Gründung
Doch gehen wir zurück in die Anfänge der Malzfabrik. Ohne gesicherte Quellen wird davon ausgegangen, dass schon neben dem sogenannten „Herrenhaus“ kirchlichen Ursprungs in der heutigen Berghäuserstraße im 17./18. Jahrhundert Malz hergestellt und Bier gebraut wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts entstand eine Mälzerei mit großen Dunstabzugshauben, die über Jahrzehnte das Bild der Malzfabrik prägten. Im Jahr 1925 ging sie von dem örtlichen Gutsbesitzer Jakob Friedrich Dennhardt an die Firma Schrag und Söhne mit Sitz in Bruchsal über, die den Standort Berghausen ausbauten.
Firmenleitung
Firmenchef wurde Otto Schrag, der aufgrund seiner Zugehörigkeit zum jüdischen Glauben ab 1936 ins Ausland emigrierte und letztendlich die Firma ganz veräußern musste. Während des Zweiten Weltkrieges dienten die Kellergeschoße der Bevölkerung als Schutzräume und in der Fabrik selbst wurde im Rahmen der Kriegswirtschaft Trockengemüse und Dörrobst hergestellt. Nach dem Krieg, im Jahr 1950, kehrte Otto Schrag zurück und übernahm wieder die Leitung, nachdem auch eigentumsrechtlich die Aktien wieder zurückübertragen wurden.
Bauliche Erweiterungen nach dem Krieg
Mit dieser Übernahme der Firmenleitung ging es dann in den 50er und 60er Jahren Schlag auf Schlag in Berghausen aufwärts. Es wurde an- und umgebaut (Hochsilobau 1955/56, Bau Weichhaus II 1961, Erweiterung Keimkasten und Weichhaus 1968) bis hin zum Bau des Opti-Mälzers im Jahre 1971. „Schragmalz“ – und damit auch der damalige selbständige Ort „Berghausen“ waren in aller Munde; die Malzfabrik gehörte zu einer der größten Mälzereien in Deutschland – internationale Delegationen kamen hierher zur Besichtigung des neuen Opti-Mälzers, der 14.500 kg Gerste in einem einzigen Arbeitsgang verarbeiten konnte.
Niedergang
Der Unternehmer Otto Schrag verstarb 1971 im Alter von 69 Jahren, 3 Jahre nach der Feier des 100-jährigen Bestehens der Firma und der Übertragung der Ehrenbürgerwürde auf Otto Schrag. Die Firma hatte in den 70er Jahren noch einige wirtschaftliche Erfolge zu verzeichnen, doch die Besitzer wechselten und schon um das Jahr 1980 wurde die Produktion zurückgefahren und 1985 letztendlich eingestellt. Bemühungen um eine Fortsetzung der Produktion oder den vorhandenen Standort für ein anderes Gewerbe zu nutzen schlugen fehl. Der 1971 montierte Opti-Mälzer wurde verkauft und demontiert. Die Hochsilos samt Werkshallen wurden, nachdem die politische Gemeinde Römerberg im Jahr 1989 Eigentümer des gesamten Geländes wurde, im Mai 1991 gesprengt. Die Tausende von Tonnen Beton und Eisen wurden abgefahren bzw. die riesigen Keller damit verfüllt. Ein neues Wohnbau-Gebiet entstand. Eine Straße darin führt den Namen „Malzfabrik-Straße“.
(Heinz-Peter Schneider, Verein für Heimat- und Brauchtumspflege in Römerberg e.V., 2024)
Internet
www.kulturelleserbe-rlp.de Lost Places in Römerberg: Malzfabrik Schragmalz Berghausen (abgerufen 23.10.2024)
www.o-sp.de: Ehemalige Malzfabrik Römerberg: Bebauungsplan (abgerufen 23.10.2024)