uedem (2011)

    Allee als Zuwegung zu Haus Kolk in Uedem (2011)

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  • Haus Kolk in Uedem von Norden aus gesehen (2011).

    Haus Kolk in Uedem von Norden aus gesehen (2011).

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  • Zuwegung zu Haus Kolk in Uedem mit einem Teil der Gräfte (2011)

    Zuwegung zu Haus Kolk in Uedem mit einem Teil der Gräfte (2011)

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  • Gräfte von Haus Kolk in Uedem (2011).

    Gräfte von Haus Kolk in Uedem (2011).

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Haus Kolk ist ein aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammender Rittersitz. Er geht auf eine Nebenlinie des Adelsgeschlechtes von Holthuysen zurück, deren Abkömmlinge sich gemäß ihres neuen Wohnsitzes „von Colck“ nannten. Erster Vertreter der Kolker Linie – für das Haus Hertefeld ist bereits 1179 ist ein Theodoricus de Hertevelde urkundlich bezeugt – ist ein 1319 genannter Dietrich de Collich, auf den wohl auch der Name des Adelssitzes Kolk (= „Sumpfloch“) zurückgeht.

Das Ende des 13. / Anfang des 14. Jahrhunderts begründete Burghaus Kolk steht auf einer nahezu quadratischen und von Wassergräben (Grachten) umgeben Insel auf einem kleineren, wiederum aus der südwestlichen Parzelle geschnittenen und künstlich aufgeschüttetem Quadrat.
Die ursprüngliche Wasserburg von um 1300 wurde während des Dreißigjährigen Krieges durch in Xanten stationierte spanische Truppen gebrandschatzt und zerstört, dem gleichen Schicksal fiel nochmals ein Wiederaufbau von 1632 zum Opfer. 1648 wurde Haus Kolk durch Jobst Gerhard von Hertefeld als kleineres Herrenhaus im holländischen Barockstil wiederaufgebaut, bevor dieser samt Familie 1652 als Kammerherr und Oberjägermeister nach Schloss Liebenberg in der Mark Brandenburg umzog.
Kaum noch genutzt und in der Zeit nach dem Alten Reich hinsichtlich der Landtagfähigkeit – nach neuesten Erkenntnissen war der Rittersitz Kolk mit einem Sitz im Klevischen Landtag befähigt (Herzog 2010, S. 147 und 150f.) – nicht mehr repräsentativ zu unterhalten, verfiel das mittlerweile bis auf das Erdgeschoss abgebrochene Gebäude. Es diente bis zu einer ersten Renovierung 1979 als Wohnung für Landarbeiter.
Die erste genaue kartographische Darstellung von Haus Kolk mit zwei Nebengebäuden und Gräben befindet sich im klevischen Kataster (Nr. 11 Uedem von du Moulin und Enbers, 1734).
Die aus Eilenburg an der Mulde (Sachsen) stammende Familie Eulenburg führte über Philipp Friedrich Alexander (1847-1921) infolge der Heirat seines Vaters und dem damit verbundenem Erbe bereits seit 1897 den 1867 im Mannesstamm erloschenen Hertefelder Namen mit. Philipp von Eulenburg wurde im Jahr 1900 durch Kaiser Wilhelm II. in den Fürstenstand erhoben und war (ergänzt um einen vom schwedischen König verliehenen Grafentitel) fortan „Fürst zu Eulenburg und Hertefeld, Graf von Sandels“. Der heutige (seit 1995) Besitzer von Haus Kolk entstammt dieser Familie. Dieser entschloss sich, Haus Kolk wieder zum Wohnsitz und Mittelpunkt seines Familienzweiges zu machen.

Neuere Erkenntnisse zur Genealogie der „Sumpfherrschaft Kolk“ (Herzog 2010, S. 150) und zu deren nach neuesten Erkenntnissen mit einem Sitz im Klevischen Landtag befähigtem Rittersitz (ebd., S. 147 und 150f.) ergaben sich erst nach 1990 beginnend mit der Ermittlung des Denkmalswerts des Hauses. Nach einer umfassenden archäologischen Prospektion, Recherchen zur Entstehungs- und Familiengeschichte wurde im Jahr 2000 mit dem Wiederaufbau des seinerzeit nur noch rudimentär vorhandenen Gebäudes in der äußeren Gestalt des Neubaus von 1648 durch Jobst Gerhard von Hertefeld begonnen.
Im Zuge des Wiederaufbaus wurde das Gebäude bis auf den erhaltenen historischen Kern entkleidet und nachfolgend unter anderem der verschüttete Keller ausgeschachtet und eine Aufstockung des Hauses zur ursprünglichen Höhe mit dem Ausbau von vier nutzbare Geschossen vorgenommen (jeweils etwa 50 m² Grundfläche in klassischer Aufteilung). Die Gestaltung des Inneren wurde dabei in einem schlichten Klassizismus gehalten. Besonderer Wert wurde darauf gelegt, eine baubiologisch einwandfreie und nachhaltige Sanierung mit standortgebundenen Materialien und Konstruktionen zu leisten.
Auch das Umfeld wurde wieder entsprechend hergerichtet: Die Wassergräben wurden wiedererrichtet, der (zunächst zu niedrige) Wasserstand durch ein neuerrichtetes Wehr erhöht und die – wie auf älteren Aufnahmen noch zu erkennen ist – unmittelbar vor dem Herrenhaus gelegene historische Scheune innerhalb der Parzelle transloziert.

