Befestigte Wohntürme in Trier Von den drei heute noch in Trier erhaltenen Wohntürmen des Hochmittelalters ist das Dreikönigenhaus das jüngste. Im Gegensatz zum „klassischen“ Trierer Wohnturm, dem deutlich älteren Frankenturm, lässt sich am frühgotischen Dreikönigenhaus bereits ein allmählicher Rückgang der Verteidigungsfunktion zugunsten des Zwecks der Repräsentation erkennen. Gleichwohl weist auch dieser Bau noch die typischen Merkmale eines hochmittelalterlichen städtischen Wohnturms auf.
Das Dreikönigenhaus Das Gebäude in der Simeonstraße wurde vermutlich zu Beginn des 13. Jahrhunderts als – damals noch isoliert stehender – Wohnturm einer bürgerlichen Schöffen- oder Kaufmannsfamilie errichtet. Nach Friedrich Kutzbach (1898, S. 27f.) stammt das Dreikönigenhaus aus den letzten Jahren des Trierer Erzbischofs Johann I. (1189-1212). Eine Tafel am Gebäude selbst nennt das Jahr 1230 (dieses wird auch bei Dehio, S. 1077, angeführt). Die Kulturgüter-Datenbank der Region Trier datiert das Gebäude „um 1220“ und berichtet, dass das seit dem 15. Jahrhundert mehrfach veränderte wohnturmartige Patrizierhaus auch als „Dreikönigsturm“ bzw. „Haus zur Säule“ bezeichnet und 1680 als Gasthaus „Zu den drei Königen“ geführt wurde (kulturdb.de, mit undatierten älteren Abbildungen des Hauses).
Die Herkunft des Namens „Dreikönigenhaus“ könnte mit einer Entstehungszeit während des deutschen Thronstreites nach dem Tode Kaiser Heinrichs VI. im Jahre 1197 erklärt werden, geht aber wohl auf ein später in diesem Haus befindliches Gemälde der Epiphanie (die Erscheinung des Herrn, Dreikönigsfest) zurück. Zahlreiche spätere Umbauten und Renovierungen – bis hin zum Einbau von Schaufenstern schon im 19. Jahrhundert – erschweren heute die Ermittlung des ursprünglichen Baubestandes. Kutzbach bezweifelte im Jahr 1898 hinsichtlich der „jüngstens“ erfolgten Umgestaltung des Gebäudes, dass man Aufzeichnungen über ältere Spuren angefertigt hatte, so etwa bezüglich seiner Einrichtung (Kutzbach 1898, S. 28). Eine Rekonstruktion der Fenster erfolgte (wie auch die Ergänzung des Frankenturmes) im Jahr 1938. Nach Kriegsbeschädigungen wurde das Gebäude 1944 wiederhergestellt (kulturdb.de).
Auch das Dreikönigenhaus hatte ursprünglich keinen Zugang im unteren Geschoss und war nur über den erhöht angelegten Eingang zur Simeonstraße hin erreichbar. Gleichwohl lässt vor allem die kunstvolle und vielschichtig gegliederte Gestaltung der palastartigen Straßenfront der Westfassade darauf schließen, dass zur Zeit der Entstehung des Hauses eine Ablösung des zuvor zentralen Verteidigungszweckes – wie etwa am Frankenturm – zugunsten repräsentativer Ausschmückungen im Gange war. Zu beachten ist hier sicher auch, dass um 1200 weitere Befestigungen am unter Erzbischof Albero von Montreuil (1131-1152) begonnenen und später unter Erzbischof Arnold II. von Isenburg (1242-1259) abgeschlossenen städtischen Mauerbau vorgenommen wurden.
Im Vergleich mit den älteren Anlagen wird der Rückgang der vormals dominierenden Wehrfunktion am Dreikönigenhaus ersichtlich: Die nun größerflächigen Fenster sind mit Spitz-, Halbkreis- und Korbbögen ausgeführt, und ein prächtig gestaltetes Giebelfeld krönt das Gebäude. In der Mauerfläche wechseln durch die verschiedenen Baumaterialien und den 1973 nach ursprünglichen Mustern aufgefrischten Ausmalungen eindrucksvoll die Farben.
(Franz-Josef Knöchel, 2002/2020)
Internet www.trier-info.de: Dreikönigenhaus (abgerufen 10.10.2012) de.wikipedia.org: Dreikönigenhaus Trier (abgerufen 10.10.2012) kulturdb.de: Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier, Sogenanntes Dreikönigenhaus (abgerufen 04.11.2020)
Literatur
Clemens, Lukas (1998)
Trier um 1120. Prolegomena zum Versuch einer Stadtrekonstruktion (mit Plakatbeilage „Trier um 1120“). In: Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier, hrsg. vom Rheinischen Landesmuseum Trier, Band 30, S. 91-108. Trier.
Gall, Ernst (Hrsg.) (1985)
Georg Dehio - Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland. Darmstadt (2. bearbeitete u. erweiterte Auflage der Ausgabe 1972).
Knöchel, Franz-Josef (2002)
Befestigte Wohnanlagen im mittelalterlichen Trier. Mit einer Karte und drei Abbildungen. In: Kurtrierisches Jahrbuch 42, S. 85-103. Trier. Online verfügbar: www.mgh-bibliothek.de, abgerufen am 01.07.2012
Kutzbach, Friedrich (1898)
Alte Häuser in Trier. In: Trierisches Archiv 1 (1898) und 2 (1899), S. 24-36 (1898), S. 46-71 (1899). Trier.
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