Alte Quelle, Wasserversorgung von Burg Blankenheim

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie
Gemeinde(n): Blankenheim (Nordrhein-Westfalen)
Kreis(e): Euskirchen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 26′ 45,87″ N: 6° 38′ 57,43″ O 50,44607°N: 6,64929°O
Koordinate UTM 32.333.103,86 m: 5.590.869,63 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.546.162,72 m: 5.590.228,23 m
  • Blankenheim, Alte Quelle mit Schutzgebäude (2018)

    Blankenheim, Alte Quelle mit Schutzgebäude (2018)

    Copyright-Hinweis:
    Marcel Zanjani, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
    Fotograf/Urheber:
    Marcel Zanjani
    Medientyp:
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  • Blankenheim, Alte Quelle. Quellfassung unter dem Schutzgebäude (2018)

    Blankenheim, Alte Quelle. Quellfassung unter dem Schutzgebäude (2018)

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Die Blankenheimer Herrschaft war in den Jahren 1468/1469 durch Erbschaft an Graf Dietrich III. von Manderscheid-Blankenheim gegangen. Zur Versorgung seiner Burg in Blankenheim baute dieser eine Fernwasserversorgung zur Burg, den Tiergartentunnel. Er ließ eine rund einen Kilometer entfernt liegende Quelle im Tal „In der Rhenn“ fassen und deren Wasser in einer Holzrohrleitung zu einem neuen Wasserbehälter im Burghof leiten. Die Leitung hatte in ihrem Verlauf ein 12 Meter tiefes Tal und daran anschließend einen 15 Meter hohen Bergsporn ‒ den Tiergarten ‒ zu durchqueren.
In einem kleinen Tal oberhalb von Blankenheim, dessen beziehungsreicher Name „In der Rhenn“ auf einen gewissen Wasserreichtum hinwies, tritt noch heute Wasser an die Oberfläche (analog zum „Rhein“ geht die Bezeichnung „Rhenn“ wohl auf das alt- bzw. mittelhochdeutsche Rīn zurück, welches vom vorgermanischen Reinos für „Fluß, Strom“ stammt, vgl. Berger 1993, S. 222). Auch auf den historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (Tranchot / von Müffling) von 1808/09 ist diese Stelle als Font Vieille (= „alte Quelle“) bezeichnet (vgl. Kartenansicht).

Archäologische Untersuchungen
Im Jahr 2001 wurden hier archäologische Ausgrabungen durchgeführt. Das Ergebnis zeigte, dass die Quelle am Fuße des Hanges am Rande einer breiten Terrasse zutage trat. Als künstlicher Einbau war hier lediglich der Hangfuß auf Terrassenniveau ein paar Meter zurückzuverlegen. Danach errichtete man parallel zum Hang eine 2,7 Meter hohe und 15,4 Meter lange Mauer im Mörtelverband, an die an beiden Enden Flügelmauern angeschlossen waren. Diese Flügelmauern reichten 6 Meter in den Hang hinein, sie bildeten also mit der Frontmauer zusammen ein großes, breit gezogenes U. Damit ließ sich der Wasserhorizont auf eine Breite von 16 Metern auffangen. Durch diese außergewöhnliche Breite der Wasserfassung war das relativ geringe Wasseraufkommen des Quellhorizontes stark erhöht worden.
In den U-förmigen Mauerzug war parallel zur Frontmauer eine weitere Mauer eingezogen worden, die aber keinen Mörtelverband aufwies. Diese Trockenmauer bildete zusammen mit der Frontmauer und den Flügelmauern die Brunnenstube. Durch die unteren Lagen der Trockenmauer sickerte das im Hang auf einer wasserundurchlässigen Schicht talwärts fließende Wasser in die Brunnenstube und wurde hier aufgefangen und aufgestaut. Eine starke Tonpackung umschließt die Frontmauer wie auch die Flügelmauern an den Außenseiten, um einem unerwünschten Wasserverlust vorzubeugen.

Die 16 Meter lange Brunnenstube war durch zwei weitere Trockenmauern in drei Kammern geteilt. Rechts und links zwei größere Quellkammern (4 Meter bzw. 8 Meter lang) und dazwischen eine Wasserentnahmekammer von 1,7 Metern Länge. In der Entnahmekammer schloss sich das erste Holzrohr der Druckleitung an.
Die beiden Quellkammern waren mit faustgroßen Steinen verfüllt, um eine Grobfilterwirkung zu erzeugen. Da die drei Kammern durch Trockenmauern verbunden waren, stieg das eindringende Wasser in der gesamten Brunnenstube gleichmäßig an. In der Frontmauer sind zum Schutz des Innenverputzes im Bereich der Trennmauern die Grauwackeplatten über die gesamte Höhe des Verputzes verlegt worden. Beide Trennmauern waren im Sohlenbereich mit Durchlasskanälchen versehen, so dass auch hier ein Wasseraustausch zwischen den Kammern stattfinden konnte.

Die Ausgrabung der Brunnenstube brachte im Nordostende der Trockenmauer Reste eines Vorgängerbaus an das Tageslicht. Das zeigte, dass man bei einer Wiederherstellung der Brunnenstube den erhaltenen Teil eines Vorgängerbaus überbaut hat. Der Neubau wurde aber größer und erhielt eine leicht veränderte Ausrichtung im Talhang. Deshalb befindet sich der ältere Mauerrest in einer leicht schrägen Lage zum Neubau.
Die Untersuchungen von geborgenen Hölzern der Wasserleitung durch dendrochronologische Untersuchung ergab, dass die Wasserleitung um 1468/69 bereits in Betrieb war.

(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2018)

Hinweise
Die Alte Quelle ist eingetragenes Bodendenkmal (Blankenheim, Nr. B 21; 4/5; LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, Nr. EU 215) und war Station der Archäologietour Nordeifel 2018.

Internet
www.blankenheim-info.de: Die Brunnenstube, Text von Klaus Grewe (Abgerufen: 21.09.2018)
www.tiergartentunnel.de: Die Brunnenstube, Text von Klaus Grewe (Abgerufen: 21.09.2018)

Literatur

Berger, Dieter (1993)
Duden: Geographische Namen in Deutschland. Herkunft und Bedeutung der Namen von Ländern, Städten, Bergen und Gewässern. (Duden-Taschenbücher, 25.) S. 222, Mannheim u.a..
Frontinus-Gesellschaft (Hrsg.) (2007)
Wasser auf Burgen im Mittelalter. (Geschichte der Wasserversorgung 7.) Mainz.
Grewe, Klaus (2000)
Der Tiergartentunnel von Burg Blankenheim. (Rheinische Kunststätten, Heft 455.) Neuss.
Grewe, Klaus; Schumacher, Wolfgang (2002)
Der Tiergartentunnel-Wanderweg in Blankenheim. (Rheinische Landschaften, Heft 50.) Neuss.

Alte Quelle, Wasserversorgung von Burg Blankenheim

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
In der Rhenn
Ort
53945 Blankenheim
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Bodendenkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Archäologische Grabung, Auswertung historischer Karten
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1468

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„Alte Quelle, Wasserversorgung von Burg Blankenheim”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-283499 (Abgerufen: 16. Mai 2024)
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