Glauberg bei Glauburg-Glauberg am Ostrand der Wetterau (Wetteraukreis)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie, Denkmalpflege, Landeskunde, Museen
Gemeinde(n): Büdingen, Glauburg
Kreis(e): Wetteraukreis
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 50° 18′ 35,17″ N: 9° 00′ 38,62″ O 50,30977°N: 9,01073°O
Koordinate UTM 32.500.763,79 m: 5.573.073,29 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.500.838,80 m: 5.574.863,52 m
  • Blick auf die Südostflanke des Glaubergs in Glauburg-Glauberg (2010)

    Blick auf die Südostflanke des Glaubergs in Glauburg-Glauberg (2010)

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  • Blick auf den Nordostwall vom Inneren der Wallanlage an der Nordostseite des Bergplateaus des Glaubergs in Glauburg-Glauberg (2010)

    Blick auf den Nordostwall vom Inneren der Wallanlage an der Nordostseite des Bergplateaus des Glaubergs in Glauburg-Glauberg (2010)

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  • Blick auf den ersten rekonstruierten Grabhügel und das Museum "Keltenwelt am Glauberg" von Südosten in Glauburg-Glauberg (2010)

    Blick auf den ersten rekonstruierten Grabhügel und das Museum "Keltenwelt am Glauberg" von Südosten in Glauburg-Glauberg (2010)

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Topographie
Der Glauberg ist ein letzter Basaltausläufer des vulkanischen Vogelbergmassivs. Er erhebt sich mit 271 Metern über dem Meeresspiegel am Rande der fruchtbaren Lößlandschaft der Wetterau, etwa 30 Kilometer nordöstlich von Frankfurt. Eine zum Teil mächtige, insgesamt 1,5 Kilometer umfassende Ringwallanlage umzieht das 8 Hektar große Glaubergplateau. An der Nordseite des Berges zieht ein Wallsystem, der sogenannte Annex, hangabwärts und staut im Winkel eine Quelle auf.

Forschung
Die mächtigen Wallanlagen wurden bereits früh als solche erkannt, aber Bauart, Phasen und Datierung waren lange unklar. Die Grabungsdokumentation und Funde der ersten systematischen Großgrabungen unter Heinrich Richter in den Jahren 1933 bis 1939 verbrannten in den letzten Kriegstagen. Neue Grabungen zwischen 1985 und 1998 durch das Landesamt für Denkmalpflege Hessen unter Fritz-Rudolf Herrmann sowie die Auswertung durch Holger Baitinger ergaben eine mehrphasige Befestigungsanlage. 1994 bis 1999 wurden außerdem am Hangfuß des Glaubergs zwei Grabhügel mit insgesamt drei Bestattungen, ein Grabensystem sowie die sogenannte Prozessionsstraße ausgegraben. Schließlich fanden von 2002 bis 2009 mehrere Grabungen und Begehungen der Universität Mainz unter Christopher Pare und Leif Hansen im Annexbereich und Außengelände statt.

Besiedlungsphasen
1. Neolithikum (Rössen; Michelsberg)
Die ersten Besiedlungsspuren stammen aus der Rössener Zeit, dem 5. Jahrtausend v. Chr.
Bereits im 4. Jahrtausend v. Chr. (Michelsberger Kultur) war der Glauberg großflächig und intensiv besiedelt, am sanft abfallenden Nordosthang wahrscheinlich durch einen kleinen Vorwall gesichert.

2. Bronzezeit (Ha B)
Aus der Urnenfelderzeit stammt die erste Abschnittsbefestigung im Nordosten des Berges. Herausragende Funde wie bronzene Gewandnadeln, Messer, Lanzenspitzen sowie ein Schuhgefäß belegen eine bedeutende Höhensiedlung des 1. Jahrtausends v. Chr.

