Eine kleine Gemeinde bestand schon im 18. Jahrhundert, 1807 entrichteten fünf Juden Schutzgeld. 1932 waren an die jüdische Gemeinde Schöneberg, Neitersen, Flammersfeld, Busenhausen und Ober-Ingelbach angeschlossen.
Gemeindegröße um 1815: 5 Familien (1807) / 53 (1822), um 1880: 123 (1885), 1932: 92 / 64 (1937), 2006: –.
Bethaus / Synagoge: 1747 wurde die Einrichtung einer ”Judenschule” in einem Privathaus genehmigt. Der 1884 eingeweihte Neubau wurde 1938 zerstört (Angaben vorab nach Reuter 2007).
(LVR-Redaktion KuLaDig, 2015)
Die ehemalige Synagoge in Altenkirchen wurde im Mai 1884 nach zwei Jahren Bauzeit in der Mackenstraße 5, der heutigen Frankfurter Straße, eingeweiht. Sie war nach Osten ausgerichtet, um symbolisch Richtung Tempel in Jerusalem zu weisen. Am Portal an der Westseite der Synagoge wurden die mosaischen Gesetzestafeln in Goldschrift angebracht und an der Ostwand im Innenraum hing der Torah-Schrein mit den Schriftrollen. Die Fenster in Rosettenform erhellten das Innere, in dem 120 Menschen Platz fanden. 1933 lebten noch 565 jüdische Bürger in der Verbandsgemeinde Altenkirchen, wovon 130 aus Altenkirchen kamen.
Die jüdische Gemeinde verschwand in den darauf folgenden Jahren komplett, ebenso auch alle Geschäfte und jeglicher Handel, den die zuvor wertgeschätzten jüdischen Mitbürger in Altenkirchen betrieben. Am 9. November 1938 brannten die Nationalsozialisten, wie überall in Deutschland, auch die Synagoge in Altenkirchen nieder. Einige der Altenkirchener Juden waren schon rechtzeitig ausgewandert, alle die, die noch hier lebten, mussten am folgenden Tag die Trümmer ihrer Synagoge beseitigen und wurden von spottenden Nationalsozialisten gepeinigt. In der Nacht wurden die Juden dann zum Rathaus getrieben und mit genagelten Holzlatten geschlagen, berichtete der jüdische Bürger Walter Grünebaum. 1941 begannen dann die Deportationen und alle noch hier wohnenden Juden wurden wegtransportiert. Damit verschwand jüdisches Leben aus Altenkirchen.
Der Architekt Erich Thomas aus Altenkirchen entwarf 1989 eine Gedenkplatte und 7 Gedenksteine, die am 9. November des Jahres von der evangelischen und der katholischen Kirche am Standort der ehemaligen Synagoge eingeweiht wurden. Jährliche Mahnwachen erinnern an die grausamen Geschehnisse dieser Zeit und zeigen, dass Altenkirchen sich seiner Schuld gegenüber den jüdischen Mitbürgern bewusst ist. An der evangelischen Kirche ist ebenfalls ein Denkmal errichtet worden, um an die Synagoge zu erinnern. 2013 fand am 75-jährigen Gedenktag an die Reichspogromnacht ein Marsch gegen das Vergessen statt, der die ehemaligen Wohn- und Lebensorte der Juden in Altenkirchen ansteuerte und proklamierte, dass nie wieder Antisemitismus in Altenkirchen geduldet werden darf.
(Nina Hassel, Universität Koblenz-Landau, 2015)