Anfänge des Gedenkens an die Gefallenen
Das Denkmal am Luisenplatz
Das Kriegerdenkmal nach 1945
Gedenken am Kriegerdenkmal
Der Luisenplatz
Quellen, Internet, Literatur
Anfänge des Gedenkens an die Gefallenen
Bereits im Jahre 1919 gab es im Gemeinderat Büttgen erste Überlegungen zur Schaffung eines Ehrenmales für die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges (StA Kaarst A 2 Nr. 4, S. 311). 1921 protokollierte der Gemeinderat Büttgen die Annahme einer Schenkung über 1.000 Mark, für ein im Dorf zu errichtendes Kriegerdenkmal (StA Kaarst A 2 Nr. 4, S. 402).
Nachdem 1926 die belgischen und französischen Besatzungstruppen Büttgen verlassen hatten, wurden die Anstrengungen für ein Kriegerdenkmal verstärkt (Klüber 1992, S. 91 f.). Der Kriegerverein Büttgen wurde neu gegründet, ein Denkmalausschuss unter Vorsitz von Bürgermeister Robert Grootens gebildet. Geplant war zunächst eine Gedächtniskapelle am Eingang des örtlichen Friedhofs. Die Umsetzung verzögerte sich jedoch immer wieder und ruhte schließlich komplett.
Im Sommer 1932 erinnerte der Kriegerverein Büttgen daran, die Planungen des Denkmals weiter zu betreiben. Im März 1933 trat der entsprechende Ausschuss unter Vorsitz des Kaufmanns Peter Küppers zusammen. Dieser berichtete in Anwesenheit von Bürgermeister Wilhelm Haas, dass zwischenzeitlich ein Betrag von 4.600 Reichsmark gesammelt worden war. Zwar sprach sich die Mehrheit des Ausschusses noch für den ursprünglich geplanten Standort am Friedhofseingang aus, doch plötzlich kam auch der spätere Luisenplatz als möglicher Standort ins Gespräch.
Im Mai 1933 erfolgte die Gleichschaltung der Vereine durch das nationalsozialistische Regime. Der Büttgener Denkmalausschuss wurde daraufhin um vier Parteimitglieder und ein Mitglied des „Stahlhelms, Bund der Frontsoldaten“ erweitert (NGZ vom 27. Mai 1933). Außerdem gab man bekannt, dass der bisherige Standort am Friedhof durch die Nationalsozialisten abgelehnt wurde. Die Entscheidung für den Luisenplatz (damals Königin-Louisen-Platz) war damit gefallen.
Im Juni 1933 lag ein Entwurf des Architekten Gilges in Zusammenarbeit mit dem Künstler Hammer für eine acht bis zehn Meter hohe Plastik aus bodenständigem Ziegelstein und Elementen aus Ton vor. Nach diesem neuerlichen Entwurf wurde es jedoch wieder still um das Kriegerdenkmal.
Erst im Oktober 1934 erschien ein größerer Artikel in der Neuß-Grevenbroicher Zeitung (NGZ), in dem ein neuer Entwurf vorgestellt wurde, der dem heutigen Ehrenmal entspricht. Da dieser „im Vergleich zu dem vorhergehenden […] weitaus nationaler bzw. nationalistischer war, stimmte die NSDAP dem Entwurf zu.“ (Servaes 2012, S. 67).
Das Denkmal am Luisenplatz
In einer Gemeinschaftsarbeit hatten die Künstler Paul Loskill (damals Bürger in Holzbüttgen) und Will Hall aus Düsseldorf eine als Triptychon (dreiteiliges Gemälde) gegliederte und durch zwei Stufen erhöhte Wand aus niederrheinischen Ziegelsteinen entworfen. Darauf befindet sich, zwischen zwei Fackelhaltern, ein monumentales Mosaikbild von circa 14 Quadratmetern, für dessen Herstellung etwa 8.000 bunten Steinchen und Glaswürfel pro Quadratmeter benötigt wurden. Ausgeführt wurde die Mosaikarbeit von der Firma Richard Gassen aus Düsseldorf.
Das zentrale Motiv zeigt einen Soldaten, der sich schützend vor eine dörfliche Landschaft stellt. Links und rechts befinden sich zwei in Mosaik gesetzte Schriftbänder, die die Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten des Ortes tragen.
Der Soldat in der Bildmitte steht mit ausgebreiteten Armen vor einer im Hintergrund gezeigten Landschaft, die als die Gegend um Büttgen zu erkennen ist. Dort zu sehen sind etwa eine Mutter mit Kind vor einem niederrheinischen Haus mit Regentonne, ein Haus im Bau, Bauern bei der Feldarbeit, eine Industrielandschaft, ein Fluss sowie die Kirche und Mühle von Büttgen. Der Soldaten, der sich schützend vor die Szenerie stellt, trägt ein Schwert in der Hand und wird von vier Bajonetten bedroht. Übertitel ist das Mosaikbild mit „IHR STARBT FÜR DIE HEIMAT“.
Das Motiv des Kriegerdenkmals ist deutlich durch die Zeit des Nationalsozialismus geprägt. Aufgrund seiner Entstehungsgeschichte, des zeitlichen Kontextes und der verwendeten Symbolik muss es daher kritisch eingeordnet werden.
