Östlich außerhalb der Ortsmitte von Heisingen steht auf der westlichen Hangkante zur Ruhrniederung der Rittersitz Haus Heisingen. Es geht auf einen Oberhof der Abtei Werden zurück. Im 9. Jahrhundert lag der Ort an der Grenze des fränkischen und sächsischen Siedlungsgebiets, und der so genannte Hof Coefeld (auch Kofeld) sicherte die Ansprüche der Franken gegenüber ihren Nachbarn. Aus diesem Hofgut entwickelte sich im 11. und 12. Jahrhundert durch Ausbau und Befestigung eine kleine Burg, die ab Beginn des 13. Jahrhunderts ein Mannlehen des Werdener Klosters war. Ihr erster nachweisbarer Aufsitzer war die Familie von Dücker.
1423 belehnte die Abtei den Ministerialen Arnold von Walsum, 1458 gelangte Haus Heisingen in den Besitz Ruprechts Stael von Holstein, der als Vogt und Amtmann der Abtei fungierte. 1709 war die Anlage stark heruntergekommen. Der letzte Ferdinand Wilhelm Stael von Holstein zu Heisingen starb 1696 unverheiratet. Seine Schwester Amalia Eleonore und ihr Mann Georg von Hauben, die im Badischen wohnten, wurden die Erben. Der damalige Werdener Abt Coelestin von Geismar erwarb es für 34.500 Gulden und ließ es zu einem Sommersitz umbauen. Dazu wurde das verfallene Herrenhaus wieder aufgebaut, südwestlich davon ein L-förmiger Wirtschaftstrakt errichtet und das gesamte Areal durch eine Ringmauer umschlossen. Unter Benedikt von Geismar wurde der Eingangsbereich mit einem repräsentativem Portal ausgestattet, das dem barocken Zeitgeschmack entsprach.
Durch Säkularisation kam Haus Heisingen 1803 an den französischen Staat, der die Anlage wie den gesamten Werdener Besitz 1808 an das Großherzogtum Berg abtrat. Durch die Vereinbarungen des Wiener Kongress folgte aber schon 1815 ein weiterer Besitzerwechsel: Haus Heisingen wurde preußisch. Preußen verkaufte es im Jahr 1842 dann an eine Bergwerksgesellschaft, von der es 1891 der Heisinger Kaufmann Sonnenschein erwarb.
Das zweigeschossige Herrenhaus ist aus Bruchstein errichtet worden, teilweise in Backstein ausgebessert. Es weist ein Walmdach und zwei Dachreiter und einen stichbogigem Mitteleingang mit Wappenkartusche oberhalb des Sturzes auf. Die Fenster im ausgebesserten Teil sind stichbogig, die seitlich davon haben Sandsteingewände und geraden Sturz. Die zweiflügelige Vorburg ist teils in Fachwerk, teils massiv gemauert und verputzt, flankiert von der Umfassungsmauer mit Torbogen. Am Schnittpunkt der beiden Vorburgflügel liegt ein zweigeschossiger Bruchsteingebäudeteil auf nahezu quadratischem Grundriss. An die nach Westen liegende Zufahrt grenzt ein Mauerrest, der zu einem 1972 niedergelegten Fachwerkhaus gehört.
In der Nordweststrecke legte Erich Schumacher im Rahmen einer baugeschichtlichen Untersuchung die Fundamentreste eines Rundturmes frei. Die rechteckige, 65 x 45 Meter große Burganlage wird an der Nord- und Südostseite von einer Bruchsteinmauer umgeben. An der Nord-, West- und Südseite sind Einsenkungen bzw. Aufschüttungen (Südostecke) zu erkennen, die auf einem ehemals vorhandenen Graben schließen lassen. Baugeschichtliche Untersuchungen von Günter Binding datieren einzelne Bauphasen der Anlage in das 12./13. Jahrhundert. Die an der Nordwestseite angetroffenen Befunde lassen erwarten, dass bauliche Reste der mittelalterlichen Anlage sowie die Profile ehemals vorhandener Gräben im Boden erhalten sind. Im Westen der Burg lag der Burgort. Anfang des 19. Jahrhunderts stand hier nur noch der Hof Halfmann.
Bau- und Bodendenkmal Haus Heisingen ist eingetragenes Bau- und Bodendenkmal (Essen BauD lfd. Nr. 57, BodD lfd. Nr. 8, LVR-ABR E 41, Eintragungstexte siehe PDF-Dateien in der Mediengalerie).
(LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland / LVR-Fachbereich Umwelt, 2010)
Haus Heisingen. Jahresbericht 1969. In: Bonner Jahrbücher 171, S. 544 f.. Kevelaer.
Leenen, Stefan (2010)
Burgen der Ruhrregion. In: LWL-Museum für Archäologie - Westfälisches Landesmuseum Herne (Hrsg.): Aufruhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen. Das Mittelalter an Rhein und Ruhr, S. 227-248. S. 246 Abb. 28, Mainz.
Lehnhäuser, Anton (1924)
Klöster, Burgen und feste Häuser an der Ruhr. Von Hohensyburg bis zur Ruhrmündung. S. 134-139, Essen.
Rahtgens, Hugo / Clemen, Paul (Hrsg.) (1893)
Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Essen. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 2.3.) S. 311 f., Düsseldorf.
Schumacher, Erich (1975)
Essen, Haus Heisingen. Jahresbericht 1973. In: Bonner Jahrbücher 175, S. 362. Kevelaer.
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