Die Urfttalsperre wurde zwischen 1900 und 1905 nach den Plänen des Aachener Professors Otto Intze erbaut und gilt als Meilenstein des modernen Talsperrenbaus. Mit einer Höhe von 58 Metern und einer Länge von 226 Metern an der Mauerkrone war sie die größte Talsperre im damaligen Europa. Sie staut die Urft zum Urftstausee mit einem Fassungsvermögen von 45 Millionen Kubikmetern und einer Länge von 12 Kilometern.
Das Mauerwerk der Talsperre besteht aus örtlich gewonnenen Grauwacke- und Tonschiefersteinen, die mit einem Mörtel aus Sand, Trass (kleingemahlener Bimssteintuff) und Kalk verbunden wurden. Wasserseitig erhielt die Mauer einen 2,5 Zentimeter dicken Zementputz und einen mehrfachen Anstrich von Naturasphalt. So entstand eine gebogene Gewichtsstaumauer mit einer wasserseitigen Erdvorschüttung, die bis etwa zur halben Staumauerhöhe reicht und auch als Intze-Keil bezeichnet wird. Zur Hochwasserentlastung schließt an die Talsperre ein 50 Meter hoher Kaskadenhang mit 33 Stufen an. Diesen hat man entweder mit leichter Innen- oder Außenrundung gebaut, um bei einem Hochwasser den Wasserstrahl zu lenken. Drei Grundablässe regulieren die Wasserhaltung der Talsperre.
Der Bau der Talsperre wurde beschlossen, da der Wasserpegel der Rur sehr stark schwankte. Hoch- und extreme Niedrigwässer führten z.B. zu Betriebsausfällen bei Mühlen und Industriebetrieben wie Papierfabriken im Dürener Raum. Seit ihrem Bau staut die Talsperre die Urft an und sorgt für einen gleichmäßigen Wasserpegel und Schutz vor Hochwasser. Zudem wird Strom im Kraftwerk Heimbach gewonnen.
Im Zweiten Weltkrieg wurden die Urfttalsperre, der Kaskadenhang und das Kraftwerk durch Bombardierung der Alliierten stark beschädigt, nach dem Krieg aber wieder instandgesetzt. Durch die Erhöhung des Stauvolumens der Rurtalsperre 1959 ergab sich eine neue Situation, da mit der Aufstockung des Obersees dessen Wasserfläche mit über 12 Metern den Fuß der Urftstaumauer bedeckte. Damit verlor man die Möglichkeit, über den Grundablass in die Staumauer zu kommen und hier Dichtigkeitsprüfungen vornehmen zu können. Deshalb wurden nach langen Überlegungen 1980 Probebohrungen vorgenommen. Um die Talsperre heutigen Sicherheitsvorschriften anzupassen, wurden 1994 bis 1999 bei vollem Betrieb zwei Kontrollgänge in die Staumauer eingebaut, z. T. mit einem schonenden Sprengverfahren. Außerdem installierten Ingenieure zahlreiche Messeinrichtungen und ein Drainagesystem. Damit ist eine ständige Überwachung des inzwischen über 100 Jahre alten Bauwerks möglich.
Hinweise Die Urfttalsperre in Schleiden war Station der Archäologietour Nordeifel 2011 und KuLaDig-Objekt des Monats im Oktober 2011. Das Objekt „Urfttalsperre“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Urfttalsperre, NS-Ordensburg Vogelsang (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 221).
(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2011 mit Ergänzungen von Gabriele Harzheim und Nicole Schmitz, 2013, erstellt für den LVR-Fachbereich Umwelt im Rahmen des Projektes „1914 - Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg“)
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