Diskothek Musicalbox in Kaisersesch

M-Box, vormals R-Kauf-Supermarkt

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Kaisersesch
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 14′ 1,08″ N: 7° 08′ 35,67″ O 50,23363°N: 7,14324°O
Koordinate UTM 32.367.581,72 m: 5.566.257,27 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.581.610,63 m: 5.567.021,75 m
Über einen Zeitraum von mehr als 35 Jahren war das Städtchen Kaisersesch auch durch die große „Kult-Diskothek“ Musicalbox – diese wurde meist kurz M-Box genannt – überregional bekannt.

Kult-Disco im früheren Supermarkt
Die Diskothek wurde im Dezember 1979 im Gebäude eines R-Kauf-Supermarktes eröffnet, der gleichzeitig zu einem größeren Standort am damaligen Ortsausgang in der Koblenzer Straße umzog (heutiger REWE:XL). Mit einem Fassungsvermögen von bis zu 800 Besuchern war die Musicalbox seinerzeit der zweitgrößte Disco-Betrieb in Rheinland-Pfalz.
Benannt wurde die Diskothek nach einem Klassiker der britischen Band Genesis. Das Stück The Musical Box findet sich auf deren 1971 erschienenen Album Nursery Cryme (engl. etwa Kinderstubenkriminalität).
Die Ausstattung der Musicalbox war bereits in den frühen Jahren weniger auf „Glanz & Glamour“ ausgelegt, sondern eher karg und schlicht gehalten. In den beiden Flügeln des früheren Supermarkts befanden sich mehrere Caféterien und Theken zur Getränkeausgabe, zwei Billard-Tische und zentral hinter Glasfenstern das Pult des Discjockeys. Als legendär galten über Jahrzehnte hin eine Reihe von ehemaligen Kirchenbänken, die als Sitzgelegenheit vor der großen Theke dienten.
Auf dem Parkplatz vor der M-Box stand zeitweise eine einzig während des Disko-Betriebs geöffnete Imbiss-Bude. Die Auswahl war beschränkt auf Pommes frites, Bratwurst „mit oder ohne Ömpf“ (Senf) und einer stetig köchelnden Fleisch-Soßen-Mischung, die als „Schaschlik“ angeboten wurde.

Rockmusik und Drogen
Zunächst war das Programm der Diskothek durch die – aus heutiger Sicht – klassische Rockmusik der 1960er und 1970er Jahre geprägt. In der Musicalbox wurde in den 1980/90ern vor allem die Musik der „großen“ Beatles, Rolling Stones, Led Zeppelin, The Doors, Fleetwood Mac, Pink Floyd, Jimi Hendrix, David Bowie, Frank Zappa, Bob Dylan usw. aufgelegt – und wenn um 2:30 Uhr die Schließung anstand, lief als Rausschmeißer-Song gerne My Way von Frank Sinatra.
Die musikalische Ausrichtung war erfolgreich und zog die unterschiedlichsten Besucher an. Das Spektrum der Gäste reichte vom harten Rocker über zottelige Punks und alternative Ökos bis hin zum sorgsam geschniegelten Popper – stets ergänzt um die Jugend der umliegenden Eifeldörfer sowie neugierige Laufkundschaft, die den teils mythisch verklärten „Kult“ um die M-Box ergründen wollte.

Ein weiterer Grund für den großen Zulauf, der in diesen Jahren bis in die Regionen Köln/Bonn, Trier und Mainz/Frankfurt reichte, war der Umschlag von Drogen aller Art in der Musicalbox und auf den umgebenden Parkplätzen. Immer wieder erfolgten in der Diskothek und dem Umfeld Razzien der Polizei. Auch dies trug auf eher zweifelhafte Weise zum anrüchig-legendären Ruf der Musicalbox bei.

Allmählicher Niedergang und Schließung
Einhergehend mit dem stetigen Wandel der Rock- und Popmusik änderte sich allmählich auch das Programm der Diskothek. Ab Mitte der 1990er Jahre wurde in der Musicalbox an den Kerntagen Freitag und Samstag zunehmend auch aktuell angesagte Musik anderer Stile gespielt, etwa Grunge, Britpop, Gothic oder elektronische Popmusik. Viele Stammgäste wandten sich in diesen Jahren von „ihrer“ Musicalbox ab, auch wenn das alte Publikum noch eine Weile an Donnerstagen mit „Classic-Rock“ bedient wurde.
Der Besucherrückgang und gleichzeitig steigende Auflagen für die immer baufälligere Diskothek brachten die Musicalbox zusehends in die Krise. Ein ab 1994 durch die Gründer betriebener alternativer Standort für eine „neue“ Musicalbox, die Großraumdiskothek Colosseum in der rund 50 Kilometer entfernten Kreisstadt Wittlich (Kreis Bernkastel-Wittlich), hielt sich nicht auf Dauer.

Nach kurzzeitiger Schließung der Musicalbox erfolgte 2003 die Wiedereröffnung unter einem neuem Pächter. Versuche, die äußerlich immer mehr verfallende M-Box durch verschiedene Programme – unter anderem durch „1-Euro-Abende“ und als „e.box“ mit elektronischer Tanzmusik – wirtschaftlich zu betreiben, brachten jedoch keinen dauerhaften Erfolg.
Zum 1. Februar 2015 stellte die Diskothek Musicalbox schließlich ihren Betrieb ein.

(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2017)

Internet
www.mbox-online.de (abgerufen 13.07.2017)
www.rhein-zeitung.de: „Kultdisco M-Box vor dem Aus?“ (Rhein-Zeitung vom 21.05.2015, abgerufen 13.07.2017)
www.youtube.com: Genesis – The Musical Box (abgerufen 13.07.2017)

Diskothek Musicalbox in Kaisersesch

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Pankratiusstraße
Ort
56759 Kaisersesch
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1979, Ende 2015

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„Diskothek Musicalbox in Kaisersesch”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-271020 (Abgerufen: 3. August 2025)
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