Denkmalbereich „Leichlingen - Witzhelden“

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Leichlingen (Rhld.)
Kreis(e): Rheinisch-Bergischer Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 06′ 56,2″ N: 7° 06′ 36,55″ O 51,11561°N: 7,11015°O
Koordinate UTM 32.367.725,06 m: 5.664.379,77 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.577.778,58 m: 5.665.094,66 m
  • Wohn- und Geschäftshäuser Am Markt in Witzhelden (2015)

    Wohn- und Geschäftshäuser Am Markt in Witzhelden (2015)

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    Buchholz, Karl-Heinz / Landschaftsverband Rheinland
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    Karl-Heinz Buchholz
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Die Besiedlung der flachen Kuppe, einer der ersten Anhöhen des Bergischen Landes von Westen, fand einen ersten Höhepunkt wohl im 12. Jahrhundert mit dem Bau einer eigenen Kirche und der Erhebung zur Pfarre um 1300 (1184 erste Erwähnung eines Ortes Witzhelden, 1235 erste Nennung der Kirche). Begünstigt wurde die Besiedlung des Kirchorts durch mehrere Faktoren: Wesentlich war sicherlich der unmittelbar nördlich gelegene Rittersitz Bechhausen (heute aufstehendes Fachwerkgebäude im Kern um 1720 entstanden): beigetragen haben auch die kleinen Hofschatten und Weiter entlang der Ost-West-Verbindung vom Oberbergischen zum Rhein bzw. nach Norden bis zum Taleinschnitt der Wupper gelegen, die alle nach Witzhelden orientiert waren. Eine Aufstellung aus der Zeit des mit vielen Zerstörungen und Plünderungen einhergehenden Dreißigjährigen Krieges nennt 16 Häuser für Witzhelden; gesicherte Erkenntnisse über das Alter der heute aufstehenden Gebäude liegen noch nicht vor; bei einigen ist anzunehmen, dass sie in Teilen ihres konstruktiven Gefüges noch aus jener Zeit stammen.

Die Lage der Siedlung auf dem Hügel und die reizvolle Einbindung in das Bild der Bergischen Landschaft sowie die wichtigen Achsen sind vor Ort ebenso noch deutlich zu erkennen wie die innerörtliche Struktur des durch kleinere Handwerksbetriebe und einfache Hofanlagen geprägten Siedlungskerns. Neben der Kirche mit ihrem barocken Schiff, deren noch romanischer Turm den östlichen Abschluss des Marktplatzes darstellt, wird der gesamte Platz, der auch Kreuzungspunkt der beiden Hauptstraßenzüge ist, von teilweise verschieferten zweigeschossigen Fachwerkhäusern umschlossen, die sich mit ihren Satteldächern an der Ostwestachse ausrichten, welche sich zum westlichen Platzrand hin verjüngt. Durch schmale Gassen gelangt man vom Platz in die hinteren Bereiche mit teilweise in der Art alter Bauerngärten - mit Beeteinfassungen in Buchs und einfacher symmetrischer Anlage - gestalteten und genutzten Grünflächen: teilweise findet sich hier noch die ein- bis eineinhalbgeschossige einfache Fachwerkwohnbebauung ehemaliger Katen, die nicht an das Straßensystem angebunden sind. Obwohl die Gebäude teilweise stärker verändert und z. T. mit neuzeitlichen Baustoffen verkleidet sind, können sie noch Auskunft über lebens- und Arbeitsverhältnisse spätestens seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert geben. Umschlossen wird diese Zone durch eine fast umlaufende Erschließung, die ehemals die Hausgärten von dem obstbaumbestandenen Weideland trennte. Trotz erheblicher Neubebauung seit 1945, teilweise insgesamt als Siedlung geplant, ist diese Grenzziehung noch in Teilen erlebbar. In großem Umfang erhalten haben sich diese Obstweiden, die wesentlicher Bestandteil bäuerlicher Wirtschaftsform waren, im nördlichen Bereich. Dort erstrecken sie sich unmittelbar bis an den ehemaligen Rittersitz Bechhausen - und im Osten, wo sie durch Siefen - und von einem größeren wirtschaftlichen Betrieb - begrenzt werden; daran schließen teilweise ausgedehnte Felder an.

Trotz der erheblichen Erweiterung der Siedlung und des Straßenausbaus sind die strukturierenden Elemente, das Wechselspiel von unterschiedlicher Nutzung und Gestalt der Bebauung sowie der Freiflächen, erlebbar, so dass das Anfang 1985 erstellte „Gutachten zur Ausweisung eines Denkmalbereiches Witzhelden“ ausdrücklich Obstweiden und andere landwirtschaftliche Flächen einbeziehen konnte und diese im Rheinisch-Bergischen Kreis nur selten noch in dieser Anschaulichkeit erhaltenen Flächen auch langfristig gesichert haben wollte; zu einem gleichen Ergebnis kommt ein im Auftrag des Amtes für Agrarordnung erstelltes Gutachten der Gesellschaft für Landeskultur aus Bremen.

Die Umsetzung dieses auch von der zuständigen Unteren Denkmalbehörde befürworteten Abgrenzungsvorschlags in eine Satzung gelang nicht; verabschiedet vom Rat wurde letztendlich ein im Wesentlichen um die Landschaftsteile verkleinerter Denkmalbereich.

Die damit um ihre wichtigste Funktion - den Schutz der Freiflächen bzw. die Integration neuer Bauvorhaben in die Übergangszone von Bebauung und „Freifläche“ - reduzierte Satzung wurde mit Datum vom 2.4.1988 seitens des Kreises genehmigt.

In ihrer Anwendung - zu behandeln waren neben einfachen Um- und Ausbauten am vorhandenen Baubestand mehrfach Bauvorhaben, etwa die Errichtung von zwei Doppelhäusern, die nur teilweise von der Satzung abgedeckt wurden - erweist sich die Satzung als zu wenig bindend, d.h. es fehlt ihr eine textliche Eindeutigkeit, aus der heraus sich Auflagen zwingend begründen lassen.

(Andreas Stürmer, Rheinisches Amt für Denkmalpflege, LVR, aus: Mainzer (Hrsg.) 1996)

Literatur

Clemen, Paul (Hrsg.) (1894)
Die Kunstdenkmäler der Städte Barmen, Elberfeld, Remscheid und der Kreise Lennep, Mettmann, Solingen. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 3 2.) Düsseldorf.
Hinrichs, Hans Werner (1978)
Leichlingen - ein Lesebuch. Leichlingen.
Mainzer, Udo (Hrsg.) (1996)
Denkmalbereiche im Rheinland. (Arbeitshefte der rheinischen Denkmalpflege 49.) S. 149-150, Köln.
Stürmer, Andreas / Mainzer, Udo (Hrsg.) (1988)
Witzhelden - Probleme bei der Ausweisung eines Denkmalbereichs. In: Unser Dorf ein Denkmal?, (Mitteilungen aus dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege, 8.) S. 42-44. Köln.

Denkmalbereich „Leichlingen - Witzhelden“

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Am Markt
Ort
42799 Leichlingen (Rhld.) - Witzhelden
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Denkmalbereich gem. § 5 DSchG NW
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1184

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„Denkmalbereich „Leichlingen - Witzhelden“”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BODEON-47054-26022017-265419 (Abgerufen: 22. Mai 2024)
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