Die Inschrift lautet:
ANNO 1917 DEN 17 OCTOBER IST DANIELL MOHR BORGER AVS
LEVDESTORFF S-H-F (vermutl. = seine Hausfrau) GERDREVDT ALL HIER DOTGESCHLAGEN WORDEN
VON NICKLAS KOzTET VON
NETENHAVSEN D S G G (vermutl. = der Seele Gott Gnad)
D (Hausmarke) M
LEVDESTORFF S-H-F (vermutl. = seine Hausfrau) GERDREVDT ALL HIER DOTGESCHLAGEN WORDEN
VON NICKLAS KOzTET VON
NETENHAVSEN D S G G (vermutl. = der Seele Gott Gnad)
D (Hausmarke) M
Das „Mordkreuz“ ist ein Beispiel für unzählige Basaltkreuze, die uns im Gebiet von Mittelrhein und Eifel als Memorialüberlieferungen begegnen. „Memoria“ bedeutet, dass die Menschen den Tod und das Vergessen durch „Gedächtnis“ und „Erinnerung“ überwinden wollen. Im Mittelalter war „Memoria“ ein weit verbreitetes Phänomen, das die Mentalität in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Recht und Religion beeinflusste.
Dass Daniel Mohr dieses Kreuz für seine Frau aufgestellt hat, geht also auf mittelalterliche Denkweisen und Handlungsmuster zurück. Diese haben sich insbesondere in nicht reformierten Gebieten bis weit in die Neuzeit erhalten. Nach damaligem Denken starb Gertrud Mohr einen „schlechten“ Tod. Denn da sie ermordet wurde, konnte sie nicht mehr das Sterbesakrament empfangen. Daniel Mohr wollte dennoch dafür Sorge tragen, dass seine Frau die Gnade Gottes empfängt, um das Seelenheil zu erlangen.
Das Kreuz als „Stiftung fürs Seelenheil“ erfüllt mehrere Zwecke: Erstens bittet er Gott damit um die Gnade für seine Frau. Zweitens steht das Kreuz nicht nur am Tatort, sondern auch am ehemaligen Durchgangsweg von Leutesdorf nach Hammerstein. Es erfüllt somit ebenfalls den Zweck eines Wegkreuzes und wird dadurch zu einem gottgefälligen, religiösen Kultgegenstand. Zusätzlich wendet sich der Witwer damit an die breite Öffentlichkeit und bittet so um Fürbitten für die Verstorbene. Der stummen Aufforderung nachzukommen ist für jeden Vorbeigehenden „allgemeine Christenpflicht“.
Kulturdenkmal
Das Mohrsche Mordkreuz an der B42 sudöstlich von Oberhammerstein ist unter Denkmalschutz gestellt. Es wird im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Neuwied (Stand 09.02.2023, dort S. 18) geführt. Der Eintrag lautet: Wegekreuz südöstlich der Ortslage unterhalb der Burg Hammerstein, Schaftkreuz, Basalt, bez. 1715.
(Beitrag übernommen von Rebecca Mellone, regionalgeschichte.net, 2024, ergänzt von Urs Exner, Rheinbrohl, 2024)
Internet
regionalgeschichte.net: Mord und Memoria - Das „Mohrsche Mordkreuz“ in Leutesdorf als Beispiel für die Überbleibsel mittelalterlichen Denkens und Handelns im neuzeitlichen Totengedenken (abgerufen am 20.06.2024)