Lage- und Gebäudebeschreibung
Vorgängerbau und Erbauung des heutigen Hauses
Bewohner des Hauses
Das Ende des Zweiten Weltkrieges
Kultudenkmal
Quellen, Literatur
Lage- und Gebäudebeschreibung
Das Haus mit der Anschrift Kirchstraße 8 ist von der Kirchstraße aus nur fußläufig über eine Treppe zu erreichen, die auf das Niveau des Kirchhofes führt. Der Fahrweg kommt heute - wie auch in früherer Zeit - über einen Abzweig vom Orsfelder Weg. Die niedrige Mauer direkt neben dem Pfarrhaus auf der Seite zum Kirchturm hin markiert ungefähr die Stelle, wo früher die Friedhofsmauer den Kirchen- und Friedhofsbereich abgrenzte. Eine schmale Türe in dieser Mauer ermöglichte dem Pastor einen direkten Weg zwischen Pfarrhaus und Kirche.
Das freistehende Pfarrhaus ist traufseitig zur Kirche hin ausgerichtet. Es besitzt einen rechteckigen Grundriss, ein schiefergedecktes Satteldach, ist halb unterkellert, zweigeschossig und massiv aus Stein erbaut. An der Längsseite befinden sich drei weit auseinander liegende Fensterachsen. Die ebenfalls drei Fensterachsen am Breitgiebel liegen etwas näher zusammen. In der Mittelachse des südlichen Giebels befindet sich die Haustüre, zu der eine circa sechs- bis siebenstufige Basalttreppe hochführt. Im Dachgeschoss sind zwei Fenster in den Giebel eingelassen. Die Fensterstürze (außer auf der Westseite) schließen oben mit einem leichten Bogen und einem kleinen Schlussstein ab (Segmentbogenfenster). Das Haustürgewände ist oben leicht geohrt und trägt die Jahreszahl 1761. Über der Türe ist ein ebenfalls segmentbogenartiges Oberlicht eingebaut.
Gegenüber dem Pfarrhaus steht quer ein langgestreckter, fast rechteckiger, etwas mehr als eingeschossiger Bau mit einem hohen Satteldach. Heute befinden sich darin das Pfarrheim mit Saal, Bücherei, Jugendraum, Sitzungszimmer, einer kleinen Küche sowie eine Autogarage. Dieser Bau entstand zwischen 1813 und 1815 als Stall und Scheune für die jeweiligen Pfarrer, die damals noch Landwirtschaft zum Lebensunterhalt betrieben.
Vorgängerbau und Erbauung des heutigen Hauses
Der Vorgängerbau des heutigen Pfarrhauses lässt sich aufgrund eines erhaltenen Grundsteines (heute auf dem Mauerabschluss rechts neben dem Pfarrhaus) genau datieren: 1622 erbaute der damalige Oberkailer Pfarrer, der Viandener Trinitarier-Pater Peter Ernst Korff ein neues Pfarrhaus. Dieses musste jedoch 1641 schon instand gesetzt werden, wie bei der damaligen Visitation angemahnt wurde. Es hatte danach aber noch rund 120 Jahre Bestand.
Pfarrer Matthias Kontz, der zuvor Kaplan unter seinem Vorgänger Nikolaus Alexander Speltz (1730-1759) war, initiierte nach seiner Amtsübernahme den Neubau des Pfarrhauses, das schon 1761 oder kurz danach fertiggestellt wurde. Es entstand in einer Phase reger Bautätigkeit im Ort und zeigt stilistische Ähnlichkeiten mit reichen Bauernhäusern. In der Küche ist ein großer Rundbogen erhalten, der möglicherweise noch vom Vorgängerbau stammt und fälschlicherweise Anlass für Spekulationen über eine frühere Funktion in einem salischen Kirchenbau an dieser Stelle bot.
Bewohner des Hauses
Die Liste der Oberkailer Pfarrer, die das Haus bewohnten, beginnt mit Matthias Kontz (bis 1768) und reicht bis in die jüngste Vergangenheit: Johann Peter Bastin (1768-1775), Johann Baptist Heintzen (1776-1820, sein Grabmal befindet sich heute in der Kirche), Josef Lambert (1820-1833), Christoph Carové (1833-1844), Jakob Schroeder (1845-1863), Siegbert Anton Ganser (1863-1879), [dann folgten Jahre der Vakanz wegen des Kulturkampfes, das Pfarrhaus wurde vermietet], Johann Keils (1884-1919) [die Grabmale der drei Letztgenannten befinden sich heute hinter der Kirche an der Mauer rechts vom Treppenabgang zur Kirchstraße], Konrad Willibrord Weins (1919-1944, Grabmal auf dem Friedhof rechts vom Kreuz), Dr. Peter Josef Keßler (1944-1947), Johann Johannes (1947-1966), Josef Schönhofen (1967-1975), Pater Ewald Peltzer SAC (1975-1980), Franz Peter Rech (1982-1992), Rudolf Heck (1992-2005). Nach 2005 wohnten nacheinander mit Pater James Anandaraj, Pfarrer Frank Werner und Pfarrer Joachim Keil zeitweise Priester im Pfarrhaus, die als Kooperatoren in der Pfarreiengemeinschaft Kyllburg tätig waren. Zwischenzeitlich wurde das Haus auch an Privatpersonen vermietet und soll es auch wieder werden. Ab Mitte der 1980er Jahre war das Pfarrbüro der damaligen Seelsorgeeinheit Oberkail für knapp drei Jahrzehnte vormittags durch die Pfarrsekretärin Josie Densborn im Pfarrhaus geöffnet.
