Landschaftspark Kröner

Ginkhof-Park, Park der Villa Ginkhof

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Erkrath
Kreis(e): Mettmann
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 13′ 31,68″ N: 6° 54′ 0,31″ O 51,22547°N: 6,90009°O
Koordinate UTM 32.353.372,18 m: 5.676.993,36 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.562.919,95 m: 5.677.114,85 m
  • Das Portal zur "Villa Ginkhof" in der Düsseldorfer Straße in Erkrath (2020).

    Das Portal zur "Villa Ginkhof" in der Düsseldorfer Straße in Erkrath (2020).

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    Horst-Ulrich Osmann
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  • Handzeichnung von 1904 zum Areal des späteren Krönerschen Grundstücks mit Nennung der Besitzer "Kramer Ernst Ehefrau" und "Boeddinghaus Max Ww." (Stadtarchiv Erkrath).

    Handzeichnung von 1904 zum Areal des späteren Krönerschen Grundstücks mit Nennung der Besitzer "Kramer Ernst Ehefrau" und "Boeddinghaus Max Ww." (Stadtarchiv Erkrath).

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    Stadtarchiv Erkrath
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  • Gerhard Baum (1797-1882), Bankkaufmann und Geheimer Kommerzienrat.

    Gerhard Baum (1797-1882), Bankkaufmann und Geheimer Kommerzienrat.

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Für den 2002 unter Denkmalschutz gestellten Landschaftspark Kröner in Erkrath wurde schon 2001 „mindestens eine mittelbare Urheberschaft“ des bedeutenden Gartenarchitekten Maximilian Friedrich Weyhe angenommen.

Der Ginkhof- bzw. Kröner-Park
Der Landschaftspark Kröner - ein Weyhe-Park?
Der Weyhe-Chronist
Wer waren die möglichen Vorbesitzer?
Gerhard Baum, Geheimer Kommerzienrat
Baudenkmal
Quelle, Internet, Literatur

Der Ginkhof- bzw. Kröner-Park
Die Bezeichnung Ginkhof für den heutigen Landschaftspark ist vermutlich jüngeren Datums und geht wohl auf eine Erneuerung des seinerzeit bestehenden alten Landhauses durch ein neues Gebäude unter dem Besitzer Walter Birschel nach 1960 zurück. Dabei wurde an der Straßenfront auch eine neue Mauer mit Zaun und neuem Tor errichtet. An diesem Tor befindet sich (seither?) eine Bronzetafel mit dem Namen Ginkhof.
Der Name nimmt offenbar Bezug auf die alte Bezeichnung „Gink“ für zwei nördlich gegenüberliegende Häuser - die Große und die Kleine Gink. Auf den historischen Karten der zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme ist das Areal an der heutigen Straße Gink nördlich der Neanderstraße (L 357) als „die Gink“ und in den Blättern der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) als „An der Gink“ verzeichnet (vgl. Kartenansicht).
In der Publikation von Helmut Schildt von 1987 findet sich sowohl Ginkhof-Park wie auch die Bezeichnung Kröner-Park mit Bezug auf den nachfolgenden Besitzer der Villa, Eugen Kröner (vgl. nachfolgend).

