Landschaftsbild
Geologie
Klima
Flora
Fauna
Wein, Kultur und historische Bauten
Landschaftsbild
Der Leuchtpunkt teilt sich in die Weinlagen Uhlen und Hamm westlich von Winningen bis in die Gemarkung Kobern hineinreichend und die östlich gelegenen Weinlagen Brück-stück und Röttgen. Am Beispiel des Uhlens lässt sich die Dimension der Weinberg-terrassen in Zahlen ausdrücken: 29 übereinander angeordnete Terrassen mit einer Gesamtlänge von 17,4 km Trockenmauern. Die Mauerhöhe beträgt durchschnittlich 2,5 m. Die höchste Mauer ragt 8 m in die Höhe. 130 Spannbögen und 600 Scherentreppen gliedern die Mauerlandschaft. Mit ca. 19 ha Größe, davon 14,5 ha Rebfläche, ist der Uhlen zugleich Deutschlands größte zusammenhängend terrassierte Weinbergslage. Dazu kommen noch zahlreiche Felsen, die zum Teil in ehemaligen Steinbrüchen senkrechte Wände bilden. Auch die Lagen Hamm, Brückstück und Röttgen zeichnen sich durch ihre Steillage und einen hohen Fels- und Trockenmauer-anteil aus. Alle Teilbereiche des Leuchtpunktes liegen im Landschaftsschutzgebiet „Moselgebiet zwischen Schweich und Koblenz“. Die den Uhlen umgebenen Wälder sind zudem innerhalb des europäischen Natura 2000-Netzes geschützt. Zahlreiche Felsbereiche unterliegen überdies dem Bundesnaturschutzgesetz.
Geologie
Der Ursprung des Grund-gesteins liegt in der Zeit des Devons vor 400 Mio. Jahren auf dem Grund des damaligen Urzeitmeeres. Zahlreiche Fossilien ehemaliger Meeresbewohner findet man noch heute in den Mosel-hängen des Leuchtpunktes. Es handelt sich um Versteinerungen oder Abdrücke beispielsweise von Armfüßlern (Brachiopoden), die hier am häufigsten zu finden sind, oder von Seelilien (Crinoiden). Im Mitteldevon bildete die Tafelkoralle (Pleurodictyum problematicum) hier Kolonien. Über die Jahrmillionen der Gebirgsbildung mit Phasen von Hebungen, Senkungen, Faltungen und Abtragungen haben sich im Untergrund verschiedene geologische Schichten des Devons mit unterschiedlichen Charakteristika herausgebildet.
Die Weinbergslage Uhlen gliedert sich in drei geschützte Ursprungsbezeichnungen im europäischen Weinrecht. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen durch drei spezielle Schieferformationen. Die Roth Lay im Belltal Richtung Winningen hat ihren Namen von ihrer teilweise roten Färbung, die auf einen hohen Eisengehalt im Gestein hindeutet. Der recht hohe Anteil an Hämatit unterstreicht dies. Die Laubach-schichten im mittleren Gebiet des Uhlen weisen mit 8-10 % einen hohen Fossilienanteil in den Steinen auf. Der daraus resultierende hohe Kalkanteil in dem grauen Ausgangs-gestein bedingt einen höheren pH-Wert der daraus entstandenen Böden. Die Blaufüßerlay weist wiederum recht weiches, toniges, blau-dunkelgraues Tonschiefer-gestein auf. Ihren Namen hat die Blaufüßerlay vom Fischadler, der bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in den Felsen der heutigen Blumslay lebte. Der Adler hatte bläuliche Füße.
Klima
Die südexponierten Steil- und Steilstlagen weisen eine intensive Sonneneinstrahlung auf und sind deshalb im Sommer sehr heiß. Dadurch sind sie in den relativ hohen Breiten des Weinanbaugebiets Mosel aber auch besonders gut als Standort für den Weinanbau ge-eignet. Mit durchschnittlich 570 mm Niederschlag ist es recht trocken. Es ist häufig zu beobachten, dass ein Regenschauer in Koblenz moselauf-wärts gesehen kurz vor Winningen aufhört. Die mittlere durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt ca. 10,5°.
Flora
Die Mauer- und Felsvegetation ist im Leuchtpunkt-gebiet bestens ausgebildet. Man findet hier den Weißen Mauerpfeffer in breiter Ausdehnung. Er ist die wichtigste Nahrungsquelle für die Raupe des Apollofalters. Auch das Wimper-Perlgras, die Dach-Hauswurz oder den Scharfen Mauerpfeffer trifft man in den Gesteinsbiotopen regelmäßig an. Dazu kommen Färberwaid, Blauer Lattich, Feldbeifuß, Astlose Graslilie, sowie als typische Vertreter der gemäßigten Trocken-gebüsche Felsenbirne und französischen Ahorn.
Viele blühende Wildpflanzen findet man am Mauerfuß, darunter z.B. die gewöhnliche Wegwarte, deren Blüten, Blätter und Wurzeln auch für den Menschen essbar sind. Weiterhin gedeihen hier Schafgarbe, Glockenblume, Nachtkerze, Natternkopf, Wilde Möhre, Johanniskraut, Dost, Moschus-Malve, Wiesenbocksbart, Hasenklee, Kompasslattich, Gift-Lattich, Kartäuser Nelke und die Skabiosen-Flockenblume.