Im Maria-Theresia-Kataster von 1766 werden neben dem Pfarrer Matthias Kontz als Bewohner des Pfarrhauses die beiden erwachsenen Männer Johann Etteldorf und Peter Adams, die beiden erwachsenen Frauen Anna Maria Lamberti und Anna Margaretha Mader sowie der noch minderjährige Peter Gastauer genannt. Vermutlich handelt es sich bei diesen fünf Personen um Mägde und Knechte, die die Arbeiten in Haus, Stall und auf dem Feld erledigten. Pfarrer Christoph Carové betrieb selbst keine Landwirtschaft mehr, er verpachtete das Wittumsland an Bauern aus dem Dorf. Später musste Pfarrer Johann Keils aufgrund finanzieller Schwierigkeiten während des Kulturkampfes wieder selbst Vieh halten und Äcker bewirtschaften. Er war der letzte Priester in Oberkail, der aktiv Landwirtschaft betrieb. Von ihm wird berichtet, dass er Knechte und Mägde erst nach einem gemeinsamen Essen einstellte - oder eben nicht. Im Umgang mit dem Vieh sprach man ihm besondere Fähigkeiten zu. So soll er der mündlichen Überlieferung folgend auch zu kranken Tieren gerufen worden sein. Mitunter habe er nur in den Stall hinein geschaut und das betreffende Tier sei wieder genesen. In der Mitte des 19. und im 20. Jahrhundert wurde das Pfarrhaus meist nur von zwei Personen bewohnt: dem jeweiligen Pfarrer und seiner Haushälterin. Die aus Oberkail stammende Pfarrhaushälterin von Pastor Weins, Anna Maria Breuer wurde im Volksmund „Häaren Ammi“ genannt. Während ihrer Dienstzeit, in der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Pfarrhaus auch zur Erteilung des Religionsunterrichts genutzt, da dieser in der Schule verboten worden war.
Das Ende des Zweiten Weltkrieges
In den letzten Kriegsmonaten kam Dr. Dr. Keßler im Oktober 1944 als neuer Pfarrer mit seiner Schwester von Trier nach Oberkail. Diese auf eigenen Wunsch erfolgte Versetzung auf das Land verhalf den beiden zu etwas mehr Ruhe vor Bombardierungen als in der Stadt. Auch wurde Fräulein Keßler nun als Haushälterin gebraucht und sie entging dadurch dem Zwangsarbeitseinsatz in der Kriegswirtschaft. In den ersten Monaten schlief der neue Pfarrer in einem von Gerjens geliehenen Bett, da er vorher keinen eigenen Haushalt führen musste und es zu dieser Zeit kein Bett zu kaufen gab. Keine fünf Monate nach seiner Ankunft erwarteten die beiden zusammen mit einigen Oberkailern im Keller des Pfarrhauses den Einmarsch der Amerikaner und das damit verbundene Ende des Krieges. In diesen Tagen und Nächten in den Kellern und sonstigen Unterschlüpfen wurde inbrünstig gebetet. In ihren existenziellen Nöten und Ängsten fanden die Menschen dadurch etwas Trost und Kraft. In ihren Lebenserinnerungen berichtet Agnes Kuhn (1910-2012) sehr anschaulich und authentisch von diesen Tagen.
Pfarrer Keßler dokumentierte auch die Kriegsschäden am Pfarrhaus genau: ein amerikanischer und zwei deutsche Granatvolltreffer zerstörten das halbe Dach, die nördliche Giebelspitze sowie einen größeren Mauerteil im Obergeschoss der Südseite. „Das Haus schien nach allgemeiner Ansicht nicht mehr reparaturfähig.“ Da aber Geld und geeignetes Baumaterial in den Nachkriegsjahren fehlten, wurde notdürftig repariert und schrittweise instand gesetzt. So blieb das Gebäude erhalten. Größere Baumaßnahmen am und im Haus wurden erst vor dem Amtsantritt von Pastor Josef Schönhofen und während der Amtszeit von Pastor Rudolf Heck durchgeführt.
Kulturdenkmal
Das Oberkailer Pfarrhaus wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Eifelkreis Bitburg-Prüm (Stand 2024) geführt. Der Eintrag lautet:
„Kirchstraße 8, Pfarrhaus, spätbarocker Putzbau, bez. 1761.“
(Jörg Kreutz, Oberkailer Zeitspuren - geschichtlicher Arbeitskreis der Ortsgemeinde Oberkail, 2024)
Quellen
- Pfarrarchiv Oberkail: Lagerbücher der Pfarrei Oberkail, angelegt 1747 beziehungsweise 1873.
- LHAK 15, 1052, Maria-Theresia-Kataster 1766.
- Foto mit Familie Linster in: Erich Gerten, Jörg Kreutz, Claus Rech: Oberkail - Geschichte eines Dorfes in der südlichen Eifel, Neuerburg 2001, Seite 211.