Burgruine Ruppertstein bei Lemberg

Ruppertsfelsen

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde, Architekturgeschichte
Gemeinde(n): Lemberg
Kreis(e): Südwestpfalz
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 11′ 12,55″ N: 7° 41′ 9,88″ O 49,18682°N: 7,68608°O
Koordinate UTM 32.404.257,60 m: 5.449.055,00 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.404.294,90 m: 5.450.795,55 m
  • Rest der Viehtränke

    Rest der Viehtränke

    Fotograf/Urheber:
    Martin Wenz
    Medientyp:
    Bild
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Die frei zugängliche Burgruine liegt etwa zwei Kilometer östlich des Ortes Ruppertsweiler und ist vom Parkplatz südöstlich des Ortes auf ausgeschildertem (rotes Dreieck) Fußweg zu erreichen. Der Burgfels befindet sich in Gipfellage auf dem nordöstlichen Ausläufer des Hummelberges. Der ursprüngliche Bergname Ruprehtisberc ist wohl älter als die Burg selbst. Für die Burgruine hat sich später der Name Ruppertstein, im Volksmund Ruppertsfelsen eingebürgert.

Baubeschreibung
Geschichte

Baubeschreibung
Die zweigeteilte Burg Ruppertstein wurde auf und um eine fünfteilige Felsgruppe errichtet. Die Anlage setzte sich aus einer Oberburg auf dem östlichen Felsplateau und einer Unterburg am nördlichen und östlichen Felsfuß zusammen. Eine Bebauung der Südseite verbot sich von selbst, da hier das Gelände rasch sehr steil ins Tal abfällt. Ob der westlich vorgelagerte große Felsklotz tatsächlich in Gänze die Befestigung einbezogen war, ist anzunehmen, jedoch nicht konkret nachgewiesen. Zwischen diesem und der Westseite des Hauptfelsens ist ein äußerer Burghof anzunehmen. Er wird auf der Nordseite von drei kleineren Felsblöcken begrenzt. Zwischen dem östlichen dieser niedrigen Felsen und der Westecke des Hauptfelsens ist ein nur wenige Meter breiter Durchgang vorhanden.

Unterburg
Da archäologische Untersuchungen im inneren Bereich der Unterburg des Ruppertstein bisher unterblieben, bleibt die Frage, wie weit der Innenraum zwischen dem eigentlichen Burgfelsen und seinem westlichen Nachbarn bebaut war, unbeantwortet. Für die äußere Begrenzung gibt es zumindest einige Hinweise. Die in Plänen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Verlängerung der drei kleinen Felsblöcke zu erkennende Quadermauer mit einer schalenturmartigen Ausbuchtung ist heute oberirdisch vollkommen verschwunden. Am Westende winkelte der Mauerzug in südliche Richtung ab. Dies bezeugt zumindest eine südliche und westliche Unterburgbegrenzung. Wahrscheinlich lag – im Bereich des damaligen und heutigen Zugangswegs – hier ein äußeres Burgtor, das den geräumigen Hof zwischen Hauptfelsen und seinem westlichen Nachbarn erschloss.
Die Ringmauer der Unterburg ist ansonsten weitgehend abgegangen. Sie folgte in ihrem weiteren Verlauf sicherlich der äußeren Kontur der Terrasse und endete im Nordosten am hoch aufragenden Burgfelsen.
Der mutmaßliche zweite Torbau zum vor der Nordseite des Hauptfelsens liegenden (hinteren) Hof der Unterburg ist ebenfalls völlig verschwunden. Wahrscheinlich nutzte dieser die vorhandenen Gegebenheiten im Bereich des schmalen Durchgangs zwischen den beiden Felsen aus. In diesem Areal befindet sich am westlichen Drittel der Nordwand des Hauptfelsens eine beschädigte, aus dem Gestein gehauene Viehtränke.
Nur wenige Meter führt eine neuzeitliche Steintreppe an Stelle der hier ursprünglich vorhandenen zerstörten Holztreppe zum Plateau, das die Oberburg trug.
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Aufgang und Plattform der Oberburg
Die vorgenannte Sandsteintreppe führt im Zentrum der südlichen Felswand des Oberburgfelsens in westlicher Richtung ansteigend zu dem kleinen ausgehauenen Torbau auf halber Höhe des Hauptfelsens. Offensichtlich hatte die ursprüngliche Holztreppe eine andere Steigung und Breite als die heutige Steintreppe. Darauf verweisen in den Fels eingearbeitete Kanäle von zwei vorkragenden Balken. Diese trugen ursprünglich ein hölzernes Podest, dessen Nordwestseite durch den hier fast rechtwinklig vorspringenden Westteil des Burgfelsens begrenzt wurde. Die hier senkrechten Felswände sind glatt abgearbeitet und weisen Spuren einer Aufzugsvorrichtung auf.
Der weitere Aufgang führt in südöstlicher Richtung in einen kurzen, aus dem Felsen flachbogig ausgehauenen Gang. Das untere Ende des Treppenstollens war mit einem Tor identisch. Dies belegen Riegellöcher in der Felswand. Das obere Ende des Treppengangs sicherte eine falltürartige rechteckige Klappe. In geöffnetem Zustand konnte dieser Verschluss in der Felswand oberhalb des Schachtendes arretiert werden. Anschließend führt die aus dem Felsen gehauene Treppe in einem nach oben offenen Schacht mit senkrechten Felswänden bis zur Plattform hinauf. Ob der obere Treppenausgang innerhalb eines Gebäudes lag ist anzunehmen, jedoch ohne weitere Grabung nicht nachzuweisen.

