Wipperhalle und Sieberei der Zeche Zollverein 12 in Katernberg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Essen (Nordrhein-Westfalen)
Kreis(e): Essen (Nordrhein-Westfalen)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 29′ 13,07″ N: 7° 02′ 37,25″ O 51,48696°N: 7,04368°O
Koordinate UTM 32.364.173,58 m: 5.705.794,20 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.572.536,40 m: 5.706.339,33 m
Mit 30 Metern Spannweite überspannen die Rahmen der 1931 erbauten Wipperhalle (Architekten Schupp/Kremmer) einen der größten in der Querausdehnung ungeteilt wahrnehmbaren Räume der Schachtanlage. Unterteilt durch zwei Geschossdecken waren auf der oberen Ebene vier Kopfwipper aufgestellt, die das Fördergut auf die Rollenroste und Schwingsiebe der Sieberei entleerten.

Als ein in Konstruktion und Gebäudeabmessungen eigenständiger Gebäudekörper ist die der Wipperhalle vorgelagerte Lesebandhalle ausgebildet. Die fünf Lesebänder mit einer Länge von je 15 Metern sind ebenso wie die anderen technischen Ausstattungsstücke der Gründungszeit in diesem Funktionsbereich nicht erhalten. Wipper- und Lesebandhalle waren wie der Wagenumlauf aufgeständert und konnten zur Verladung der Stückkohle und Berge von Eisenbahnwaggons unterfahren werden. Beide Hallen hatten jedoch im Erdgeschoss wohl nachträglich eingefügte, seitliche Wandschürzen, die zur Eindämmung der aus dem Verladebetrieb resultierenden Kohlestaubwolken dienten. Nach Aufgabe des Lesebandbetriebes (1960) wurde die Halle im Erdgeschossbereich auch an den Stirnseiten durch Wände geschlossen.

Der baulich-technische Zustand wird in diesem Bereich der Schachtanlage geprägt durch Ein- und Anbauten, die aus dem Übergang zur Skipförderung resultieren. Im Hof zwischen den Flügeln des Wagenumlaufs wurde 1958 eine Schrägbandbrücke für den Rohkohlenbandabschnitt 2 montiert. Die erhaltenen Bänder, die als Ersatz für den Wagenumlauf dienten, förderten die Rohkohle aus dem Bereich der Schachthalle zu den Sieben der Sieberei, die in einem neu geschaffenen Anbau in Verlängerung der Schrägbandbrücke seitlich an die Wipperhalle aufgestellt wurden.

Ausstattung: Im Anschluss an die beiden Rohkohlebänder ist eines der Siebe (Wedag, 1984) erhalten. An das Sieb schließt sich ein kurzes Leseband zur Aussortierung der Berge an. Zur Weiterverarbeitung der Stückkohle dient ein Zweiwalzenbrecher (Wedag, 1976). Das gebrochene und gesiebte Fördergut wanderte weiter auf die zur Wäsche führenden Rohkohlenbänderabschnitte 3 und 4. Im Bereich der Siebe und Walzenbrecher ist auch die Übergabestation der Rückkohlenbänder angeordnet. Wipperhalle und Sieberei wurden 1992/93 umgebaut für eine Probebühne im Obergeschoss (ehemalige Lesebandhalle) und Läden/Büros sowie Räume für Aktivitäten der benachbarten Stadtteile im Erdgeschoss. Die Glaswände an der Stirnseite des Erdgeschosses sollen zeigen, dass hier ursprünglich die Eisenbahnwaggons zur Beladung unter das Gebäude fuhren. Für die Probebühne musste die Lesebandhalle durch zwei neue Querwände vom Wagenumlauf abgeteilt werden.

(Walter Buschmann, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2010)

Literatur

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Wipperhalle und Sieberei der Zeche Zollverein 12 in Katernberg

Schlagwörter
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kein
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1931

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„Wipperhalle und Sieberei der Zeche Zollverein 12 in Katernberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/P-WBuschmann-20090714-0007 (Abgerufen: 21. Mai 2024)
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