Am 11. November 1934 wurde das Kriegerdenkmal gemeinsam mit dem gärtnerisch angelegten Königin-Louisen-Platz enthüllt und eingeweiht (NGZ vom 12. November 1934). Die Feierlichkeiten waren getrennt in einen kirchlichen und einen weltlichen Teil, der seiner Zeit entsprechend deutlich der Propaganda des NS-Regimes entsprach (StA Kaarst C 14 Nr. 2, S. 199; Klüber 1992, S. 94 f.).
Das Kriegerdenkmal nach 1945
Nach dem Einmarsch amerikanischer Truppen im März 1945 wurde das Mosaikbild auf Anweisung der Alliierten von Malermeister Karl Pauen mit Farbe überstrichen, die sich jedoch als wenig haltbar erwies (Klüber 1992, S. 95). Das Kriegerdenkmal wurde daher 1946 auf Anordnung der britischen Militärregierung mit einem witterungsresistenten Anstrich aus Teer überzogen (StA Kaarst A 5 Nr. 29).
Im Jahr 1951 trugen Anwohnende des Luisenplatzes gemeinsam mit Mitgliedern des örtlichen Schützenvereins die aufgetragenen Farbschichten wieder ab. Doch sowohl die Übermalungen als auch die Abwaschaktivitäten hatten an dem Denkmal Spuren hinterlassen, ebenso nagte die Zeit an dem Mosaikbild.
Im Jahr 1983 beauftragte die Stadt Kaarst Katharina Hall-Krieger, die Witwe des Künstlers Will Hall, mit der Restaurierung des Kriegerdenkmals. Hall-Krieger und ihre Auszubildende Gabriele Jagmann restaurierten die Mosaikarbeit behutsam, schlugen morsche Mosaiksteinchen heraus und ersetzen fehlende (WZ vom 7. Juli 1983; Kaarster Wochenspiegel vom 8. Juli 1983). Kurz nach der Restaurierung wurde das Kriegerdenkmal im Januar 1984 unter Denkmalschutz gestellt (StA Kaarst Zug. Nr. 4/2017 Nr. 118).
Zwischen 2002 und 2011 erfolgten im Stadtrat komplexe parteipolitische Diskussionen, um die Anbringung einer Informationstafel am Denkmal, die seine Hintergründe beleuchtet und auf die Entstehungsgeschichte hinweist.
Seit Oktober 2011 informiert nun eine Tafel in sachlicher Form über die Geschichte und die Bedeutung des Büttgener Kriegerdenkmals (NGZ vom 20. Oktober 2011).
Gedenken am Kriegerdenkmal
In den 1950er-Jahren fanden am Büttgener Kriegerdenkmal noch Fronleichnamsprozessionen statt, in deren Rahmen vor dem Denkmal ein Altar aufgebaut und das Mosaikbild verhüllt wurde. Heute wird am Kirmessamstag durch die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft nach dem Kirchgang ein Kranz niedergelegt.
Am Volkstrauertag wird im Auftrag der Stadt Kaarst jährlich ein Kranz am Kriegerdenkmal aufgestellt.
Der Luisenplatz
Gemeinsam mit dem Kriegerdenkmal wurde die damals noch Königin-Louisen-Platz genannte Rasenfläche gärtnerisch gestaltet und mit Pappeln und Kastanien bepflanzt.
Bereits am 20. Mai 1938 wurde im Gemeinderat Büttgen der Ausbau der Fläche zu einer Parkanlage beschlossen (StA Kaarst A 3 Nr. 121, S. 188). Entstanden ist eine spitzwinklige Dreiecksfläche, die von einer Vielzahl von Kastanienbäumen gerahmt wird. Eine weitläufige Rasenfläche gibt heute den Blick auf das Kriegerdenkmal frei.
Baudenkmal
Das „Kriegerehrenmal“ und die „Parkanlage“ am Luisenplatz sind eingetragene Baudenkmäler der Stadt Kaarst (Nr. 4 und 4a, Eintragung vom 11. Januar 1984).
(Arbeitskreis Stadtgeschichte im Stadtarchiv Kaarst, Arbeitsgruppe Wegekreuze, 2016)
Quellen
- Neuß-Grevenbroicher Zeitung, 27.11.1928, Bekommt Büttgen bald ein Kriegerdenkmal?
- Neuß-Grevenbroicher Zeitung, 27.05.1933, Sitzung des Denkmalausschusses
- Neuß-Grevenbroicher Zeitung, 17.06.1933, Kriegerdenkmal auf dem Luisenplatz
- Neuß-Grevenbroicher Zeitung, 12.11.1934, Büttgen weihte sein Krieger-Ehrenmal
- Neuß-Grevenbroicher Zeitung, 20.10.2011, Info-Tafel für das Ehrenmal
- Westdeutsche Zeitung, 07.07.1983, Morsche Mosaiksteinchen
- Kaarster Wochenspiegel, 08.07.1983, Nr. 27, Wird das Kriegerdenkmal auf dem Luisenplatz in die städtische Denkmal-Liste aufgenommen? Mosaik-Arbeit wird gegenwärtig renoviert
- StA Kaarst A 2 Nr. 4
- StA Kaarst C 14 Nr. 2
- StA Kaarst A 5 Nr. 29
- StA Kaarst Zug. Nr. 4/2017 Nr. 118
- StA Kaarst A 3 Nr. 121
Internet
www.kaarst.de: Kriegerehrenmal Luisenplatz (abgerufen: 26.09.2024)
www.kaarst.de: Denkmalliste der Stadt Kaarst (abgerufen: 26.09.2024)
rp-online.de: Ein Künstler mit vielen Stilen, Will Hall aus Neuss (abgerufen: 26.09.2024)