Während des Zweiten Weltkriegs befand sich in der Nähe von Goldap, im Kumiecie-Wald am Rande der Rominter Heide, die Bunkeranlage „Robinson“, die ab 1940 zunächst als „Privatbunker“ Hermann Görings errichtet, dann als eines der Hauptquartiere des Oberkommandos der Luftwaffe (OKL) diente. Göring, der unter seinen zahlreichen Phantasietiteln auch den des „Reichsjagdmeisters“ führte, hatte in der benachbarten Rominter Heide sein Jagdrevier.

Die Bunkeranlage war das bedeutendste militärische Hauptquartier der deutschen Luftwaffe ab 1941 und umfasste mehrere verstärkte Bunker, einige Ziegelsteinbaracken, Wasserreservoirs und Labore für die Arbeit an der Entwicklung der V2-Rake. Insgesamt waren hier mehrere hundert Soldaten stationiert.
Von diesem Komplex aus wurden ab 1941 die Luftangriffe auf die Sowjetunion koordiniert. Während des Krieges verlegte das OKL sein Hauptquartier mehrfach, um es den Erfordernissen der militärischen Lage anzupassen. Das Lager Robinson im Osten Preußens war nahe der Ostfront gelegen und hatte damit eine strategische herausgehobene Bedeutung. Auch die räumliche Nähe zur „Wolfsschanze“, dem Führerhauptquartier bei Rastenburg, spielte bei der Wahl des Standortes eine Rolle.

Heute sind die Überreste dieser Bunker noch im Kumiecie-Wald zu finden und bestätigen die militärische Bedeutung dieser Region während des Krieges. Für den Fall einer kurzfristig notwendigen Verlegung der Anlage stand in den benachbarten Ortschaften Eichkamp und Groß-Kummetschen permanent Görings Sonderzug „Asien“ unter Dampf bereit, um den „Feldmarschall“ in Sicherheit gen Westen zu bringen. Relikte dieser Bahntrasse und ein Viadukt sind noch heute in der näheren Umgebung zu finden.

Auf dem Gelände des ehemaligen OKL findet sich auch ein Gedenkstein für General Hans Jeschonnek, den Generalstabschef der deutschen Luftwaffe, der sich hier am 18. August 1943 das Leben nahm und am Goldaper See begraben wurde. Der Bruder des Generals war der spätere Inspekteur der Bundesmarine, Admiral Gert Jeschonnek. Mit dem Anrücken der sowjetischen Roten Armee floh die Besatzung des OKL und sprengte am 20. Oktober 1944 die Bunkeranlage.

Auf den Fundamenten der gesprengten Bunker hat man später das Sanatorium Wital errichtet, das heute - Ironie des Schicksals - in unmittelbarer Nähe der Grenze zur russischen Exklave Königsberg liegt. Die immer noch vorhandenen Reste der Bunkeranlage scheinen den heutigen Sanatoriumsbetrieb nicht weiter zu stören und die dort Genesenden kaum zu beeindrucken.

(Karl Peter Wiemer, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2025)

Internet
www.polish-online.com: Foto Goldap: Bunker der Luftwaffe (abgerufen 18.04.2025)
historicalsites.se: Goldap – OKL Robinson (abgerufen 18.04.2025)
www.routeyou.com: Lager Robinson (abgerufen 18.04.2025)
www.weltgereist.de: Goldap (abgerufen 18.04.2025)
www.wissen.de: Hans Jeschonnek (abgerufen 18.04.2025)
www.lexikon-der-wehrmacht.de: Jeschonnek, Hans Wenzel Ernst (abgerufen 18.04.2025)
www.spiegel.de: Görings vergessenes Jagdrevier (abgerufen 18.04.2025)

Quelle
Flyer: „Goldap - Die Geheimnisse des Kummetschen Waldes und der Rominter Heide“