Die Plattform der Oberburg zeigt kein aufgehendes Mauerwerk mehr. Gut sichtbar ist ein Fundament, das in Verlängerung der westlichen Treppenwange nach Süden führt. Insbesondere an der West- und Nordkante der Felsplattform sind ähnliche Fundamentrillen erkennbar. Sie lassen auf ein größeres Gebäude schließen. Darauf verweist auch eine Türschwelle im Fundamentverlauf.
Der Wasserversorgung diente eine Zisterne. Sie befindet sich nahe des Plattformnordrands. Die weitgehend verschüttete Zisterne befand sich wohl im Innern des vorgenannten Gebäudes.
Im zentralen Ostteil der Plattform wurde eine rechteckige Keller- oder Speichergrube aus dem Felsen geschrotet.
Das gänzliche Fehlen aufgehenden Mauerwerks auf der Oberburg und das Fehlen von Versturzmaterial am Felsfuß deuten auf einen planmäßigen Abbruch der Ruine nach der Burgzerstörung oder der Auflassung hin. Nur südlich unterhalb des Hauptfelsens sowie nördlich der vorgelagerten kleinen Felsen finden sich Ansammlungen von – allerdings nur grob behauenen – Quadern. Bebauungsspuren auf dem Plateau des westlichen großen Felsens konnten bisher nicht nachgewiesen werden.

