Hespertalbahn, Schmalspurbahn Oberhesper - Hesperbrück

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Essen (Nordrhein-Westfalen)
Kreis(e): Essen (Nordrhein-Westfalen)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 22′ 38,32″ N: 7° 02′ 20,51″ O 51,37731°N: 7,03903°O
Koordinate UTM 32.363.524,39 m: 5.693.609,57 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.572.386,56 m: 5.694.135,55 m
  • PDF-Datei (9 Seiten) zur Geschichte der Hespertalbahn in Essen, Claus Weber 2012

    PDF-Datei (9 Seiten) zur Geschichte der Hespertalbahn in Essen, Claus Weber 2012

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    Claus Weber
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Die Geschichte der Hespertalbahn ist eng verbunden mit der Geschichte der Eisenhütte „Phoenix“ in Essen-Kupferdreh. Diese errichtete ab 1853 ein neues Hüttenwerk, da sowohl die zur Herstellung von Eisen erforderlichen Rohstoffe in der Nähe vorhanden waren als auch günstige Verkehrsverhältnisse durch die Ruhrschifffahrt und die Prinz-Wilhelm-Bahn gegeben waren. So kamen Kohlen aus der unmittelbaren Umgebung, Kalk aus Velbert-Hefel und Eisenerze aus Kupferdreh und dem Großraum Velbert. In Velbert gab es seit dem 16. Jahrhundert einen beständigen Erzbergbau auf Blei, Eisen und Alaun. Nach Stillstand während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Förderung um 1850 wieder intensiv aufgenommen. Wurde zunächst Eisenerz gesucht, dehnte man die Förderung später auf Blei- und Zinkerze aus. Der Lütticher Kaufmann Gallus Anton Lamarche gründete 1851 die „Gesellschaft G.A. Lamarche“ mit dem Ziel, die Berechtsamen dieser Gruben zu erwerben und in den Feldern neue Gruben aufzufahren. Doch schon 1855 wurde das Bergwerkseigentum Lamarches im Velberter Raum als Rohstoffgrundlage an die Phoenix AG verpachtet.

Wegen der ungünstigen Lage der Lamarcheschen Grubenfelder stellte der Abtransport des gewonnenen Materials ein großes Problem dar. Schon 1852/53 wurde daher eine schmalspurige Pferdeschleppbahn errichtet: von den Gruben Thalburg / Wulff VII / Clara bei Heiligenhaus zur Grube Diedrich-Wilhelm in Velbert.

Schmalspurbahn Oberhesper - Hesperbrück ab 1857
Nach Übernahme der Lamarcheschen Erzgruben und der Pferdeschleppbahn durch die Phoenix AG entschloss sich diese, die Pferdebahn bis zur Hütte in Kupferdreh zu verlängern. Diese Bahn war 1857 vollendet. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass die Velberter Gruben nicht so ertragreich waren, schon in den 1860er Jahren legte man die ersten Gruben still, die letzte war Grube Diederich Wilhelm im Jahre 1872. Zeitgleich legte man den Abschnitt von der Grube Wulff nach Diederich Wilhelm still.

Für den Fortbestand der Hespertaler Schleppbahn sorgten jedoch andere Rohstoffe, zuerst Kalk, der insbesondere in der Zeche Stolberg gewonnen werden konnte. Dieser wurde in der Phoenix-Hütte als Zuschlag gebraucht, diente aber auch in der Bauindustrie und als Dünger in der Landwirtschaft. Zur Steigerung der Produktion wurden bei Velbert-Langenhorst große Brüche angelegt, die auch an die Schleppbahn angeschlossen waren.

Zusätzlich eröffnete man neue Steinbrüche in Velbert-Hefel, die ebenfalls an die Hespertalbahn angeschlossen wurden. Hierzu errichtete man 1870/1871 in Oberhesper eine Gabelung, von der aus die Bahn weiter nach Hefel geführt wurde. Zugleich wurden in Hesperbrück drei Kalktrichteröfen erbaut, später erbaute man hier 1883/1884 einen der damals modernen Kalkringöfen.

