Die Halde Norddeutschland war bis 2001 eine Abraumhalde für die Berge der ehemaligen Zeche Niederberg. Auf circa 81 Hektar wurden knapp 80 Millionen Tonnen Gestein bis auf eine Höhe von 102 Metern über Normalhöhe Null (Meeresspiegel) aufgeschüttet. Die Halde ist heute über ein Wegesystem frei zugänglich und ein Leitprojekt des Landschaftsparks NiederRhein. Ihre Nutzung umfaßt ein breites Spektrum möglicher Aktivitäten: unter anderem Erholung, Nordic Walking, Drachenfliegen. Auch die Eventkultur ist mit der Konzipierung als Veranstaltungsort für Open Air Festivals et cetera berücksichtigt. Der Landmarkencharakter ergibt sich durch das anthropogen (durch den Menschen) geschaffene Relief und die Installation von Kunstwerken: Eine im Dunkeln beleuchtete Himmelstreppe führt zum Gipfel, wo eine gebäudeartige Stahlkonstruktion errichtet wurde (Hallenhaus). Das Kunstwerk erinnert an den am Niederrhein und in Norddeutschland weit verbreiteten Typ des Hallen-Bauernhauses, gleichzeitig ist es ein Symbol für den Strukturwandel (Landmarkenkunst).
Brennende Halde? Ein Kuriosum, das nach längst vergangenen Zeiten riecht und unter anderem aus den glühenden Flözen Chinas bekannt ist: brennende Halden im Ruhrgebiet. Sie emittieren schwefel- und kohlendioxidreiche Schadstoffe und sind damit auch eine Belastung für die Umwelt. Gefährlich sind diese Brände nicht, weil sie unter Kontrolle des Bergamts und der DSK (Deutsche Steinkohle AG) stehen. Aber das Phänomen ist interessant und auch für „Norddeutschland“ relevant: Restkohlen können sich im Kontakt mit dem Luftsauerstoff entzünden und werden dabei gefrittet. Das dabei entstehende rote, klumpige Material wurde unter anderem als Asche für Fußballplätze verwendet – so kam auch die „Kampfbahn Rote Erde“ der Dortmunder Borussia zu ihrem Namen. Gegen die Brände gibt es bis auf die Injektion von Baustoffen keine Gegenmaßnahmen, aber die Brände können (theoretisch) geothermisch genutzt werden.
(Kai-William Boldt, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2015)
Die Halde als Lebensraum für Tiere und Pflanzen Großes, offenes und durch Grasland geprägtes Gelände, das vor allem der Naherholung dient, kennzeichnet das Plateau der Halde Norddeutschland. Man erreicht es, wenn man die Himmelstreppe hinaufsteigt. Auf dem Weg nach oben durchschreitet man vorwald- und waldartige Strukturen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Wuchshöhe. Wie fast überall an solchen Halden sind es Baum- und Straucharten nicht-europäischer Herkunft, die den Bestand prägen. An der Halde Norddeutschland dominiert die Robinie die Hänge, in geringem Maße sind andere Gehölze wie Hängebirke, verschiedenen Rosenarten, Liguster und Späte Traubenkirsche beigemischt. Wie an einem aufgelassenen Weinberg im Moseltal fühlt man sich an der Himmelstreppe zwischen der ersten und zweiten Berme. Hier wurde, wohl um den Start von Gleitschirmen zu ermöglichen, der Gehölzbewuchs immer wieder zurückgeschnitten. So wähnt man den Blick auf Schiefer, dem eine entsprechend an trocken-heiße Standorte angepasste Vegetation folgt. Auch eine entsprechende Tierwelt, vertreten durch Ödlandschrecken und Eidechsen, passt in diesen vermeintlichen „Weinberg“. Eine Liste aller vorgefundenen Arten befindet sich als pdf-Datei in der Medienleiste.
(Biologische Station im Kreis Wesel e.V., 2022. Erstellt im Rahmen des Projektes „KuLaDig-Natur“. Ein Projekt im Rahmen des LVR-Netzwerks Kulturlandschaft.)
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