Der sechsgeschossige Torturm wurde im Jahr 1366 erstmals als Neuturm erwähnt. Der spätmittelalterliche Turm steht an der Nahtstelle zwischen Altstadt und der ehemaligen Vorstadt Selenhofen, die im 13. Jahrhundert in den Mauerring einbezogen wurde. Die heutige gotische Gestalt sowie die Höhe als Fixpunkt in der Stadt erhielt der Holzturm in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Gemeinsam mit dem Eisenturm sowie dem Alexanderturm stellt er einen der drei Stadttürme der Mainzer Stadtmauer dar, die heute noch existieren.
Namensgebung Der Name Holzturm setzte sich im 18. Jahrhundert durch und verweist auf den am Rheinufer gelegenen Stapelplatz mitsamt Holzmarkt. Der Turm diente in der Neuzeit als Gefängnis. Einer der bekanntesten Insassen war der legendäre Räuberhauptmann Johannes Bückler, der sogenannte Schinderhannes. Dieser war bis zur Vollstreckung der gegen ihn verhängten Todesstrafe im Jahr 1803 hier untergebracht.
Das Gesicht des Rheinufers veränderte sich im 19. Jahrhundert enorm. Bereits um 1850 baute die Hessische Ludwigeisenbahn ihre Anlagen in diesem Gebiet, 1853 fuhren die ersten Züge nach Worms, 1859 nach Bingen. Ab 1862 musste die Stadtmauer vor Selenhofen/Vilzbach der neuen Rheinstraße sowie den erweiterten Gleisanlagen und dem Zentralbahnhof weichen. Auf Grund der Rheinuferaufschüttung nach 1868 erhöhte sich das umliegende Straßenniveau um etwa 2 Meter, wodurch der Tordurchgang seine Funktion verlor. Die Eisenbahnanlagen am Rhein wurden 1884 abgebrochen und das erweiterte Ufergelände mit Wohnblocks bebaut. Nach Kriegszerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurden der über 12 Meter hohe Turmhelm sowie die Hauben der Ecktürmchen 1961 rekonstruiert.
Heutiges Erscheinungsbild Wie der Eisenturm besitzt auch der Holzturm ein Bruchsteinmauerwerk. Horizontal ist er durch zwei Kaffgesimse geteilt. Die Fenster, die regelmäßig angeordnet sind, sind in abgefasten, rechteckigen Gewänden in spitzbogigen Blendrahmen eingefasst. In den spitzbogigen, flachen Fensternischen über dem stadtseitigen Tor befinden sich farbig gefasste Büsten eines Königs- sowie eines Bürgerpaares. Der Torbogen des früheren Holztores ist spitzbogig, er weist in der Durchfahrt ein Kreuzrippengewölbe auf. In der Torleibung verweisen Hochwassermarkierungen auf markante Wasserstände des Rheins in den Jahren 1565, 1573 und 1784.
(Nina Pfeiffer, Universität Koblenz-Landau, 2015)
Literatur
Falck, Ludwig (1984)
Mainz ehemals, gestern und heute. S. 29, Stuttgart.
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreisfreie Stadt Mainz. Denkmalverzeichnis Kreisfreie Stadt Mainz, 3. April 2023. S. 18, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Mainz, abgerufen am 16.06.2023
Wegner, Ewald (1990)
Stadt Mainz, Altstadt. (Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Band 2.2.) S. 68, Düsseldorf.
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