Grube Katharina am Rather Weg

Consolidierte Catharina II, Catharina

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Bergisch Gladbach, Köln
Kreis(e): Köln, Rheinisch-Bergischer Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 56′ 41,83″ N: 7° 07′ 4,1″ O 50,94495°N: 7,11781°O
Koordinate UTM 32.367.775,80 m: 5.645.390,34 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.578.602,53 m: 5.646.118,22 m
  • Ausschnitt aus der Preußischen Kartenaufnahme 1:25.000 - Neuaufnahme - 1891-1912, Blatt 5008 Köln-Mülheim

    Ausschnitt aus der Preußischen Kartenaufnahme 1:25.000 - Neuaufnahme - 1891-1912, Blatt 5008 Köln-Mülheim

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An der Kreuzung Rather Weg und Neufeldweg befinden sich im Gelände Halden. Diese sind Relikte der ehemaligen Erzgrube „Katharina“. Deren Abbautätigkeit erfolgte zwischen 1850 bis 1919.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand bedingt durch die stetig wachsende Industrie ein großer Bedarf an Eisen- und anderen Metallerzen. Im Raum um Bensberg, dem später so genannten „Bensberger Erzrevier“, begannen umfangreiche Prospektionen und Mutungen. Die Grube Katharina ist eine von vielen Bergbaubetrieben in der Region, die das Landschaftsbild nachhaltig geprägt haben.
Bereits zu vorrömischer Zeit finden sich Spuren, die auf antiken Bergbau schließen lassen. Ebenso wurden zu mittelalterlichen Zeiten und im 16./17. Jahrhundert Erze abgebaut, jedoch in sehr unbedeutenden Mengen. Die größeren Vorkommen an Silber und anderen Metallerzen lagen im Oberbergischen bei Eckenhagen. Die Vielzahl der kleineren Gruben rund um Bensberg macht jedoch die Bedeutung des Erzrevieres aus.

Geschichte der Montanindustrie im Bensberger Raum
Bereits im 18. Jahrhundert begann das Interesse am Bergbau wieder zu steigen. Seit dem Mittelalter war das Montangewerbe eher familiärer Natur und individuellen Wirtschaftsakteuren entsprungen. So konnte eine Wiederbelebung der früheren Bergbautätigkeiten nur durch die erfolgreiche Einzelinitiative einiger Glücksritter erfolgen. Jeder konnte ab 1719 bei der Landesregierung einen „Mutschein“ beantragen und hoffen, fündig zu werden. Die schriftlichen Anträge mussten mit künftigem Namen des Fundortes, der zu erwartenden Mineralien sowie einer räumlichen Eingrenzung eingereicht werden. Die Herkunft und finanziellen Mittel der Antragsteller spielten dabei keine Rolle. Es war nur sicherzustellen, dass der oder die Antragsteller ihr Unterfangen auch finanzieren konnten. Die ersten Anträge kamen von Bauern und ländlichen Gewerbetreibenden, dann von gelehrteren Berufen wie beispielsweise den Beamten, Offizieren und schließlich auch von Adeligen. Der Erzrausch breitete sich zunehmend im 18. Jahrhundert aus und erreichte um die Jahrhundertwende seinen Höhepunkt (Geurts et al. 2004 / 2006). Die Zahl der Bergwerke im Bergischen Land stieg rapide von nur 10 zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf 372 Gruben zur Jahrhundertwende an. In Bensberg machte den Auftakt der Hofrat Philipp Andreas Gumpertz, der eine Generalbelehnung zur Ausbeute der Gebiete „zwei Stunden um Bensberg“ für Eisen, Kupfer, Blei und Quecksilber im Jahre 1738 einreichte (Esser 1925). 1740 erlangte er die landesfürstliche Bestätigung und ließ noch im gleichen Jahr im Milchborntal nördlich von Bensberg auf Quecksilber schürfen. Bevorzugt wurden erst einmal Stätten, wo Spuren von früheren bergbaulichen Tätigkeiten wie Halden oder Pingen zu erkennen waren. Später weitete sich die Suche nach neuen Örtlichkeiten nahezu flächendeckend aus. Die oberflächennahen Erze waren bereits in frühzeitlichen und mittelalterlichen Tagebauten größtenteils abgebaut worden. Daher war es von Nutzen, dass die Methoden und Möglichkeiten im Bergbau sich im 18. und 19. Jahrhundert stark verbessert hatten, um die sich in Spalten und Bruchzonen befindlichen Erze im Tiefbau zu erschließen. Ab 1850 häufte sich die Zahl der Schürfrechtsanträge bei der Landesregierung massiv (Kluxen 1976).

Geschichte der Grube Katharina
Die Grube Katharina wurde 1850 südlich der Lützerather Straße bzw. dem Rather Weg und der Olpener Chaussee im Norden gegründet. Die Schürfrechte waren am 20. Juli 1850 ursprünglich nur für Eisenerze verliehen worden, wurden jedoch 1856 auf Braunkohle erweitert. Die ursprüngliche Grube war etwa 150 Meter lang und 12 Meter tief. Zudem wurden in mehreren Strecken (horizontale Seitengänge) in bis zu 23 Metern Tiefe geschürft. Hierzu wurde den Schacht „Victoria“ mit mehreren horizontalen Strecken angelegt. Bei der Schürfung konnte Bleiglanz, Zinkblende und Schwefelkies festgestellt werden.