Zusätzlich wurde eine große Anzahl von roten Weinbergpfirsichbäumen in die Weinberge des Leuchtpunkts gepflanzt.
Fauna
Die Pflanzenvielfalt ist nicht nur optisch schön, sie bietet auch Nahrung für Insekten, wie beispielsweise den Schmetterlingen. Hervorzuheben ist das Vorkommen des streng geschützten Apollofalters, dessen hier heimische Unterart seit 1899 den nach Winningen benannten wissenschaftlichen Namen Parnassius apollo vinningensis trägt. Hier an der Terrassenmosel liegt eines von wenigen außeralpinen Vorkommen der Art in Mitteleuropa nördlich der Alpen.
Zu beobachten sind auch die beiden anderen Vertreter der Ritterfalter, der Segelfalter und der Schwalbenschwanz, verschiedene Edelfalter wie das Tagpfauenauge, Admiral, Kleiner Fuchs, sowie tagaktive Nachtfalter, u.a. die Spanische Flagge, der Schwarze Bär und das Taubenschwänzchen. Viele der Schmetterlingsarten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Großschmetterlinge.
Außerdem sind im Bereich des Leuchtpunkts zu entdecken: die Rotflügelige Ödlandschrecke, Greifvögel wie Rot- und Schwarzmilan, der Uhu und natürlich Reptilien. Die Mauerspalten in den Trockenmauern bieten mit ihren Hohlräumen den Leitarten der Weinberge, Mauereidechse und Schlingnatter, Schutz vor Fressfeinden und ungünstigen Witterungs-verhältnissen. In den Blühstreifen stellen die zahl-reichen Insekten eine gute Nahrungsgrundlage für die Eidechsen dar. In den Übergängen zu den Wäldern trifft man zudem den Feuersalamander an. Die Ringelnatter hingegen mag es gerne feuchter, verirrt sich auf der Nahrungssuche aber häufiger in die struktur-reichen Weinberge.
Wein, Kultur und historische Bauten
Die erste urkundliche Erwähnung des Weinbaus in Winningen geht auf das Jahr 871 zurück; damals ging es um eine Schenkung von natürlich Weinbergen.
Der Name Röttgen stammt von der Tätigkeit „Roden“. Die Bezeichnung Brückstück resultiert aus der Zeit, als im 14. Jh. oberhalb dieser Weinberge Basalt für die Pfeiler der Koblenzer Balduinbrücke gebrochen und abgebaut wurde. Uhlen kommt von Eulen. Schon lange nisteten dort in den Felsnischen Uhus. Der Name Hamm geht auf die Krümmung des Flusses zurück.
Die Entstehung der Mauer-landschaften beginnt im Mittelalter. Die ältesten Teile der Mauern stammen ver-mutlich bereits aus dem 13. -15. Jahrhundert. Besonders ins Auge fallen die bogenartig aufgesetzten Trockenmauern. Diese Mauerbögen wurden errichtet, um Druck in der Mauer besser zu verteilen. Eine weitere These besagt, dass die Maurer so ihre Handwerkskunst und die Besitzer ihren Reichtum zeigen wollten.
Schon im historischen Weinberg galt also das Interesse dem Handwerk des Trocken-mauerbaus. Die Steine hierfür wurden vor Ort abgebaut oder stammten aus nahegelegenen Steinbrüchen. In Winningen ist ein solcher Steinbruch noch auf der gegenüberliegenden Moselseite und im Uhlen selbst zu sehen. Über die Mauern wurde im 18. Jh. berichtet, dass sie ohne Mörtel aus gelegten Steinen ausgeführt werden sollen.
Mit den Einzellagen Röttgen und Brückstück, Hamm sowie Uhlen sind um Winningen 3 der 30 historischen Weinbau-landschaften an der Mosel zu finden, die vom DLR Mosel als besonders erhaltungswürdig beschrieben wurden.
Bei den günstigen Voraus-etzungen stehen diese Lagen auch für hervorragende und besondere Weine. In alten Weinbergen sind zum Teil noch wurzelechte Reben zu finden. Uhlen Blaufüsser Lay, Uhlen Laubach und Uhlen Roth Lay sind eigene Weinlagen mit geschützten Ursprungsbezeichnungen.
Der Uhlen wie auch der Röttgen, gehören zu den 3% der Moselweinberge, die als 1. Qualitätsstufe in der Moselweinbaukarte für den Regierungsbezirk Koblenz der Preußischen Regierung von 1897 bewertet wurden. Der Vereinigung der Prädikats-weingüter Deutschlands (VDP) diente u.a. diese Karte als historische Grundlage für die Weinbergsklassifizierungen Ende des 20. Jah-hunderts innerhalb ihres Verbandes.
(Susanne Mölich, Martina Kröber, Carsten Neß, Bernkastel-Kues, 2024)