Nach der Brandkatastrophe errichtete die Familie Kroth-Schwarze ein neues Wohnhaus auf ihrem, dem rechten Grundstück. Dazu wurden Bruchsteine aus der dahinterliegenden alten Ortbefestigung verwandt. Das andere Grundstück wurde von zwei Erben geteilt. Auf dem mittleren baute die Familie Binninger ein Wohnhaus aus Ziegelsteinen.
1909/10 errichtete die Zigarrenfabrik Mostert aus Koblenz auf der restlichen Fläche ein großes Gebäude als Zigarrenfabrik. Die Bauarbeiten verzögerten sich damals, weil ein Teil der im Berghang verlaufenden Mauer einbrach und eine aufwendige Sicherung eingebaut werden musste. Als Baumaterial wurden auch hier Schiefersteine genutzt. Im Vergleich zum Nachbargebäude sind die Steine aber hier wesentlich grober. Wahrscheinich wurden hier die beim Hangrutsch anfallenden Steine verwandt. Das Erdgeschoß diente als Lager und das erste Obergeschoß war eine große Produktionshalle und im Dachgeschoss befand sich die Wohnung des Werkmeisters.
1917 wurde die Zigarrenfabrik an die Lokomobile (holzbetriebene Dampfmaschine zur Stromerzeugung) des Sägewerkes Göres angeschlossen, da es noch keine öffentliche Stromversorgung im Ort gab.
1920 wurde im heutigen Ankersaal eine zweite Produktionsstätte in Betrieb genommen. Viele junge Frauen fanden hier mit dem Zigarrenrollen eine einträgliche Arbeit. 1931 vermeldet die Briedeler Gemeindechronik: „der Niedergang der Wirtschaft wirkt sich auf Briedel auch insoweit ungünstig aus, als im August die beiden Zigarrenfabriken ihren Betrieb aufgaben und etwa 150 Arbeiterinnen (Bei dieser Zahl sind wahrscheinlich alle Arbeiterinnen in den Betriebsstätten Briedel, Kaimt und Zell zusammengerechnet.) entließen.“
Andererseits waren einige Weingüter froh darüber, denn nun hatten sie wieder billigere Arbeitskräfte für ihre Weinberge.
Das Fabrikgebäude wurde danach versteigert und nach einem Umbau als Wohnhaus genutzt. In den 1960/70er Jahren hatte die Briedeler Jugend „Sternclub“ im Erdgeschoss ihr Domizil aufgeschlagen.
Die Raiffeisenbank hatte 1962 das Eckwohnhaus Kroth und die angrenzende Garage erworben und darin ihre Geschäftsräume eingerichtet. Die schöne Bruchsteinfassade wurde dabei verputzt.
Als die Besitzerfamilie des Zigarrenfabrik-Gebäudes verstarb, wurde das Gebäude 1975 abgebrochen und als Parkplatz genutzt. Die Raiffeisenbank brauchte Büroräume und ließ 1981 auch das dazwischenliegende schmalere Wohnhaus abreißen, überbaute diese Fläche und einen Teil des Parkplatzes für Ihr Verwaltungsgebäude. Bei den Bauarbeiten stieß man auf Reste eines eingebrochenen Stollens in den Berg. Vermutlich handelt es sich dabei um den unterirdischen Zugang zum ja direkt dahinter liegenden Eulenturm.
(Hermann Thur, Briedel, Mai 2023)
Quellen
Schulchronik Briedel