Schlosspark Augustusburg / Falkenlust im Europäischen Gartennetzwerk EGHN

Brühler Schlossgarten

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Brühl (Nordrhein-Westfalen)
Kreis(e): Rhein-Erft-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 49′ 40,54″ N: 6° 54′ 29,7″ O 50,82793°N: 6,90825°O
Koordinate UTM 32.352.687,01 m: 5.632.775,35 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.564.035,55 m: 5.632.897,77 m
  • Die 1888 eingeweihte evangelische Christuskirche im Bereich des Brühler Schlossgartens (2023).

    Die 1888 eingeweihte evangelische Christuskirche im Bereich des Brühler Schlossgartens (2023).

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  • Parkansicht von Schloss Augustusburg in Brühl, Rhein-Erft Kreis

    Parkansicht von Schloss Augustusburg in Brühl, Rhein-Erft Kreis

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Der Kölner Kurfürst Clemens August von Wittelsbach schuf sich in Brühl seine Lieblingsresidenz. Für die Planung der barocken Gartenanlage von Schloss Augustusburg beauftragt er 1727 den in Deutschland tätigen französischen Gartenkünstler Dominique Girard, einen Schüler von André Le Nôtre, dem Schöpfer des Gartens in Versailles. Girard war bereits vorher mit den Gartengestaltungen am Schloss Nymphenburg in München und zum Belvedere in Wien beauftragt.

Girard fand den von Wasser umgebenen Tiergarten der Vorgängerburg vor und ließ seine unregelmäßigen Umrisse unangetastet. Gegen alle bisherigen Regeln verlegte er die Mittelachse des Gartens an den Südbau des Schlosses, so dass der Ehren- und Vorhof zur Hauptachse im rechten Winkel lag. An den Südbau schloss er eine Gartenterrasse und ein leicht abgesenktes Parterre mit Fontainen und Broderien an. Die wie Stickereien anmutenden ornamentalen Zierbeete aus Buchs, Blumen, Rasen und farbigen Kiesen waren von unübertroffener Schönheit. Girard begrenzte das Parterre seitlich mit kastenförmig geschnittenen Lindenalleen.
Das Parterre wurde durch den Spiegelweiher fortgesetzt und endete schließlich in einer großen Fontaine vor der Baumwand des anschließenden „grand parc“.
Die Hauptachse wurde durch den „grand parc“ in einer geradlinigen Schneise bis zum Parkende weitergeführt. Dieser waldartige Parkteil wurde von weiteren diagonalen Schneisen durchkreuzt. Eine dieser Schneisen führte nach Südosten über eine Allee zum Jagdschlösschen Falkenlust, das außerhalb des Parks lag. Hier frönte Clemens August seiner Leidenschaft, der Falkenjagd.
In den Flanken des Parterres legte Girard dreieckige Boskette an. Diese halbschattigen, durch Hecken gebildeten Lustwäldchen erhielten einen „Rundsaal“ mit Achteckbrunnen.
Im spitzen Winkel zum Parterre schuf Girard beidseitig weitere Gärten. Im östlichen Bereich legte er Boskettquartiere an, der westliche Bereich diente als Küchengarten. Diese beiden Gartenteile wurden wie der „grand parc“ von Kanälen umgrenzt. Die Kanäle waren bestimmend für die Gesamtkonzeption des Gartens. Auf ihnen wurden Bootsfahrten zur Belustigung des Kurfürsten und seines Hofstaates organisiert.

In den Wirren der Französischen Revolution ging das Kurfürstentum Köln im Jahr 1794 unter. Schloss Brühl wurde von französischen Truppen besetzt, das Mobiliar verschleudert. Der Garten verwilderte.
Im Jahr 1815 fiel Schloss Brühl an die preußische Krone. Der Garten war ebenso wie das Schloss in desolaten Zustand, doch waren wichtige Elemente wie die gedeckten Lindenalleen, die Boskette und der Spiegelweiher noch ablesbar. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. hielt sich 1842 erstmals für längere Zeit in Brühl auf und ordnete an, das Schloss zu restaurieren und den verwilderten Park grundlegend zu verschönen.
Die Erneuerung des Gartens übertrug Friedrich Wilhelm IV. seinem Gartenbaudirektor Peter Joseph Lenné.
Lenné tastete die wichtigsten Grundstrukturen des Gartens, die sein Vorgänger Girard konzipiert hatte, nicht an. Er ließ den Raum des ehemaligen Parterres mit den gedeckten Lindenalleen bestehen, ebenso den Spiegelweiher, die große Fontäne und die dreieckigen Boskette mit ihren Brunnen. Im Tiergarten wurden die diagonalen Wegeführungen mit den Alleen übernommen. Die Waldteile aber gestaltete Lenné im landschaftlichen Stil um. Er schuf einen malerischen Wechsel von Baumgruppen und Wiesenflächen, durchzogen von einem System unregelmäßig geführter Wege. Im östlichen Parkteil verwandelte Lenné die Kanäle in natürlich anmutende Wasserflächen mit Inseln.

Auch heute noch kann der Besucher in den Sommermonaten von der Schlossterrasse aus das Broderieparterre und die Blumenrabatten bewundern. Die Lindenalleen bieten kühlen Schatten und geben den Blick auf die Wasserfontainen und den Spiegelweiher frei. Ein Besuch des Jagdschlosses Falkenlust, am Waldrand gelegen, lohnt sich auf jeden Fall. Es ist durch die Falkenluster Allee mit dem Schlosspark verbunden und kann ohne Führung besichtigt werden. Gleich nebenan liegt die von Pierre Lapotterie geschaffene Kapelle – ein Kleinod aus Muscheln, Kristallen und Mineralien.

(Roswitha Arnold, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2018)

Literatur

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2011)
Peter Joseph Lenné. Eine Gartenreise im Rheinland. Koblenz.
Hansmann, Wilfried (1990)
Schloß Augustusburg zu Brühl. (Rheinische Kunststätten, Heft 23.) Neuss (6. veränd. Auflage).
Löhmann, Bernd (2000)
Ein Garten für König und Volk. Peter Joseph Lenné und der Brühler Schloßgarten. Köln.

Schlosspark Augustusburg / Falkenlust im Europäischen Gartennetzwerk EGHN

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Schlossstraße 6
Ort
50321 Brühl
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank
Historischer Zeitraum
Beginn 1842

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Roswitha Arnold (2018): „Schlosspark Augustusburg / Falkenlust im Europäischen Gartennetzwerk EGHN”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-290184 (Abgerufen: 3. Mai 2024)
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