Frohnertkapelle in Oberkail

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Oberkail
Kreis(e): Eifelkreis Bitburg-Prüm
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 02′ 24,52″ N: 6° 41′ 33,37″ O 50,04015°N: 6,6926°O
Koordinate UTM 32.334.781,09 m: 5.545.644,87 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.549.659,34 m: 5.545.103,94 m
  • Die Außenfassade der Frohnertkapelle (2024)

    Die Außenfassade der Frohnertkapelle (2024)

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  • Innenansicht der Frohnertkapelle (2024)

    Innenansicht der Frohnertkapelle (2024)

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  • Der Tabernakel befand sich einst in der Frohnertkapelle, heute im Kloster Himmerodt (2001)

    Der Tabernakel befand sich einst in der Frohnertkapelle, heute im Kloster Himmerodt (2001)

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  • Luftbild der Frohnertkapelle (2024)

    Luftbild der Frohnertkapelle (2024)

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  • Die Frohnertkapelle von Süden (2024)

    Die Frohnertkapelle von Süden (2024)

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    Die Frohnertkapelle von Westen (2024)

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Beinahe 400 Jahre schon ist die Frohnertkapelle eine besondere religiöse Stätte der Menschen aus Oberkail und den umliegenden Orten. Wenn auch die großen Wallfahrtsprozessionen mit mehreren hundert Pilgern aus nah und fern längst der Vergangenheit angehören, ist dieses Kirchlein bis heute eng mit den Bewohnern des Dorfes Oberkail und denen der Nachbardörfer verbunden.

Die Frohnertkapelle liegt auf der Anhöhe des Bergrückens zwischen Kailbach- und Bierbachtal zwischen den Ortschaften Oberkail und Schwarzenborn. Mit dem PKW ist sie von Oberkail aus über die Wittlicher Straße und den Kapellenweg erreichbar. Zu Fuß lohnt sich der Weg entlang der Kreuzwegstationen, der unten im Frohnertweg direkt an der Wittlicher Straße beginnt. Wandererinnen und Wanderer werden auf den ausgeschilderten Wanderwegen 1 und 2 sowie auf der Oberkail-Himmerod-Schleife ebenfalls zur Frohnertkapelle geführt.

Gebäude
Ausstattung
Geschichte
Bedeutung für Oberkail
Wallfahrtsort
Kulturdenkmal


Gebäude
Die Frohnertkapelle ist wahrscheinlich eine Nachbildung der ältesten Gnadenkapelle der „Trösterin der Betrübten“ in Luxemburg. Da in Oberkail die Bauleute aus dem nahen Kloster Himmerod noch im spätgotischen Stil (dortiger Kreuzgang) zu bauen gewohnt waren, wurde das runde Luxemburger Vorbild zu einer oktogonalen Anlage (Durchmesser: 8½ m) mit sechs bis zum Beginn der Wölbung reichenden Spitzbogenfenstern abgewandelt. Die Polygonflächen sind in Putz gehalten und weiß gestrichen. Die Laterne auf dem Dach mit ihren rundbogigen Fenstern, die Westfassade sowie die Strebepfeiler und die Sakristei sind in glattem Buntsandstein ausgeführt. Die für die Renaissance typische, symmetrisch gegliederte Fassade zeigt neben den flächigen Nischen als Renaissance-Elemente zentral eine große gotische Rosette über der rundbogig abgeschlossenen Türe. In den Raum gelangt man durch einen rechteckigen kreuzrippengewölbten Vorraum im Westen. Das Innere des Schiffes wird dominiert von der flachen, sich zur Laterne hin öffnenden Polygonkuppel. Die Grate ruhen auf Pilastern, deren Basen und Kapitelle in einfachen Renaissance-Formen ausgeführt sind. Den östlichen Abschluss bildet ein trapezförmiger Chor, der heute als Sakristei genutzt wird.

Ausstattung
Die komplette Inneneinrichtung wurde bei der französischen Säkularisation versteigert. Seitdem stehen die alten Nothelferfiguren aus Frohnert in der Herforster Pfarrkirche. Zwei Generationen von Nachfolgestatuen wurden 1966 bzw. 1973 gestohlen. Deshalb wurden 1978 die figürlichen Darstellungen der Nothelfer mit Acrylfarben auf den Wandputz gemalt. Der neugotische Altar von 1865 zeigt als Hauptbild die schmerzhafte Muttergottes. In seinen Nischen stehen heute Darstellungen der ursprünglichen Patrone Sebastian und Rochus sowie der Heiligen Florian und Cäcilia aus den 1990er Jahren.
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Geschichte
Graf Philipp Dietrich von Manderscheid-Kail (1613-1653) war der Erbauer dieser Wallfahrts-Kapelle. Die Vermutung liegt nahe, dass die Schrecken des Pestjahres 1636 in Oberkail den Gedanken einer besonderen Gebetsstätte reifen ließen. Bald nach 1636 muss man mit den Bauarbeiten begonnen haben, denn am 14. August 1639 erteilte der Trierer Weihbischof Otto von Senheim dem Grafen die Erlaubnis, in der schon weitgehend fertiggestellten Kapelle „der Hl. Maria, des heiligen Rochus und anderer Heiliger“ die heilige Messe auf einem (transportablen) Altarstein feiern zu lassen. Dieses Provisorium sollte bis zur Einweihung der noch zu vollendenden Kapelle gelten. Die „anderen Heiligen“ sind die großen Schutzpatrone gegen die Pest und andere Seuchen: Sebastian, Luzia, (H)adrian und Natalia. Hadrians Fest (8. September) wurde zum Hauptwallfahrtstag; der Berg bekam nach ihm den Namen „Adriansberg“. Am 26. August 1647 begannen die Handwerker mit der Errichtung des Altars, also waren die Bauarbeiten wohl kurz danach abgeschlossen. Der Graf und ein Zisterziensermönch aus Himmerod haben eine gemeinsame Vision an diesem Tag sicherlich als Zeichen gesehen, dass der Himmel das fromme Werk annahm.