Der Landschaftspark Kröner ist nicht zugänglicher Privatbesitz. Bei Schildt findet sich die folgende kurze Beschreibung (1987):
„Ein Neubau [des Hauses steht] an der höchsten Stelle des Grundstücks. Von der Terrasse des Hauses schaut man herab, der Höhenunterschied bis zu den drei [korrekt: zwei, Verf.] Bächen beträgt sechs bis acht Meter. Wie zu allen englischen Parkanlagen Wasser gehört, so liegt dieser Park - das ist bis heute einmalig bei Weyhe - zugleich an drei Bächen. Am unteren Ende des Parks sind die Bäche zu einem kleinen Weiher ausgearbeitet. Da der Wasserspiegel zur Zeit tiefer liegt, als Weyhe den Teich gestaltete, fehlen naturgemäß die eleganten Böschungen.
Das Gelände ist ausgezeichnet modelliert. Alte Bäume, die leider abgängig sind, weisen auf den Dendrologen Weyhe hin. Aus Weyhes Pflanzzeit sind noch vorhanden: Eichen, sechs Eßkastanien, vier Platanen.
Leider hat durch Zupflanzungen der Park einen anderen Charakter angenommen. Hier und dort gibt es sehr feine Durchblicke. Der untere Teil des Parks ist vollkommen zugewachsen. Der Rasen erhält hierdurch eine großkronige Kulisse. Im Schatten dieser Pflanzung gedeiht als Bodendecke Efeu ganz ausgezeichnet.“
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Der Landschaftspark Kröner - ein Weyhe-Park?
Im Jahr 2002 wurde der Landschaftspark Kröner an der Düsseldorfer Straße 1 in Erkrath unter Denkmalschutz gestellt (www.erkrath.de). Im Vorfeld hatte die Obere Denkmalbehörde nach Begutachtung und Prüfung schon 2001 für den etwa 1,5 Hektar großen Park „mindestens eine mittelbare Urheberschaft Maximilian Weyhes“ angenommen und die Eintragung in die Denkmalliste befürwortet.
Die Denkmaleigenschaft des Parks war seinerzeit im Umweltausschuss des Erkrather Rates längere Zeit heftig umstritten, weil eine Fraktion die Gestaltung des Parks durch Weyhe bezweifelte. Der Eigentümer Eugen Kröner selbst hatte zwar schon 1973 Maximilian Weyhe als Schöpfer des Landschaftsgartens bezeichnet. 28 Jahre später wollte er aber davon nichts mehr wissen und versuchte, die Unterschutzstellung zu verhindern. Die Feststellung des Denkmalwertes durch die obere Fachbehörde fand aber letztlich im Rat eine Mehrheit.
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Der Weyhe-Chronist
Gartenbauarchitekt Helmut Schildt, geboren 1906 in Elberfeld, arbeitete zwischen 1935 und 1971 beim Garten-, Friedhofs- und Forstamt der Stadt Düsseldorf. In diesen Jahren gab es für ihn gewiss vielfache, beruflich bedingte Berührungen mit den durch Weyhe geschaffenen Parkanlagen in Düsseldorf. Nach seiner Pensionierung arbeitete Schildt ab 1973 intensiv an einer Dokumentation des Weyhe'schen Lebenswerkes, seine Forschungen und Erkenntnisse publizierte er 1987, wobei er allein in Düsseldorf 25 Parkanlagen dokumentierte, die Weyhe ausführte bzw. maßgeblich plante (Schildt 1987). Unter den beschriebenen 92 Parkanlagen wird mit der Nr. 48 der Ginkhofpark in Erkrath bei Düsseldorf genannt: „Aufgrund einer Pressenotiz im Jahre 1973 rief bei dem Autor Eugen Kröner aus Erkrath an und erklärte, daß er in einem Park von Maximilian Weyhe sein Landhaus besäße“.
Die Mitteilung des Besitzers an den Autor erfolgte zu einer Zeit, in der es noch kein Denkmalschutzgesetz in Nordrhein-Westfalen gab, und blieb deshalb zunächst folgenlos. Die Denkmalbehörde wurde erst Jahre später durch Schildts Veröffentlichung aufmerksam und aktiv. Dessen sachkundige Expertise fand durch die abermalige Begutachtung Bestätigung. Woher Eugen Kröner wusste (wissen wollte?), dass sein Park auf Weyhe zurück ging, konnte dabei wegen der mittlerweile konträren Positionen wohl nicht mehr geklärt werden.