Geschichte
Im Gegensatz zu den meisten Burgen im pfälzischen Raum sind wir im Falle Ruppertstein recht gut über den Gründungsvorgang unterrichtet. Der Burgenbau steht offensichtlich im Zusammenhang mit der hochmittelalterlichen Ostgrenze des zweibrückischen Territoriums. Dies ergibt sich aus der Tatsache, dass am 9. Januar 1198 der Abt vom Kloster Hornbach im Tausch gegen andere Güter dem Grafen Heinrich von Zweibrücken zwei Berge übergeben hatte. Diese beiden Gutinberc und Ruprehtisberc genannten Erhebungen sollten zur Anlage von Befestigungen dienen.
Auf dem Gutenberg entstanden dementsprechend in der Folgezeit, wohl kurz nach 1200, die beiden Burgen. Burg Ruppertstein baute man vor allem auf, aber auch um den hochaufragenden Buntsandsteinfels, der noch heute den Burgberg dominiert. Im Gegensatz zur Gründung sind wir jedoch über die weitere Geschichte nicht informiert. Auch Ministeriale oder Burgmannen sind unbekannt. Dies gilt auch für Hugo von Finstingen, der bis zum 16. Juli 1275 unter anderem das naheliegende Dorf Ruppertsweiler als zweibrückisches Lehen besaß. In der Lehnsurkunde bleibt die Anlage auf dem Rupprechtsberg unerwähnt.
Bemerkenswert ist, dass in einer Beschreibung des Burgfriedenbezirks der Burg Lemberg 1391 die Anlage nicht genannt wird, obwohl die Grenze des Bezirks direkt an ihr vorbei führt. Trotz dieser Tatsache scheint die Burg damals noch bestanden zu haben, wie der Fund von Ofenkachelresten des 15. Jahrhunderts im Burgareal vermuten lässt. Dementsprechend ist anzunehmen, dass der Ruppertstein frühestens im Spätmittelalter aufgegeben oder zerstört wurde. Eine Zerstörung im Bauernkrieg, wie vielfach vermutet, lässt sich nicht nachweisen, ist letztlich Spekulation.
Um 1900 suchte man den Burgfelsen zugänglich zu machen und errichte eine Steintreppe zum Felsplateau, die 2007 durch die Verbandsgemeinde Pirmasens-Land saniert wurde.

Kulturdenkmal
Im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Südwestpfalz ist folgender Eintrag zu finden: „Burgruine Ruppertstein nordöstlich der Ortslage (Denkmalzone): Vorburg zur Lemburg, 12./13. Jh., Mauerrreste und Zisterne erhalten“ (GDKE 2019, S. 29).
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(Jürgen Keddigkeit, Bezirksverband Pfalz, 2019)

Literatur

Anschütz, Ferdinand (1952)
Das Dorf Lemberg im Pfälzerwald. S. 74-76, Pirmasens.
Bergner, Steffen; Keddigkeit, Jürgen; Wenz, Martin (2007)
Ruppertstein. In: Pfälzisches Burgenlexikon Band 4.1, S. 361-369, Kaiserslautern.
Dellwing, Herbert; Kubach, Hans E. (1981)
Die Kunstdenkmäler des Kreises Pirmasens. 2: Die Kunstdenkmäler der Stadt und des ehemaligen Landkreises Zweibrücken. ( Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz, Teilband 7.) S. 475 f., München.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2019)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Südwestpfalz. Denkmalverzeichnis Kreis Südwestpfalz, 8. Januar 2019. S. 29, Mainz.
Guth, Emil (2005)
Die Ruine Ruppertstein. In: Heimatkalender für das Pirmasenser und Zweibrücker Land, seine wechselvolle Geschichte und seine entwicklungsfreudige Gegenwart 33, S. 239-242, o. O.
Guth, Emil (1989)
Unser Dorf Ruppertsweiler. Die geschichtliche Entwicklung des Dorfes von der Gründung bis zur Gegenwart. S. 73-86, Ruppertsweiler.
Mehlis, Christian (1902)
Von den Burgen der Pfalz. S. 2,78 u. 101, Freiburg/Leipzig.
Pfälzische Kreisgesellschaft des bayerischen Architecten- und Ingenieur-Vereins (Hrsg.) (1895)
Die Baudenkmale in der Pfalz. Band 5. S. 144-146, Ludwigshafen am Rhein 1884-1898.
Pöhlmann, Karl (1914)
Entstehung der Burg Lemberg bei Pirmasens. In: Westpfälzische Geschichtsblätter 18, S. 21 f., o. O.
Wenz, Martin (1992)
Der Ruppertstein. In: Wasgau-Blick 20, S. 329-331, o. O.
Wenz, Martin (1990)
Der Drachenfels und die Felsenburgen der Nordvogesen. Band 2. S. 53 f., Wörth am Rhein.

Burgruine Ruppertstein bei Lemberg

Schlagwörter
Ort
66969 Lemberg
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde, Architekturgeschichte
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Archivauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1100 bis 1299

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„Burgruine Ruppertstein bei Lemberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-290236 (Abgerufen: 16. Mai 2024)
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