Der Kunsthistoriker und Baudenkmalpfleger Harald Herzog bilanziert zu dem mittlerweile weitestgehend abgeschlossenen Wiederaufbau:
„Der niederrheinischen Kulturlandschaft wurde auf diese Weise ein Geschichtsdenkmal wiedergegeben, das nur in dieser Form als Wohnsitz der angestammten Familie inhaltlich und formal sinnvoll verwirklicht werden konnte und in der beschriebenen Materialwahl und Technik kaum mehr gekostet hat als ein anspruchsvolles Reiheneckhaus in guter Düsseldorfer Lage.“ (Herzog 2010, S. 153)

„Dieser aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammende Rittersitz, dem auch Theodor Fontane in seinen “Wanderungen durch die Mark Brandenburg„ ein literarisches Denkmal gesetzt hat, geht auf eine Nebenlinie des Adelsgeschlechtes von Holthuysen zurück, deren Abkömmlinge sich gemäß ihres neuen Wohnsitzes “von Colck„ nannten. 1484 gelang der Besitz Kolk als Mitgift an die Familie von Egeren, über die es 1531 durch Heirat von Stephan VI. von Hertefeld fällt. Dieser macht Haus Kolk zur Wiege des reformierten Glaubens im Uedemer Raum, wie es schon sein Vetter auf Stephans Elternhaus, dem Haus Hertefeld in Weeze, getan hatte. Sein 1561 auf Kolk geborener Enkel, der kurfürstliche Rat Stephan VII. von Hertefeld zum Kolk, ist geheimer Bevollmächtigter des brandenburgischen Kurfürsten. Er nimmt 1609, nach dem Tod des letzten Herzogs von Kleve, Jülich und Berg, für den Kurfürsten die Erbansprüche auf das vakante Herzogtum wahr. Diese Parteinahme Stephans missfällt den katholischen Spaniern außerordentlich: Noch im gleichen Jahr brandschatzen die Truppen den Rittersitz Kolk, um Stephan zu ergreifen. Dieser kann sich jedoch in einer dramatischen Flucht rechtzeitig in die Sümpfe des Uedemer Bruches retten. Sein Sohn, Jobst Gerhard, wichtiger Geldgeber des Großen Kurfürsten, intensiviert die traditionell guten Beziehungen zu den Brandenburgern und vermehrt politischen Einfluss und Wohlstand der Familie erheblich, indem er unter anderem umfangreiche Ländereien in der Mark Brandenburg erwirbt, die bis 1945 Lebensmittelpunkt der Familie blieben.
Der Rittersitz Kolk, zu dessen Besitzern auch der einzige Duzfreund Kaiser Wilhelm II., Philipp Fürst zu Eulenburg und Hertefeld, zählte, befindet sich bis heute, seit seiner Gründung vor mehr als 650 Jahren, im Besitz der Familie Hertefeld und ihrer Vorfahren. Ab 2001 wurde es nach umfangreichen Forschungen in den überlieferten Materialien und Techniken wiederhergestellt und als Wohnsitz des derzeitigen Eigentümers der Familie Hertefeld eingerichtet.“
(www.uedem.de)

1484: Mitgift „Haus den Kolck, gelegen in Vdemre Brouck“ (Archiv Haus Hertefeld, Nr. 2) (Frankewitz, S. 55)

Baudenkmal
Das Objekt Wohnhaus „Haus Kolk“ und das Stallgebäude im Uedemerbruch (Haus Kolk 1, vormals An der Ley 14, 47589 Uedem) ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste der Gemeinde Uedem, Nr. A/08/03/86, Eintragung vom 13.03.1986, vgl. www.uedem.de, Denkmalliste).

(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2012)

Internet
www.uedem.de: Haus Kolk (abgerufen 18.07.2011)
www.uedem.de: Haus Kolk in der Denkmalliste der Gemeinde Uedem, PDF-Datei mit einer Ansicht von 1986, vor der umfassenden Restaurierung (abgerufen 20.06.2012)

Literatur

Frankewitz, Stefan (2007)
Landesburgen, Burgen, Schlösser und Feste Häuser bis 1500 im Spiegel der Schriftzeugnisse. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IV.12.) Bonn.
Herzog, Harald (2010)
Haus Kolk in Uedem. Ein Beispiel für die Zusammenführung von Natur- und Kulturerbe. In: Burggraaff, Peter; Gregarek, Heike.; Kleefeld, Klaus-Dieter u. Wiemer, Karl-Peter (Red.): Der Niederrhein. Natur- und Kulturerbe. Dokumentation der Tagung vom 10.-12. November 2009 in Xanten, Ratssaal, S. 145-153. Köln.

Haus Kolk in Uedemerbruch

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Haus Kolk / An der Ley
Ort
47589 Uedem - Uedemerbruch
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, Auswertung historischer Schriften
Historischer Zeitraum
Beginn 1275 bis 1319

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„Haus Kolk in Uedemerbruch”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-3703-20110112-2 (Abgerufen: 20. April 2024)
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