Emmericher Eyland / Bylerward / Wissel / Grieth (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Düsseldorf 040)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege, Landeskunde, Raumplanung
Gemeinde(n): Bedburg-Hau, Kalkar, Kleve (Nordrhein-Westfalen)
Kreis(e): Kleve (Nordrhein-Westfalen)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 47′ 33,26″ N: 6° 16′ 25,54″ O 51,79257°N: 6,27376°O
Koordinate UTM 32.311.994,98 m: 5.741.483,76 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.518.931,11 m: 5.739.859,30 m
  • Landschaft bei Wissel

    Landschaft bei Wissel

    Fotograf/Urheber:
    Heusch-Altenstein, Annette
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  • Sandweg in den Wisseler Dünen

    Sandweg in den Wisseler Dünen

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    Ahrendt, Walter
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Das Emmericher Eyland, Bylerward, Wissel, Grieth und deren Umfeld sind hier beschrieben als bedeutsamer Kulturlandschaftsbereich (KLB) wie im Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düsseldorf. Die wertbestimmenden Merkmale der historischen Kulturlandschaft werden für die Maßstabsebene der Regionalplanung kurz zusammengefasst und charakterisiert.

Kulturlandschaftsbereich: Ehemalige Rheininseln mit Wurten und Sommerdeichen sowie frühneuzeitlichen Rheinbegradigungen führten zu einem charakteristischen kulturlandschaftlichen Gefüge mit heute erkennbaren Spuren der Rheindynamik.
Wissel: Historischer Dorfkern um rechteckigen Stiftsplatz mit bedeutender romanischer Stiftskirche (St. Clemens), Ringdeich und im Kern spätgotischer Wasserburg Haus Kemnade; Ringdeich des 9. Jahrhunderts; Allmendegebiet mit Dünen.
Grieth: Historischer Stadtkern des 13. Jahrhunderts am linken Rhein mit Resten des ehemaligen Rittersitzes Grieth und gotischer Pfarrkirche St. Peter und Paul.
Erhaltene geoarchäologische Relikte in den verschiedenen Rhein-Altarmen, Nachweis der zeitlichen Abfolge von Rheinverlagerungen.

Kulturlandschaftliches und denkmalpflegerisches Ziel im Rahmen der Regionalplanung ist eine erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung, insbesondere
  • Bewahren und Sichern der Strukturen, von Ansichten und Sichträumen von historischen Stadt- und Ortskernen
  • Bewahren und Sichern der Elemente, Strukturen und Sichträume von Adelssitzen und Hofanlagen
  • Bewahren des Kulturlandschaftsgefüges
  • Bewahren überlieferter naturnaher Landschaftselemente.

Aus: Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düsseldorf. Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung, Köln 2013

Emmericher Eyland / Bylerward

Kulturlandschaftliche Entwicklung
Beide Rheininseln sind durch das Mäandrieren des Rheins, das Zusammenwachsen von kleinen Rheininseln und Wasserbauaktivitäten des Menschen entstanden. Durch die Bildung des Bylerwardmäanders zwischen Grieth und Emmerich wurden seit 1250 die auf der Steens , Pels sowie der Bylerward und auf dem Emmericher Eyland bewirtschafteten Höfe beeinträchtigt. Der Tiller Domänenhof wurde 1565 und die Siedlung Borstade 1612 zerstört. Durch die Sedimentation an der Gleitseite des Mäanders entstanden Inseln, die als Neuland gewonnen und besiedelt wurden. Um 1680 floss der Rhein ums Emmericher Eyland, das damals aus vielen Inseln bestand. Diese Inseln wuchsen durch Verlandung im Laufe des 17. und frühen 18. Jahrhunderts zusammen. Durch diesen Erosions- und Sedimentationsprozess mussten auch die Polder bzw. Sommerdeiche und das Wegenetz in den betroffenen Gebieten an die neue Situation angepasst bzw. neu errichtet werden. Die Inselbildung setzte sich fort und wurde manchmal bewusst stimuliert.

Die Bylerward wurde im 17. Jahrhundert und das Emmericher Eyland im ausgehenden 17. und frühen 18. Jahrhundert besiedelt. 1713 floss der Rhein wieder unmittelbar an Emmerich vorbei und so wurde das Emmericher Eyland linksrheinisch.

Die Besiedlung besteht aus Einzelhöfen, die auf Wurten errichtet wurden. An der Südseite des Emmericher Eylandes entwickelte sich ein kleiner Weiler. 1966 erhielten die Bylerward und das Emmericher Eyland mit dem neuen Rheindeich Hochwasserschutz. Hierbei wurden die Gehöfte, die unmittelbar am Rhein lagen, im Rahmen einer Flurbereinigung hinter den neuen Hochwasserschutzdeich umgesiedelt und so wurde die neue Aue siedlungsfrei.

Grieth war eine Stadtgründung des Grafen von Kleve 1254 als Gegengewicht zum damals kurkölnischen Rees. Grieth hatte ursprünglich einen rechteckigen Grundriss, der im südöstlichen Bereich zwischen 1631 und 1708 durch Seitenerosion des Rheins zerstört wurde. Von 1472 bis 1695 war Grieth Rheinzollstandort. Als sich der mäandrierende Rhein von Grieth weg verlagerte, wirkte sich das nachteilig auf die wirtschaftliche Entwicklung aus. Erst mit dem Aushub des sogenannten Griether Kanals als Stromdurchstich zur Rheinbegradigung zwischen 1812 und 1824 erhielt Grieth wiederum freien Zugang zum Rhein und Grietherort wurde rechtsrheinisch.