Der am 15. Februar 1775 in Poppelsdorf geborene Maximilian Friedrich Weyhe verstarb am 25. Oktober 1846 in Düsseldorf. Sein ältester Sohn Josef Clemens (1807-1871) wurde sein Nachfolger. Die Lebensdaten der beiden berühmten Gartenarchitekten machen deutlich, das Eugen Kröner (1926-2005) die vermutliche Urheberschaft Weyhes nicht aus eigener Kenntnis gewusst haben kann.
Kröners Wissen beruhte wohl auf mündlicher Überlieferung. Er war verheiratet mit Ingeborg Lüngen (1925-2016), der Witwe von Walter Birschel (1912-1970). Erst durch die Ehe wurde Eugen Kröner „Besitzer“ des Ginkhof mit Parkanlage. Da aber auch sein Vorgänger Walter Birschel erst 40 Jahre nach dem Tod des letzten Weyhe geboren wurde, spricht einiges dafür, dass die mündliche Überlieferung von früheren Vorbesitzern stammte.
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Wer waren die möglichen Vorbesitzer?
Eine „Handzeichnung“ des Jahres 1904 nennt als Besitzer für das spätere Krönersche Grundstück: Ehefrau Ernst Kramer und Witwe Max Boeddinghaus (im Stadtarchiv Erkrath, vgl. Abb.).
Maximilian August Boeddinghaus (1826-1876) war ein Düsseldorfer Bankier und Teilhaber des Düsseldorfer Hauses Baum, Boeddinghaus u. Co. Seine Ehefrau, Maria Luisa Baum (1826-1916), Tochter von Kommerzienrat Gerhard Friedrich Julius Baum (1798-1882), Bankier und Teilhaber des bereits genannten Hauses Baum, Boedddinghaus u. Co., war die in der Handzeichnung genannte Witwe; ihre Schwester war die Ehefrau Ernst Kramer. Ihr Vater verstarb im Juli 1882 in seiner Villa in Morp bei Erkrath.
Max Boeddinghaus, vor allem aber sein Schwiegervater Gerhard Baum lebten in den Jahren, in denen Maximilian Weyhe und nach ihm auch sein Sohn Josef ihre größte Wirksamkeit und Einfluss als Gartenarchitekten erreichten. Die Familie Baum/Boeddinghaus war so vermögend, dass sie problemlos einen Gartenarchitekten von überregionalem Ruf mit der Gestaltung eines englischen Landschaftsgartens beauftragen konnte.
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Gerhard Baum, Geheimer Kommerzienrat
Gerhard Baum (1797-1882), Sohn des Hanauer Kaufmanns Hermann Franz Baum, war Bankier und Mitinhaber des Commissions- und Speditionsgeschäftes W. Cleff, das 1850 umfirmierte in Baum, Boeddinghaus & Co. Baum war seit 1827 Mitglied des Düsseldorfer Stadtrates, seit 1828 Mitglied des Handlungsvorstandes. Bei der Gründung der Handelskammer wurde er 1831 zum Vizepräsidenten gewählt.
Nach Gründung des auf sein Betreiben eingerichteten Komitees der Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn wurde er dessen Mitglied. 1834 zum Präsidenten der Handelskammer gewählt, behielt er das Amt bis 1868. Ab 1843 war er 30 Jahre lang Vertreter der Stadt Düsseldorf im Rheinischen Provinzial-Landtag, seit 1847 vertrat er Düsseldorf im Vereinigten Preußischen Landtag. 1844 erhielt er vom Preußischen König den Titel eines Geheimen Kommerzienrates verliehen (Albrecht u. Treue 1956).
Die Übersicht über den Lebenslauf zeigt deutlich, dass Gerhard Baum ein bestens vernetzter, erfolgreicher und kapitalkräftiger Unternehmer mit hohem gesellschaftlichem Status war. Er besaß schon um 1842 Landbesitz in Morp. Dass Gerhard Baum am 14. Juli 1882 in Morp in seinem damals vermutlich noch recht neuen Landhaus bei Erkrath starb, kann ein weiteres Indiz dafür sein, ihn als Auftraggeber für Weyhe zu vermuten. Ein solcher Landschaftspark als Statussymbol hätte gewiss seinem Repräsentationsbedürfnis entsprochen.

In den Jahren um (nach) 1920 soll der Erkrather Fabrikant Robert Lüngen das Landhaus mit Park erworben haben. Seine Tochter Ingeborg brachte den Besitz zunächst in ihre erste Ehe mit Walter Birschel, dann in die Ehe mit Eugen Kröner ein. Birschel erbaute um 1960 das heutige Villengebäude (freundliche Information von Herrn Jochen Lohoff).
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Baudenkmal
Der „Landschaftspark Kröner, Düsseldorfer Str. 1“ (Gemarkungen / Fluren Erkrath 19/39, 248, 249, 226, 584) ist unter der laufenden Nr. 73/02 als Baudenkmal in die Denkmalliste der Stadt Erkrath eingetragen (LVR-ADR Nr. 33938).

(Horst-Ulrich Osmann, Bergischer Geschichtsverein Abteilung Erkrath, 2020/21)

Quelle
Leicht überarbeitete und ergänzte Fassung von „Der Ginkhof-Park - ein Weyhe-Park?“ (Text von Horst-Ulrich Osmann, Bergischer Geschichtsverein Abteilung Erkrath e.V., 05/2020, Volltext-PDF online unter www.bgv-erkrath.de, 1537 kB, abgerufen 09.06.2021)

Internet
www.erkrath.de: Denkmalliste der Stadt Erkrath (PDF-Datei, 21 kB, undatiert, abgerufen 09.06.2021)
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Literatur

Albrecht, Karl; Treue, Wilhelm (1956)
125 Jahre Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf, 1831-1956. Beiträge zur Geschichte der Industrie- und Handelskammer und der Düsseldorfer Wirtschaft. Düsseldorf.
Schildt, Helmut (1987)
Maximilian Friedrich Weyhe und seine Parkanlagen. Düsseldorf.

Landschaftspark Kröner

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Düsseldorfer Straße 1
Ort
40699 Erkrath
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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„Landschaftspark Kröner”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-334744 (Abgerufen: 16. Mai 2024)
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