Problematisch war für die Grube jedoch die direkte Nähe zum Flehbach. Die Stollen mussten mit dampfbetriebenen Pumpen trocken gehalten werden. Zudem mussten die Schächte aufwändig mit Grubenholz ausgebaut werden, um nicht im feuchten Untergrund wieder einzustürzen. In den 1870er Jahren kamen einige Anteilseigner hinzu, die auf Blei, Schwefelkies und Zinkerz innerhalb der Grube Katharina in eigenen Gruben schürften. 1887 wurde daher die Grube zum Gesamtfeld „Consolidierte Catharina II“ vereinigt und als Eigentümer die Gewerkschaft Grube Katharina gegründet (Heinz 1980). 1895 wurden die Arbeiten in der Grube kurzzeitig eingestellt, da der Erzpreis in unrentable Bereiche abgerutscht war. Nach wenigen Monaten wurden die Arbeiten wieder aufgenommen. Anfang des 20. Jahrhunderts stieg der Eisenpreis wieder soweit an, dass ein weiterer Schacht angelegt wurde, der jedoch noch stärker mit Wassereinbrüchen zu kämpfen hatte, so dass stärkere Pumpen benötigt wurden. Diese wiederum verursachte ein starkes Abfallen des Grundwasserspiegels, wodurch einige Brunnen in Rath, Brück und Umgebung trocken fielen und es zu Versorgungsengpässen mit Trinkwasser kam.

Eine Vielzahl von Beschwerden sowie auch die sinkende Rentabilität der Grube führten ab 1909 dazu, dass kein Erz mehr gefördert wurde, sondern die Arbeiter lediglich die Maschinen warteten. Ab 1911 kamen sämtliche Arbeiten zum Erliegen. Am 16. Februar 1919 wurde der Grubenbetrieb wegen mangelnder Rentabilität eingestellt, was gleichzeitig das Ende der Grube bedeutete.

Die Geländesituation mit Halden ist ein historisches Zeugnis der bergbaulichen Nutzungsgeschichte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Heute befindet sich das 1965 erbaute Kinderdorf Bethanien auf dem Gelände der Grube Katharina.

Bedeutung der Grube Katharina für die Region
Das gesamte Bergbaurevier und auch die Grube Katharina sind maßgeblich für die Entwicklung der Region im 19. Jahrhundert verantwortlich. Bis etwa 1890 waren mehr als jeder zweite Einwohner um Bensberg und im umliegenden Bergischen direkt oder indirekt als Arbeiter in der Montanindustrie beschäftigt. Der Bergbau verursachte in Bensberg einen ähnlichen, wenn auch deutlich geringeren Entwicklungsschub, wie er auch im Ruhrgebiet durch die Montanindustrie ausgelöst wurde. Feste Anstellungen und geregelter Lohn lockten viele Arbeiter aus den sehr ländlich geprägten Regionen des Bergischen Landes an. Bensberg erlebte mit dem Wachstum der Bevölkerung im 19. Jahrhundert durch die Montanindustrie eine dritte Phase des Aufschwungs nach der ersten Phase durch den Bau der Burg Bensberg und der zweiten Phase nach dem Bau des Schlosses Bensberg. Natürlich steht der Aufschwung der Industrie dabei im Zusammenhang mit dem Ausbau des Schienennetzes sowie mit dem Wachstum der industriellen Standorte in Kalk, Deutz und Mülheim.

(Fabian Lagodny, Universität Bonn, 2013; ergänzt von Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau und Klaus-Dieter Kleefeld, LVR-Redaktion KuLaDig, 2015)

Literatur

Dilling, Jochen (2011)
Spuren von Bergbau. In: Der Königsforst. Geschichte und Geschichten, S. 59-73. Köln.
Esser, Willy / Bergischer Geschichtsverein (Hrsg.) (1925)
Der Bergische Bergbau im 18. Jahrhundert mit besonderer Berücksichtigung der Regierungszeit Karl Theodors. In: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 55, S. 1-127. Elberfeld.
Geurts, Gerhard; Hilden, Hans-Dieter; Ommer, Herbert; Stahl, Herbert / Bergischer Geschichtsverein Rhein-Berg (Hrsg.) (2006)
Das Erbe des Erzes, Band 3 - Die Gruben in der Paffrather Kalkmulde. (Schriftenreihe des Bergischen Geschichtsvereins Rhein-Berg e.V. 49.) Bergisch Gladbach.
Heinz, David / Rheinisch-Bergischer Kreis (Hrsg.) (1980)
Das war das Bensberger Erzrevier. An einem Wendepunkt der Industriegeschichte im Bergischen Land. In: Rheinisch-Bergischer Kalender 50, S. 42-68. Bergisch Gladbach.
Kluxen, Kurt (1976)
Die Geschichte von Bensberg. Paderborn.
Sturmberg, Georg / Rheinisch-Bergischer Kreis (Hrsg.) (2003)
1000 Jahre Königsforst-1000 Jahre Forst ohne König.. Vom Herrenrevier zum Naturschutzgebiet-ein Wald mit großer Tradition. In: Rheinisch-Bergischer-Kalender 73, S. 6-19. Bergisch Gladbach.
Werkstatt für Ortsgeschichte Köln-Brück (Hrsg.) (2006)
Der Königsforst. Geschichte und Geschichten. (Brück - Geschichten zur Geschichte 12.) Köln.

Grube Katharina am Rather Weg

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Rather Weg
Ort
51427 Bergisch Gladbach
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos
Historischer Zeitraum
Beginn 1850, Ende 1911

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„Grube Katharina am Rather Weg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-80278-20131127-8 (Abgerufen: 26. April 2024)
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