Der letzte und größte barocke Schlossbau des Kölner Kurfürsten Clemens August wurde 1755 bis auf den Innenausbau fertig gestellt. Es befand sich im Herzen des Bonner Stadtteils Röttgen, umgeben vom Kottenforst. Vielleicht war es der fehlenden Inneneinrichtung geschuldet, dass das Schloss jedoch nie bewohnt wurde.
Herzogsfreude sollte als Jagdschloss für die damals hoch angesehene Parforcejagd dienen. Im Waldgebiet des Kottenforstes gelegen, bot es sich für diesen Zweck vorbildlich an. Rund ein viertel Jahrhundert zuvor ließ Clemens August den Kottenforst erstmals systematisch vermessen, um ein gitterförmiges Wegenetz hauptsächlich für Jagdzwecke anzulegen.
Mit einer Länge von 70 Metern und 19 Fenster-Achsen (allein das Hauptgebäude ohne Seitenflügel) war das Schloss das größte, welches vom Kurfürsten Clemens August in Auftrag gegeben wurde. Sternförmig strahlten Alleen in alle Himmelsrichtung, in ihrem Zentrum Schloss Herzogsfreude. Gelegenheit sein Schloss zu beziehen, geschweige denn zu bewohnen bekam der 1761 verstorbene Kurfürst nicht mehr.
Als 1794 der letzte amtierende Kölner Kurfürst, Maximilian Franz von Österreich, vor den einmarschierenden französischen Besatzern Reißaus nahm, wurde die Parforcejagt obsolet und das Jagdschloss wurde aufgegeben.
Ab diesem Zeitpunkt wurde der französische Staat Eigentümer des leerstehenden Schlosses und versteigerte dieses im Jahr 1804 im Zuge einer öffentlichen Auktion.
Unter dem neuen Namen „les restes du château des Roetgen“ kaufte ein Bonner Dachdecker, Peter Lander, für 3.550 Franc das ehemalige Jagdschloss. Er zerlegte das stolze Bauwerk in dessen Einzelteile, um Ziegel, Steine, Bodenbeläge, die Kupferbedachung und weitere Baumaterialien gewinnbringend zu verkaufen, bis das Schloss im Jahr 1810 bereits fast vollkommen verschwunden war. Ein großer Teil der Steine ist in der Bausubstanz der Zitadelle Wesel wiederzufinden.
Relikte eines verschwundenen Schlosses
Heute erinnern nur noch die sternförmig aufeinander zulaufenden Straßen an das ehemalige Jagdschloss Herzogsfreude und dessen Standort. Weder Ruinen noch Überreste sind vom eigentlichen Schloss übriggeblieben.
Bauliche Elemente, welche im Zuge des Schlossbaus entstanden sind, wie beispielsweise das Jägerhäuschen, oder die an der Reichsstraße gelegene Sankt-Venantius-Kapelle, sind jedoch bis heute erhalten geblieben. Namen im Röttgener Straßenbild wie Schlossplatz, Kurfürstenplatz oder Herzogsfreudenweg lassen erahnen, dass hier einst ein prächtiger Schlossbau gestanden haben muss.
Ein Bronzemodell auf dem Schlossplatz in Röttgen, welches die ehemalige Architektur des Schlosses nachbildet, dient seit 1984 als Denkmal und Reminiszenz an Clemens Augusts letztes Schloss.
(Jan Kapfer, LVR-Redaktion KuLaDig, 2020)
Quellen
- Carsten Polanz: Herzogsfreude – ein nie genutztes Schloss. In: Bonner General-Anzeiger vom 10./11. April 2004
- Barbara Hausmanns: Auf der Suche nach einem verlorenen Schloss. In: Bonner General-Anzeiger vom 11./12. September 2004