Tunnel Matenastraße in Bruckhausen

Matenatunnel

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Duisburg
Kreis(e): Duisburg
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 29′ 28,74″ N: 6° 44′ 9,42″ O 51,49132°N: 6,73595°O
Koordinate UTM 32.342.825,39 m: 5.706.894,00 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.551.157,28 m: 5.706.563,53 m
  • Tunnel Matenastraße, Duisburg-Bruckhausen (2005)

    Tunnel Matenastraße, Duisburg-Bruckhausen (2005)

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  • Tunnel Matenastraße in Duisburg-Bruckhausen, Fußgängerabzweigung im Straßentunnel Blickrichtung Ost (2009)

    Tunnel Matenastraße in Duisburg-Bruckhausen, Fußgängerabzweigung im Straßentunnel Blickrichtung Ost (2009)

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Historie
Der ungefähr 500 Meter lange Straßentunnel „Matenastraße“ (Matena = Wiesenaue) wurde in den Jahren 1910/11 durch die August-Thyssen-Hütte (synonym Gewerkschaft Deutscher Kaiser) errichtet.
Ursprünglich führte die Matenastraße oberirdisch durch das Hüttenwerk und verband die beiden Hamborner Ortsteile Bruckhausen und Alsum. Diese Kreuzungssituation wurde mit zunehmender Industrialisierung und Ausweitung des Werks problematisch, so dass für rund 1.000.000 Mark eine Unterführung für den Kraftverkehr, die Straßenbahn und Fußgänger erbaut wurde. Die elektrische Beleuchtung und deckenhohe Kachelung der Wände (zur erleichterten Reinigung) wurde zeitgenössisch als sehr fortschrittlich bezeichnet. Das östliche Eingangsportal wurde architektonisch durch einen Pseudogiebel mit abgesetzten Zierbändern betont. Rechts und links sind mit Schlegel und Eisen die Symbole des Bergbaus abgebracht.
Unter dem Asphalt sind im Tunnel an einigen Stellen noch die Straßenbahnschienen (Meterspur) der zuletzt als Linie 21 bezeichneten Verbindung Alsum-Buschhausen erkennbar, westlich des Tunnelausgangs liegen sie noch auf der Straße. Die Verbindung selbst wurde in den 1960er Jahren stillgelegt, nachdem das Dorf Alsum abgerissen wurde (an der Stelle befindet sich heutige der Alsumer Berg) und die Umstellung der Straßenbahnen auf eine andere Spurweite erfolgte.

Im östlichen Teil folgt der Tunnel dem Straßenverlauf, der in der preußischen Neuaufnahme dokumentiert ist. Im westlichen Teil ist der Tunnelverlauf gewunden. Hier befinden sich zugemauerte Eingänge in Gänge, die unter dem Werksgelände verlaufen. Zum Teil handelt es sich um Luftschutzräume und Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Im westlichen Teil findet man auch die Abzweigung einer eigenen Tunnelröhre für Fußgänger.

Heutige Situation
Der Gesamteindruck des Tunnels war schon seit Beginn des 21. Jahrhunderts wenig erfreulich. Die Bausubstanz war marode, das Licht schummrig und düster, der Straßenbelag stark schadhaft, die Kacheln an den Wänden waren größtenteils abgeplatzt. Starke Verwitterungserscheinungen zierten Decke und Wände. Aus stadt- und sozialgeographischer Perspektive war dieser Ort als potenzieller „Angstraum“ zu bezeichnen.
Der schlechte bauliche Zustand und die notwendigen hohen Sanierungskosten sind verantwortlich dafür, dass die Stadt Duisburg, der die Straße gehört, und der Tunneleigentümer ThyssenKrupp Steel 2013 eine Sperrung des Tunnels für den öffentlichen Verkehr verfügten. Seit 2017 wurde damit begonnen, den Tunnel mit Grubensand zu verfüllen, so dass er heute nicht mehr zugänglich ist.
ThyssenKrupp soll statt des Tunnels eine neue Fuß- und Radwegverbindung zwischen dem zukünftigen Grüngürtel Duisburg-Nord in Brückhausen und dem Rhein schaffen.

Aufgrund seiner speziellen „morbiden“ Eigenart war der Tunnel in der Vergangenheit häufig Kulisse für „Schimanski“-Tatorte mit Götz George (1938-2016). Lange Zeit danach war er noch eine beliebte Fotokulisse.

Kulturhistorische Bedeutung
Industriegeschichtlich und bezogen auf die Geschichte des Thyssenwerks in Bruckhausen bedeutend sind Straße und Tunnel, weil sie „in ihrer Lage eine Erinnerungsmöglichkeit für einen wichtigen Schritt im Werkswachstum“ bieten (Rheinische Industriekultur). Wie in vielen anderen Fällen auch, wurden durch großindustrielle Werkserweiterungen öffentliche Straßen durch beiderseitige Bebauung in Werksgelände einbezogen. Einzigartig und daher von Seltenheitswert ist der Matenatunnel deshalb, weil die kostenintensive Verlegung einer öffentlichen Straße in einen unter einem Werksgelände durchgeführten Tunnel anderweitig nicht bekannt ist (Rheinische Industriekultur). Von ortsgeschichtlicher Bedeutung ist die Matenastraße als historische Verbindung zwischen den Orten Alsum und Hamborn. Die medienwirksame Interpretation als Tatort-Drehort unterstreicht die Bedeutung des Matenatunnels als regionalhistorische Besonderheit der Stadt Duisburg.

Definition Angstraum
„Zumeist öffentlicher Raum, dem aufgrund seiner Bauweise (...) oder durch vermeintliche Ereignisse (z.B. hohe Kriminalitätsrate) negative Eigenschaftenzugeschrieben werden und der ein subjekktives Bedrohungsgefühl auslöst.“ (Bildungshaus Schulbuchverlage 2011)

(Martina Gelhar, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2013/2020)

Internet
Rheinische Industriekultur: Duisburg Matenatunnel (abgerufen am 28.10.2020)

Literatur

Bildungshaus Schulbuchverlage (Hrsg.) (2011)
Diercke Wörterbuch Geographie. S. 43, Braunschweig.
Fischer, Barbara (2007)
Stadt Duisburg, Teil 6.1, Nördliche Stadtteile. (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland / Denkmäler im Rheinland.) Worms.
(1914)
Führer durch Hamborn am Rhein. S. 35-36, Hamborn am Rhein.

Tunnel Matenastraße in Bruckhausen

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Matenastraße
Ort
47166 Duisburg - Bruckhausen
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1910 bis 1911

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Martina Gelhar: „Tunnel Matenastraße in Bruckhausen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-61922-20130304-2 (Abgerufen: 26. April 2024)
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