Grundschule in Oberkail

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Oberkail
Kreis(e): Eifelkreis Bitburg-Prüm
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 02′ 20,1″ N: 6° 40′ 44,89″ O 50,03892°N: 6,67914°O
Koordinate UTM 32.333.812,67 m: 5.545.538,01 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.548.695,89 m: 5.544.958,29 m
  • Die Grundschule von Oberkail (2024)

    Die Grundschule von Oberkail (2024)

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    Grundschule Oberkail
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Die Gemeinde Oberkail blickt auf eine mehr als 300-jährige Tradition als Schulstandort zurück. Die heutige Grundschule ist das jüngste von mehreren Schulgebäuden, die im Laufe der Jahrhunderte in Oberkail errichtet wurden. Die Schule ist als Denkmal klassifiziert. Sie befindet sich in der Schulstraße 9 in Oberkail und ist mit dem Pkw sowie zusätzlich von der Kyllburger Straße über eine kleine Kailbach-Brücke fußläufig zu erreichen. Zwischen dem Gebäude und dem Bach erstreckt sich der Schul- und Pausenhof.

Baubeschreibung
Die Oberkailer Grundschule ist ein zweigeschossiger Bau mit rechteckigem Grundriss, der in seiner Längsachse nach Norden und Süden durch je einen kleinen Giebel abgeschlossen wird. Die Schule wurde in Beton- und Steinbauweise errichtet und gliedert sich in den Hauptbau mit den Schulräumen und die Treppenhalle fast gleichen Querschnitts im Südteil. Die Fassade des Hauptbaus ist zum Schulhof hin vertikal durch zwei breite Betonpfeiler gegliedert. Sie geben die Klassenraumaufteilung im oberen Gebäudeteil vor. Zwischen den Außerwänden und den beiden Pfeilern unterteilen zusätzlich drei Säulen die Fassade im Erdgeschoss. Die großzügige Treppenhalle schließt sich an den Hauptbau an und verbindet die beiden Geschosse.
Das Untergeschoss ist etwas zurückgesetzt und wird von einem offenen Gang gesäumt, der vom Obergeschoss überragt wird und sich entlang des Pausenhofs erstreckt. Das untere Geschoss kann von Westen her betreten werden, liegt auf einer Ebene mit dem Schulhof und ist auf der Schulstraßenseite in den Hang gebaut. Im linken Teil des Untergeschosses befindet sich ein weiterer Unterrichtsraum, während rechts davon drei Räume sowie die Schultoiletten untergebracht sind. Am südlichen Ende des Gangs befindet sich der ebenerdige Zugang zur Treppenhalle. Das obere Geschoss ist von Westen über die Treppenhalle sowie von der Ostseite über einen Eingang von der Schulstraße her zugänglich. Es beherbergt drei Klassenräume mit jeweils vier großen Fenstern nach Westen hin sowie das Lehrerzimmer. Diese Räume sind über einen vom Treppenhaus kommenden Gang im östlichen Gebäudeteil zu erreichen. Das weitläufige Treppenhaus, das die beiden Geschosse verbindet, wird durch eine große Glasfassade zum Kailbach hin erhellt. Zwei Streben unterteilen sie in drei große fassadenhohe Fenster. Die Glasfassade weist ein Betonrippenraster auf und ist mit Bleiverglasungen versehen. Die drei großen Glasfenster wurden vom renommierten Trierer Glasmaler Jakob Schwarzkopf (1926 - 2001) gestaltet. Seine Oberkailer Glasarbeiten gelten als kunsthistorisch bedeutend. Sie zeugen von der „Ausstattungskunst der 1950er Jahre“ und sind als Kulturdenkmal eingestuft. Schwarzkopfs Werk in Oberkail zählt zu seinen frühen nicht-sakralen Arbeiten. Im Treppenhaus befindet sich ebenfalls ein Trinkbrunnen, gestaltet vom Oberkailer Künstler Johann Baptist Lenz (1922-2007). Insgesamt ist das Gebäude ein Beispiel für die Schulbauten der 1950er und 1960er Jahre. Besonders die künstlerische Gestaltung der Treppenhalle verleiht ihm seinen kulturhistorischen Wert.

Zur Geschichte der Grundschule
In den 1950er Jahren entstanden konkrete Pläne zur Errichtung der heutigen Schule, da der damalige Vorgängerbau in der Wittlicher Straße nicht nur zu klein geworden war, sondern auch zahlreiche bauliche Mängel aufwies. 1956 begannen die Baumaßnahmen für eine neue Volksschule im sogenannten Philipspesch. Bereits Ende Dezember war der Rohbau fertiggestellt, und im Februar 1958 fand die feierliche Einweihung des neuen Schulgebäudes statt. Die Finanzierung dieses Neubaus wurde dadurch begünstigt, dass in den Kommunen während des Wirtschaftswunders in den 1950er Jahren generell die finanziellen Spielräume für Investitionen wuchsen.

