Arten auf der Fläche, Maßnahmen und Pflege
Blüh-Aspekte im Jahresverlauf
Historie und Schutzstatus
Arten auf der Fläche, Maßnahmen und Pflege
Die Fläche ist ein Musterbeispiel für die mageren Wiesen der Täler größerer Flüsse, an deren Ufern Sand abgelagert wurde. Auf ihr finden sich die typischen Vertreter der Glatthaferwiesen wieder.
Allein in einer kleinen begrenzten Vegetations-Aufnahmefläche von fünf mal fünf Quadratmetern wurden im Jahr 2024 28 Pflanzenarten gefunden. Nach der Biotopkartierung des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalens von 2019 bringt die gesamte Wirtschaftsfläche auf mindestens 74 Pflanzenarten.
Schon allein die Arten der Gräser sind in der Aufnahmefläche vielfältig. Neben dem Glatthafer (Arrhenatherum elatius) treten auch der Goldhafer (Trisetum flavescens) und der Flaumhafer (Helictotrichon pubescens) in größeren Anteilen auf. Letztere sind, anders als der Glatthafer, auf Wiesen mit höherem Nährstoffeintrag wenig konkurrenzstark.
Ertragreiche, eher auf gedüngten Wiesen und Weiden anzutreffende Gräser wie Deutsches Weidelgras (Lolium perenne), Wiesen-Lieschgras (Phleum pratense) und Wiesen-Rispengras (Poa pratensis) sind hier auch im Bestand, haben aber keinen sehr hohen Mengenanteil.
Weitere Gräser, die anzeigen, dass die Bewirtschaftung ohne regelmäßige Düngung abläuft, treten hinzu: Wolliges Honiggras (Holcus lanatus), Gewöhnliches Ruchgras (Anthoxanthum odoratum) und Rot-Schwingel (Festuca rubra). Es ist auch die einjährige Flaum-Trespe (Bromus hordeaceus) in geringen Anteilen vorhanden, ebenso wie das auf mäßig nährstoffreichen Wiesen und Weiden zu findende Knaulgras (Dactylis glomerata).
Die Gräser bilden die Hauptstruktur der Biomasse und ordnen sich in verschiedene Stockwerke: Rot-Schwingel und Ruchgras im Untergras, Wolliges Honiggras, Goldhafer und Wiesen-Lieschgras im mittleren Stockwerk, ganz nach oben hinaus bilden Glatthafer, Flaumhafer und Knaulgras mit ihren Blütenständen schließlich das obere Stockwerk.
Blüh-Aspekte im Jahresverlauf
Die Wiese hat vom frühen Frühjahr bis in den Spätsommer hinein Blüh-Aspekte: im April und Mai sehen wir neben dem Zartrosa- bis Weiß des Wiesenschaumkrautes (Cardamine pratensis) die hellgelben Blüten der Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris). Es schließt sich im Jahreslauf die Blüte verschiedener, bunter Leguminosen wie Wicken und Klee-Arten, gefolgt vom tupfigen Weiß der Wiesenmargerite (Leucanthemum vulgare) und dem eher zarten weißen Schleier der Blüten des Wiesen-Labkrautes (Galium mollugo) an. Hinzu kommen die Blüten der Acker-Witwenblume (Knautia arvensis), des Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis) und viele mehr.
Später, meist noch in der sehr heißen Spätsommersaison, erblühen die Distel-Arten der Gattungen Cirsium (Kratzdisteln) und Carduus (Ringdisteln). In der Masse dieser Gräser und Kräuter finden andere, unscheinbare Pflanzen Halt und eine Nische, die ihren Bedürfnissen entspricht: Gewöhnliches Hornkraut (Cerastium holosteoides) und Gundermann (Glechoma hederacea) gliedern sich eher am Boden ein, während der Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosa) seine Blütenstände im Stockwerk der Gräser erzeugt. Der Wein-Lauch (Allium vineale) wiederum treibt schon ab März oder April seine bläulich-grünen Blattbüschel aus, bevor die Süßgräser dichter werden und schwankt später auf schlanken Stängeln mit unauffälligen Blütenköpfen zwischen den höheren Gräsern. Die ganze Gemeinschaft an Pflanzen bietet einer Vielzahl wirbelloser Tiere Nahrung und Lebensraum, darunter auch höher spezialisierte Insekten. Während der Vegetationsaufnahme konnte die Knautien-Sandbiene (Andrena hattorfiana) neben anderen Blütenbesuchern auf der Acker-Witwenblume (Knautia arvensis) beobachtet werden. Aber auch viele andere unspektakuläre Pflanzenarten sind wichtig. So ist selbst das verbreitete Gewöhnliche Knaulgras (Dactylis glomerata) Futterpflanze für die Raupen mehrerer Falterarten.
Historie und Schutzstatus
Die „Wiese“ hält sich, obwohl sie seit mehreren Jahren in Beweidung mit Rindern steht, in ihrer Artenzahl und ihrem strukturreichen Aufbau mit Kräutern und Gräsern in einem guten Zustand. Die Fläche ist aufgrund ihrer bemerkenswerten Zusammensetzung an Pflanzenarten ein gesetzlich geschützter Biotop gemäß §30 Bundesnaturschutzgesetz und §42 Landesnaturschutzgesetz Nordrhein-Westfalen sowie ein Flora-Fauna-Habitat-Lebensraumtyp europäischer Bedeutung, nämlich der Lebensraumtyp 6510 Glatthafer- und Wiesenknopf-Silgenwiesen.
(Martina Erzner, Biologische Station Kreis Wesel und Krefeld e.V., 2025. Erstellt im Zuge des Projektes „Kulturhistorische Offenlandbiotope“. Ein Projekt im Rahmen des LVR Netzwerks Kulturlandschaft.)