Mit der Übernahme der Regierung durch die Brandenburger hatte sich damals der Gedanke der religiösen Toleranz im Herzogtum Kleve gefestigt. Nachdem die reformierte Gemeinde ihre Gottesdienste vorher in Privathäusern, zwischendurch dann im Rathaussaal an der Ecke Hoogestraße-Kirchstraße oder in einem Raum unter dem Rathaus abhielt, konnten 1652 schließlich aus verschiedenen Quellen die Mittel für einen eigenen Kirchenbau gesammelt werden. Geld kam aus Kollekten, Holz wurde vom Kurfürsten aus den Klevischen Wäldern gestiftet, die Steine aus dem 1641 zerstörten Kastell verwendet.
Die auf Haus Winkel residierende Familie Heyden-Rynsch beteiligte sich ebenfalls. So konnte ein schlichter Saalbau aus Backstein errichtet werden, den ein Barockportal aus Sandstein ziert. Der Portalbogen trägt das Wappen von Sonsbeck. Interessant ist auch die Wetterfahne, die – so wie im Rheinland nur noch die Schlosskapelle Diersfordt – eine Sonne zeigt, gestiftet ebenfalls von der Familie Heyden-Rynsch.
1702 erlitt die Kirche Schäden durch die Franzosen, 1717 wurde durch das Große Feuer in Sonsbeck auch die Kirche stark in Mitleidenschaft gezogen. Nach einer sofortigen Renovierung blieb die Kirche, mit einigen Phasen der Baufälligkeit, bis zum Zweiten Weltkrieg erhalten, wurde jedoch 1945 erheblich beschädigt. Ein Wiederaufbau folgte zwischen 1949 und 1951. Auch in den folgenden Jahrzehnten setzten sich die Renovierungsarbeiten fort.
In Sonsbeck lässt sich eine lange ökumenische Tradition der beiden christlichen Gemeinden belegen. Da Gräber eine Finanzquelle für den Kirchenbau waren, beerdigte man noch bis nach 1900 Verstorbene beider christlichen Konfessionen zunächst in der katholischen, dann in der evangelischen Kirche. Erst später wurde ein evangelischer Friedhof eingerichtet, der 1983 geschlossen wurde.
Das Kirchendach als Fledermausquartier
Das Dach der Evangelischen Kirche Sonsbeck bietet auch anderen Besuchern Schutz: Im Rahmen des Projektes „Gottes Haus für Fledermaus“ wurde zwischen 2009 und 2012 unter anderem das Graue Langohr nachgewiesen, eine äußerst seltene Fledermausart (vgl. Fledermausbericht der Biologischen Station im Kreis Wesel e.V.).
Bei der Betrachtung historischer Gebäude möge man sich vergegenwärtigen, dass auch ihre Besiedlung mit Tieren und Pflanzen eine lange Historie hat. Man kann sich vorstellen, dass auch die Besiedlung alter Gebäude durch Säugetiere seit Generationen in einer ortsansässigen „Ahnenreihe“ erfolgt.
(Verein für Denkmalpflege Sonsbeck e.V., 2014. Erstellt in Kooperation mit der Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. im Zuge des Projektes „Kulturlandschaft am Niederrhein“. Ein Projekt im Rahmen des LVR Netzwerks Umwelt)
Internet
www.bskw.de: Fledermausbericht der Biologischen Station (abgerufen 17.11.2014)