Nach der Eröffnung der Schule wurden die Oberkailer Schülerinnen und Schüler zunächst in zwei Klassen für die Jahrgangsstufen 1 bis 8 unterrichtet. Je eine Lehrkraft stand für die Jahrgangsstufen 1 bis 4 und die Klassen 5 bis 8 zur Verfügung. Ende der 1960er Jahre kamen zeitweise Kinder aus vier Nachbarorten hinzu, die in der neu eingerichteten 9. Klasse unterrichtet wurden. Die einsetzenden Bildungsreformen führten zu tiefgreifenden Veränderungen im Schulwesen, was auch Oberkail betraf. Daher besuchten ab 1969 die Jugendlichen der Klassen 5 bis 9 die neu errichtete Hauptschule Kyllburg, während die Oberkailer Grundschule fortan die Klassenstufen 1 bis 4 beherbergte.

Als Oberkail durch die Verwaltungsreform dem neuen Kreis Bitburg-Prüm zugeordnet wurde, setzte sich der nun zuständige Landrat Vogt für den Erhalt der Oberkailer Grundschule ein. Seit dem Jahr 1971 werden hier nun neben Oberkailer Kindern auch Schülerinnen und Schülern aus den Nachbarorten Gindorf und Gransdorf unterrichtet. Inzwischen haben schon zahlreiche Schüler-Generationen ihre Schullaufbahn in der Oberkailer Grundschule begonnen.

Im Jahr 2017 war die Grundschule jedoch in ihrer Existenz bedroht. Bestrebungen des Landes Rheinland-Pfalz gingen dahin, kleine Grundschulstandorte zu überprüfen und gegebenenfalls zu schließen. Die vorgebrachten Argumente für eine Schließung der Oberkailer Grundschule konnten allerdings widerlegt werden. Die Gemeinde und der Förderverein der Grundschule betonten zudem, dass die Schülerzahlen stiegen und in Oberkail seit Jahren ein erfolgreiches Schulkonzept umgesetzt wird. Der Fortbestand der „Schule im Dorf“ schien gesichert. 2023 konnte die Grundschule das Fest ihres 65-jährigen Bestehens feiern. Doch im selben Jahr wurde dann allerdings der Weiterbetrieb der Grundschule erneut zur Disposition gestellt. Jetzt führte die Verbandsgemeinde Bitburger Land ein neues Schulentwicklungskonzept ins Feld, nach dem nur Grundschulen Bestand haben sollten, die mindestens einzügig sind, also eine Klasse pro Jahrgang aufweisen. Die Oberkailer Einwohner reagierten entsetzt und protestierten. Für viele unvermittelt, beschloss der Verbandsgemeinderat dessen ungeachtet schließlich im Mai 2024, die Grundschule bis 2026 in die Grundschule Kyllburg einzugliedern. Dennoch hält sich weiterhin die Hoffnung auf den Fortbestand der Schule: Die Ortsgemeinde Oberkail, die betroffenen Nachbargemeinden, die Eltern der Schülerinnen und Schüler sowie der Förderverein setzen sich intensiv für den Erhalt ihrer Grundschule ein und prüfen Möglichkeiten, den Standort auch zukünftig zu sichern.

Die Vorgängerbauten der Schule
Die Geschichte der Schulbauten in Oberkail reicht bis ins frühe 18. Jahrhundert zurück. Zwar erwähnt die Rechnung der Herrschaft Kail aus dem Jahr 1656 bereits den damals verlassenen Hof „Schulmeisters Erb“ als abgabenpflichtig im Dorf – eine Bezeichnung, die vermutlich auf den Dorflehrer zurückgeht. Doch von der Existenz eines Schulgebäudes im Dorf ist während des 17. Jahrhunderts nichts bekannt. Ein erstes Schulhaus wurde nach 1700 errichtet, war jedoch schon um 1757 baufällig. Neben diesem alten Gebäude nahe der Kirche wurde daraufhin ein neues Schulzimmer errichtet, das bis in die 1930er Jahre als „Schulhäuschen“ an das „Schmiedshaus“ (Orsfelder Weg 2) grenzte. Der Oberkailer Lehrer versah lange Zeit sowohl den Schuldienst als auch das Küsteramt. Bis in das 19. Jahrhundert hinein fand der Unterricht meist nur im Winter statt. Mit dem Anwachsen der Einwohnerzahl und den Bemühungen der preußischen Regierung, das Schulwesen zu fördern, wurde der Bau einer neuen Schule notwendig. Die Gemeinde ließ diese bis 1846 links des Kailbachs an der damaligen Bezirksstraße errichten. Sie befand sich im Gebäude Wittlicher Straße Nr. 2 hinter der Kreuzigungsgruppe. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Kinder dort von ausgebildeten Lehrern und später auch von Lehrerinnen unterrichtet. Zeitweise gab es in Oberkail drei Klassen. Die Schülerzahlen stiegen weiter an, und das Schulgebäude bot immer weniger Raum. Auch fehlten Freiflächen für die Pausen, sodass in den 1930er Jahren Überlegungen für einen Neubau angestellt wurden. Der Zweite Weltkrieg verhinderte jedoch die Verwirklichung dieser Pläne. In der Nachkriegszeit verschlechterte sich der Zustand des alten Schulgebäudes weiter und der zunehmende Straßenverkehr störte den Unterricht, sodass sich die Gemeinde für die Errichtung eines Neubaus entschloss. Mit der Einweihung der heutigen Grundschule im Jahr 1958 erhielten die Oberkailer Grundschüler schließlich eine moderne Lernstätte, die bis heute beste Voraussetzungen für zeitgemäßes Unterrichten und Lernen bietet. Es ist zu hoffen, dass sie ein fester Bestandteil des Dorflebens bleibt.