Bedeutung für Oberkail
Kurz nach der Fertigstellung der Frohnertkapelle wurde Oberkail in kurzer Folge zweimal gebrandschatzt. Viele Menschen mussten den Ort vorübergehend oder gar für immer verlassen. In der Zeit um 1700 hatte sich die Situation wieder verbessert, im Ort wurde die Burg zum Schloss erweitert. Auch über das gottesdienstliche Leben in Frohnert gibt es ab Beginn des 18. Jahrhunderts nähere Informationen: Es waren 64 hl. Messen jährlich vom Hofkaplan in der Kapelle zu lesen. Ein Einsiedler erhielt die weihbischöfliche Genehmigung und errichtete ein kleines Haus neben der Kapelle. Er und seine Nachfolger kümmerten sich um die Reinhaltung des Gotteshauses. Die Wallfahrten und Feste, insbesondere das am 8. September, erfreuten sich großer Beliebtheit. Die sieben Fußfällchen auf dem Weg zur Kapelle wurden errichtet, die dann Ende des 19. Jahrhunderts zum heutigen Kreuzweg mit 14 Stationen erweitert wurden.
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Wallfahrtsort
Neben den großen Prozessionen pilgerten immer schon kleinere Gruppen zur Frohnertkapelle, um beispielsweise für die Genesung schwer erkrankter Angehöriger oder Nachbarn oder für liebe Verstorbene zu beten. Frohnert ist auch heute immer noch ein beliebter Wallfahrtsort für Einzelpilger und kleinere Gruppen. Die schmerzhafte Muttergottes sowie die vierzehn Nothelfer werden seit alters her in den verschiedensten Anliegen angerufen. In den Sommermonaten findet montagabends immer eine gut besuchte Heilige Messe statt. Allerdings bezieht sich die Bedeutung der Frohnertkapelle hauptsächlich auf den näheren Umkreis.

Kulturdenkmal
Die Frohnertkapelle wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Eifelkreis Bitburg-Prüm (Stand 2024) geführt. Der Eintrag lautet: „Frohnertkapelle nordöstlich des Ortes: achteckiger Zentralbau, spätgotische und Renaissance-Motive, 1646“.

(Jörg Kreutz, Oberkailer Zeitspuren - geschichtlicher Arbeitskreis der Ortsgemeinde Oberkail, 2024)


Internet
www.eifel.info: Frohnertkapelle Oberkail (abgerufen 24.10.2024)
oberkail.de: Frohnert Kapelle (abgerufen 24.10.2024)
www.naturwanderpark.eu: Frohnertkapelle (abgerufen 24.10.2024)
www.outdooractive.com: Frohnertkapelle (abgerufen 24.10.2024)
kulturdb.de: Frohnertkapelle Oberkail, Gemeinde Oberkail (abgerufen 24.10.2024)
www.komoot.com: Die schönsten Wanderungen rund um Oberkail (abgerufen 24.10.2024)
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Literatur

Gerten, Erich; Kreutz, Jörg (1996)
Frohnert, Geschichte einer Wallfahrtskapelle in Oberkail/Eifel. Wittlich.
Heinz, Andreas (2001)
Die Anfänge der Frohnert-Kapelle. In: Oberkail. Geschichte eines Dorfes in der südlichen Eifel, herausgegeben von Erich Gerten, Jörg Kreutz und Claus Rech, S. 206-207. Neuerburg.
Kreutz, Jörg (2001)
Die Frohnertkapelle. In: Oberkail. Geschichte eines Dorfes in der südlichen Eifel, herausgegeben von Erich Gerten, Jörg Kreutz und Claus Rech, S. 203-210. S. 203-210, Neuerburg.
Wackenroder, Ernst / Clemen, Paul (Hrsg.) (1934)
Die Kunstdenkmäler des Kreises Wittlich. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 12.4.) S. 240-242, Düsseldorf.

Frohnertkapelle in Oberkail

Schlagwörter
Ort
54533 Oberkail
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1636 bis 1639

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Jörg Kreutz (2024): „Frohnertkapelle in Oberkail”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355658 (Abgerufen: 1. Mai 2025)
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