Prägende kulturlandschaftliche Elemente:
  • Backsteinerne Einzelhöfe auf Wurten (Baukultur)
  • Ortskern von Grieth
  • Haus Grieth (1371)
  • St. Peter-Kirche (1350-1450)
  • tradierte Wege- und Straßentrassen
  • tradierte Kopfweiden- und Strauchreihen
  • Prall- und Gleithänge des mäandrierenden Rheins
  • Stromrinnen und Altrheinläufe
  • Sommerdeichabschnitte
  • Baggerseen.

Das Landschaftsbild wird geprägt von lockeren, gestreuten Einzelhöfen auf Wurten mit der zugehörigen Vegetation inmitten der durch den Ackerbau geprägten Uferwälle sowie der vorwiegend als Grünland genutzten und nicht besiedelten Mulden und ehemaligen Stromrinnen und Auen der Altrheinläufe mit Hecken, Kopfweiden- und Baum- und Strauchreihen bzw. -gruppen. Die dynamischen Rheinlaufveränderungen mit den zahlreichen Altrheinläufen bis ca. 1800 und Deichabschnitte sind im Mikrorelief und im Landschaftsbild sehr deutlich erkennbar und erlebbar. Auffallend sind auch die charakteristischen Panoramen und Fernsichten (z.B. in Richtung der Altstadt von Kleve mit der Schwanenburg und der Stiftskirche Hochelten). Trotz Beeinträchtigungen durch Flurbereinigungen und Auskiesungen sind die verschiedenen Siedlungsphasen, die Wurten und Deiche, die Rheinstromverlagerungen, sowie die historischen Spuren der Landwirtschaft, des Gewerbes (Windmühlen und Ziegeleien), des Herrschafts-, Verteidigungs- und Verkehrswesen deutlich im Raum und im Landschaftsbild nachvollziehbar.

Die kulturhistorische und vom dynamischen Rhein geprägte landschaftliche Eigenart ist zu erhalten. Ziele und Maßnahmen sind: Erhalt der übrig gebliebenen Sommerdeichabschnitte. Auskiesungen sollten vermieden werden.

Wissel und Wisseler Dünen

Kulturlandschaftliche Entwicklung
Das frühmittelalterliche Wissel (850-896) war Sitz eines Stiftes mit Stiftskirche (1167). Im 9. Jahrhundert wurde der heute noch vorhandene Ringdeich angelegt, innerhalb dessen kleine Höfe mit kleinen Acker- und Gartenparzellen errichtet worden sind. Die Wisseler Dünen sind altes Allmendegebiet, das nie kultiviert wurde und heute an der Ostseite fast vollständig von Auskiesungen umgeben ist.
Das Adelshaus Kemnade ist 1070 errichtet worden. In Wissel gab es im 18. und 19. Jahrhundert einen überregional bedeutenden Tabakanbau. Im südlichen Bereich ist das Dorf vor allem nach 1950 durch die Kiesabgrabungen, eine Feriensiedlung und flächige Neubaugebiete verändert worden.

Prägende kulturlandschaftliche Elemente:
  • rechteckiger Stiftsplatz
  • ehemalige Stiftskirche
  • Haus Kemnade
  • Ringdeich
  • Ortskern Wissel innerhalb des Ringdeiches
  • ehemalige Allmendfläche
  • tradiertes Straßengefüge.

Landschaftsbild
Die historische Siedlungsstruktur des lockeren Haufendorfes mit dem rechteckigen Stiftsplatz und den ehemaligen Kanonikerhäusern ist im Ortsbild innerhalb des Ringdeiches strukturell noch gut erkennbar und erlebbar. Die Wisseler Dünen stehen unter Naturschutz.

Das Schutzziel ist die Erhaltung des historischen Ortskerns innerhalb des Ringdeiches und der ehemaligen Allmendfläche mit Beibehaltung bzw. Herbeiführung einer heideähnlichen gemischten, lockeren, dünengerechten Vegetation, die ehemals beweidet wurde, und extensiver Beweidung der Wisseler Dünen.

Im Norden, Westen und Osten bestehen heute noch freien Sichtbezüge, die für die strukturelle Einbindung von Wissel bedeutend sind, die von Bebauung und Kiesgewinnung freizuhalten sind (Wissel ist bereits eine Halbinsel). Die Struktur des lockeren Haufendorfes mit den innerörtlichen Freiflächen (Garten- und kleine Ackerflächen) ist ebenfalls zu erhalten.

(Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau, 2012)

Internet
Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düsseldorf (Abgerufen: 27.03.2015)

Literatur

Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.) (2013)
Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Düsseldorf. Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung. S. 111, Köln. Online verfügbar: http://www.kulturlandschaftsentwicklung-nrw.lvr.de, abgerufen am 28.11.2013

Emmericher Eyland / Bylerward / Wissel / Grieth (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Düsseldorf 040)

Schlagwörter
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege, Landeskunde, Raumplanung
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:25.000 (kleiner als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 2012

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„Emmericher Eyland / Bylerward / Wissel / Grieth (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Düsseldorf 040)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-63591-20130330-8 (Abgerufen: 16. Mai 2024)
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