Das Oberkailer Grundschulleben heute
Bis heute ist die Grundschule Oberkail eng in das dörfliche Leben eingebunden, wie die Einträge auf der Schul-Homepage zeigen. Der Schultag beginnt für die Kinder der 3. und 4. Klasse um 7.40 Uhr, während die 1. und die 2. Klasse um 8.40 Uhr starten. Für alle endet der Schulvormittag um 12.40 Uhr. Da viele Eltern berufstätig sind, bietet die Grundschule eine Betreuung bis 16 Uhr an. Auch vor Unterrichtsbeginn wird für die Kinder der Klassen 1 und 2 eine Frühbetreuung angeboten. Der Schultag wird durch eine „große“ und mehrere kleine Pausen strukturiert. Um 9.30 Uhr findet die Frühstückspause statt, in der die Kinder gemeinsam mit dem Lehrer im Klassenverband frühstücken. Das Lehrerteam wird bei seiner Arbeit unter anderem durch mehrere Betreuungskräfte unterstützt. Die enge Verbindung zum Dorf zeigt sich besonders an den Aktivitäten der Schule, wie zum Beispiel an den Umzügen, die die Kinder gemeinsam mit ihren Lehrkräften an den Karnevalstagen organisieren, oder an Aufführungen, mit denen sie das dörfliche Leben beim alle zwei Jahre stattfindenden Weihnachtsmarkt „Adventliche Burgstraße“ bereichern. Seit Jahrzehnten nehmen die Schülerinnen und Schüler auch am Seniorentag im Herbst teil. Sie helfen bei den Vorbereitungen, indem sie die Gemeindehalle schmücken, und treten während der Veranstaltung mit Darbietungen auf. Das Dorf bietet zudem ideale Bedingungen für außerschulisches Lernen, sei es durch Besuche bei der Feuerwehr oder bei der Teilnahme der Kinder am Oberkailer Sportfest, das für sie ein Sport- und Spielefest ist. Das weitläufige Schulgelände ermöglicht besondere Unterrichtsinhalte wie die Verkehrserziehung und Radfahrerausbildung. Bei Ausflügen lernen die Schülerinnen und Schüler auch die nähere Umgebung kennen, wenn zum Beispiel ein Theaterbesuch in Trier ansteht oder gerade ein Zirkus in der Nachbarschaft gastiert. Im Schulleben setzen zudem das Kinderparlament und die vom Förderverein organisierten Feste wichtige Akzente. Alle diese Beispiele verdeutlichen auch das große Potenzial, das gerade kleine Dorfschulen für eine erfolgreiche unterrichtliche und erzieherische Arbeit besitzen.

Kulturdenkmal
Die Grundschule Oberkail wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler des Eifelkreises Bitburg-Prüm (Stand August 2024) geführt. Der Eintrag lautet:
„(An) Schulstraße 13 [korrekt: Schulstraße 9, die Verf.]:
Treppenhaus der 1958 errichteten Grundschule, originale Ausstattung, farbige Ornamentverglasung von Jakob Schwarzkopf, Trier.“

(Erich Gerten; Claus Rech, Ortsgemeinde Oberkail, 2024 / freundliche Hinweise von Frau Petra Fischer)


Quellen
  • Archives Générales du Royaume à Bruxelles (AGRBrx) / Generalstaatsarchiv Brüssel, Fonds d?Arenberg, La 5369.

Internet
wp.grundschule-oberkail.de: Grundschule Oberkail (abgerufen 06.11.2024)

Literatur

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) (Hrsg.) (2024)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Eifelkreis Bitburg-Prüm. Denkmalverzeichnis Eifelkreis Bitburg-Prüm, 24. Jun. 2024. Mainz.
Gerten, Erich (2001)
Bildung und Erziehung. Oberkailer Schulgeschichte. In: Oberkail. Geschichte eines Dorfes in der südlichen Eifel, herausgegeben von Erich Gerten, Jörg Kreutz und Claus Rech, S. 255-263. 255–263, Neuerburg.
Gerten, Erich; Kremer, Gabriele / Förderverein Grundschule Oberkail e.V. (Hrsg.) (1998)
Mit Schiefertafel und Griffelspitzer. Die Schule Oberkail von 1958 bis 1998. S. 11–12, Spangdahlem.

Grundschule in Oberkail

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Schulstraße 9
Ort
54533 Oberkail
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1957 bis 1958

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Erich Gerten (2024), Claus Rech (2024): „Grundschule in Oberkail”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355701 (Abgerufen: 1. Mai 2025)
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