Die Burg Reifferscheid war eine für die Eifel typische mittelalterliche Höhenburg. Auf dem Geländesporn eines Bergrückens errichtet, bot dieser Burgentyp optimalen Schutz gegen Angreifer. Reifferscheid wird erstmals im Jahr 1106 erwähnt, als Herzog Heinrich von Niederlothringen seinen dortigen Stützpunkt niederbrannte, um zu verhindern, dass dieser in die Hände von Heinrich V., dem Gegenspieler seines Lehnsherrn Kaiser Heinrich IV. fiel. In einer Urkunde des Jahres 1130 ist Reifferscheid dann als castrum (Burg) überliefert. Damals bestätigte der Erzbischof von Köln die Erhebung der Kapelle in Reifferscheid zur Kirche. Das Adelsgeschlecht der von Reifferscheid erscheint seit 1195 als Inhaber der Herrschaft und blieb es bis zur Enteignung durch die französische Revolutionsarmee im Jahr 1794. Seit dem 16. Jahrhundert regierte die Familie, die kontinuierlich an Besitz und Bedeutung gewonnen hatte, jedoch nur noch selten von ihrem Stammsitz aus. Die heutige Gesamtanlage mit Vorburg und befestigter Burgsiedlung macht den Wandel des einstigen Herrschaftssitzes anschaulich nachvollziehbar. Da die wirtschaftlichen Voraussetzungen fehlten, kam es hier nicht zu einer städtischen Entwicklung.
Die äußere Befestigung des 14. und 15. Jahrhunderts schließt die Burgsiedlung mit Marktplatz und der Pfarrkirche St. Matthias (früher Hl. Kreuz) ein. Durch das Matthiastor und die Burgsiedlung gelangt man zum Vorburggelände, das der Hauptburg im Süden und Osten als Zwinger vorgelagert ist. Die Hauptburg geht in ihrem Kern auf die staufische Zeit des 12. Jahrhunderts zurück, mehrheitlich stammen die erhaltenen Reste aber aus dem 14. Jahrhundert. Diese gotische Burg besaß einen mächtigen Bergfried, Schildmauern nach Norden und Westen, einen befestigten Torbau im Süden und einen Palas mit schlanken Ecktürmen im Osten. Als Burg und Burgsiedlung 1385 von den Mitgliedern des Landfriedensbundes mit einer Steinwurfmaschine, einer sog. Blide, belagert wurden, muss die gesamte Anlage fertig gestellt gewesen sein.
Burg Reifferscheid ab dem 16. Jahrhundert Bis zum 16. Jahrhundert verstärkte man die Burg gegen den Beschuss mit Feuerwaffen durch neue Mauerschalen und den bastionsartigen Vorbau im Norden und Osten. 1669 vernichtete eine Brandkatastrophe wesentliche Teile des Schlosses, des Burgtores und der Kirche. Als Barockschloss wieder aufgebaut, fügten ihm französische Truppen 1689 im Zuge des dritten Raubkriegs Ludwigs XIV. schweren Schaden zu. Graf Franz-Wilhelm ließ das Schloss wiederherstellen. Eine um 1725 entstandene Zeichnung von Renier Roidkin zeigt es mit großzügigen Fenstern und barocken Dachhauben. Die äußere Ringmauer um die Burgsiedlung wurde nach den Zerstörungen im 17. Jahrhundert nicht wieder instandgesetzt.
Burg Reifferscheid ab dem 19. Jahrhundert Nach der französischen Enteignung wurde das Schloss im 19. Jahrhundert größtenteils zur Gewinnung von Baumaterial abgebrochen. Fürst Leopold von Salm-Reifferscheidt-Dyck erwarb die Ruine 1889/91 zurück. 1964 schenkte Fürstin Cäcilie sie der Gemeinde Hellenthal. Nun folgten umfangreiche Sanierungsmaßnahmen. In diesem Zusammenhang fand im Bereich der Kapelle 1966 eine Ausgrabung durch Mitarbeiter des damaligen Rheinischen Landesmuseums Bonn statt.
(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2013)
Hinweise Burg Reifferscheid ist eingetragenes Baudenkmal (Stadt Hellenthal UDB-Nr. 007, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland Obj.-Nr. 4063). Die Reifferscheider Burg war Station der Archäologietour Nordeifel 2013.
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