Nach Gründung der Gewerkschaft Ver. Pörtingssiepen und dem Niederbringen von Schacht II wurde die Kohleförderung 1875 intensiv aufgenommen. Zur besseren Erschließung wurde bis 1878 eine Normalspurbahn von Kupferdreh bis zum Bahnhof Hesperbrück eröffnet. Die Fortsetzung zwischen Hesperbrück, Hefel und Stolberg blieb eine Schmalspurpferdebahn mit Betriebsführung durch die Gewerkschaft Stolberg.

Am 1. November 1879 konzessionierte das Oberbergamt in Dortmund die Gewerkschaft Stolberg, die Schmalspurbahn mit dampfbetriebenen Lokomotiven durchführen zu können und damit den aufwändigen Pferdebahnbetrieb einstellen zu können. Eine besonders konstruierte und an das Streckenprofil angepasste Lokomotive der Fabrik Hohenzollern kam am 10. November 1879 ins Hespertal, 1880 kam eine zweite hinzu. In Hesperbrück erbaute man einen massiven Lokschuppen mit zwei Einfahrten und angebauter Werkstatt, dieser ist heute noch als Wohnhaus erhalten.

Bei Velbert-Sondern wurde um 1880 ein neuer großer Kalksteinbruch in Betrieb genommen (Plöger Steinbruch), um die Rohstoffversorgung der Kalkwerke in Hesperbrück langfristig zu sichern. Dieser wurde mit einer Stichstrecke der Schmalspurbahn ans Netz der Hespertalbahn angebunden.
1904 gab es vier normalspurige und drei schmalspurige Dampflokomotiven sowie 167 Güterwagen, hinzu kamen natürlich angemietete Transportwagen für die Abfuhr von Kohlen und Kalkprodukten.

1872 hatte die Velberter Eisenerzgrube Dietrich-Wilhelm ihren Betrieb eingestellt, 1905 beendete man die Kohleneisensteinförderung der Gewerkschaft Carl-Wilhelm. Damit verlor die Phönixhütte in Kupferdreh ihre örtlichen Lieferanten, der Transport von Eisenerz endete auf der Hespertalbahn. Nachdem weitere Erzgruben und auch die Kalkwerke in Hesperbrück im Sommer 1916 stillgelegt wurden, hatte die Schmalspurbahn keine Existenzgrundlage mehr. Im September 1916 wurde der Antrag auf Einstellung und Abbau der Schmalspurbahn gestellt, diesem am 14. März 1917 stattgegeben. Die Gleisanlagen wurden unmittelbar danach abgebaut und diese sowie das rollende Material der Militärverwaltung der Heeresfeldbahnen übergeben.

Geschichte der Hespertalbahn
Zur Geschichte der Hespertalbahn siehe das PDF-Dokument in der Medienleiste, hier finden sich auch weiterführende Zitate.

(Claus Weber 2011)

Literatur

Hagedorn, Dirk; Leitsch, Joachim / Verein zur Erhaltung der Hespertalbahn e.V. (Hrsg.) (2008)
Kohle, Kalk und Erze. Die Geschichte der Hespertalbahn. Essen (2. erweiterte Auflage).
Wolff, Gerd (1974)
Deutsche Klein- und Privatbahnen, Band 3: Nordrhein-Westfalen. Gifhorn.
Wolff, Gerd; Riedel, Lothar (1998)
Deutsche Klein- und Privatbahnen, Band 5: Nordrhein-Westfalen: Nordwestlicher Teil. Freiburg.

Hespertalbahn, Schmalspurbahn Oberhesper - Hesperbrück

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Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1857, Ende 1917

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„Hespertalbahn, Schmalspurbahn Oberhesper - Hesperbrück”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-CW-20100410-0001 (Abgerufen: 6. Mai 2024)
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