3. Eisenzeit (Ha D2 bis LT B)
Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. wird das gesamte Glaubergplateau ringsum mit einer Pfostenschlitzmauer befestigt. Der Haupteingang, ein Tangentialtor („Stockheimer Pforte“), ist im Norden am sanft abfallenden Hang sichtbar, weitere Eingangsbereiche sind zu vermuten.
Die erste Befestigung mit der Innenbebauung fiel einem großen Brand zum Opfer. Eine gleichartige Mauer wurde deshalb im 5. Jahrhundert v. Chr. neu errichtet.
In diese für den Glauberg bedeutendste Ausbauphase fallen auch Grabenaushub und Aufschüttung des Annex im Norden sowie mächtige, teilweise unterbrochene Erdwälle mit bis zu 20 Meter breiten Gräben im Süden des Berges, die auch den im Südwesten liegenden Hügel „Enzheimer Kopf“ mit einschließen. In die so enstandene, mindestens 150 bis 200 Hektar große Fläche einbezogen sind Grabhügel 1 mit Kreisgraben (äußerer Durchmesser 68,25 Meter), einem komplexem Grabensystem und zwei 350 Meter parallel laufenden, 7 Meter breiten und 3 Meter tiefen Gräben (sog. „Prozessionsstraße“) sowie der 250 Meter südlich von Hügel 1 liegende Grabhügel 2 (Durchmesser circa 24 Meter).
In Grabhügel 1 fanden sich zwei Bestattungen aus der letzten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr., in Grabhügel 2 eine weitere. Alle Toten sind durch die Mitgabe von Waffen als Krieger gekennzeichnet. Handwerklich einzigartige und exquisite Beigaben teilweise aus Gold, Bronze, Eisen, Koralle, Holz, Leder und Textilien charakterisieren die Toten als Angehörige einer frühkeltischen Elite. Besonders der Tote aus Grab 1 fällt durch seine einzigartige Ausstattung auf. Am westlichen Grabenfuß von Grabhügel 1 fand sich die nahezu komplette, vollplastische Sandsteinstatue eines keltischen Kriegers mit sogenannter Blattkrone, deren Ausstattung der des Toten in Grab 1/Grabhügel 1 verblüffend ähnelt. Fragmente von drei weiteren Statuen wurden ebenfalls in diesem Bereich gefunden.

4. Nachrömische Zeit
Im 3./4. Jahrhundert v. Chr. scheint die keltische Besiedlung auszulaufen. Erst wieder ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. sind vom außerhalb des Limes liegenden Glauberg Siedlungsspuren bekannt. Qualitätvolle Funde zeigen, dass der Glauberg im 4./5. Jahrhundert vermutlich Sitz eines alamannischen Kleinkönigs war. Funde aus dem 7./8. Jahrhundert sprechen für eine erneute Besiedlung mit neuer Befestigung. Im Hochmittelalter wurde der ganze Berg zweimal neu befestigt und teilweise zu einer urkundlich bezeugten stauferzeitlichen Reichsburg (um 1241) umgestaltet, die bereits ein Jahrzehnt später wieder aufgegeben wurde. Aus dieser Zeit sind auf dem Plateau die steinernen Überreste von Kellern, Gebäuden und einem Tor („Enzheimer Pforte“) zu sehen.

Direkt am Fundort eröffnete 2011 das Dezentrale Archäologische Landesmuseum der hessenARCHÄOLOGIE: Die „Keltenwelt am Glauberg: Museum – Archäologischer Park – Forschungszentrum“. Das Museum zeigt die keltischen Relikte des Glaubergs, im 37 Hektar großen Archäologischen Park sind unter anderem der rekonstruierte Grabhügel 1 sowie Plateau und Wallanlagen frei begehbar.

(Ines Balzer, hessenARCHÄOLOGIE, 2014)

Internet
keltenwelt-glauberg.de: Keltenwelt am Glauberg. Museum – Archäologischer Park – Forschungszentrum (abgerufen 25.09.2014)

Literatur

Baitinger, Holger (2010)
Der Glauberg – ein Fürstensitz der Späthallstatt-/Frühlatènezeit in Hessen. (Materialien zur Vor- und Frühgeschichte von Hessen 26 (Glauberg-Studien 1).) Wiesbaden.
Baitinger, Holger; Herrmann, Fritz-Rudolf (2012)
Der Glauberg am Ostrand der Wetterau. (Archäologische Denkmäler in Hessen, 51.) Wiesbaden (4. Auflage).
Baitinger, Holger; Pinsker, Bernhard (Red.) (2002)
Das Rätsel der Kelten vom Glauberg. Glaube – Mythos – Wirklichkeit. Frankfurt a.M..

Glauberg bei Glauburg-Glauberg am Ostrand der Wetterau (Wetteraukreis)

Schlagwörter
Fachsicht(en)
Archäologie, Denkmalpflege, Landeskunde, Museen
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, Archäologische Grabung, Archäologische Prospektion, Auswertung historischer Schriften
Historischer Zeitraum
Beginn -4500, Ende nach 1256

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„Glauberg bei Glauburg-Glauberg am Ostrand der Wetterau (Wetteraukreis)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-103924-20140925-2 (Abgerufen: 16. April 2024)
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