Landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Haltern - Lippe - Haard (KLB 14.01)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Landeskunde, Raumplanung
Gemeinde(n): Datteln, Haltern am See, Marl (Nordrhein-Westfalen), Oer-Erkenschwick
Kreis(e): Recklinghausen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 42′ 28,01″ N: 7° 12′ 35,82″ O 51,70778°N: 7,20995°O
Koordinate UTM 32.376.318,27 m: 5.730.054,03 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.583.678,26 m: 5.731.083,54 m
  • Sythener Wassermühle mit dem Stauwehr (2002)

    Sythener Wassermühle mit dem Stauwehr (2002)

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Der Raum Haltern - Lippe - Haard ist hier beschrieben als landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich (KLB) wie im Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen.

Haltern mit dem Lippetal und dem südlich anschließenden Waldgebiet der Haard leitet von der Kulturlandschaft „Westmünsterland“ in das „Ruhrgebiet“ über. Die Eigenart des Halterner Bereiches ergibt sich aus folgenden Aspekten: In der römischen Zeit um Christi Geburt war die Lippe ein strategisch wichtiger Wasserweg vom Rhein nach Germanien. Die Römer legten in Haltern zeitlich versetzt mehrere Militäranlagen unterschiedlicher Funktion an. Für den Fall eines römischen Sieges wäre Haltern Hauptstadt der Provinz Germanien geworden. Heute besteht in Haltern am See das LWL-Römermuseum Haltern.

Im frühen bis späten Mittelalter war Haltern bereits ein verstärkter Siedlungspunkt und die Struktur des heutigen innerstädtischen Siedlungsbildes und der Besiedlung des Raumes wurde darin vorweggenommen.

Konstituierende Merkmale aus dem Bestand an Baudenkmälern
Historischer Stadtkern Haltern, Wallfahrtsstätte Annaberg mit Kirche, Kirche in Marl-Hamm und karolingische Befestigung mit Kirche in Bossendorf, ehemaliges Stift Flaesheim.

Der Halterner Stausee als Wasser- und Rohstoffreservoir ist gleichzeitig eine bedeutende Erholungslandschaft.

Die anthropogenen Biotope der Westruper Heide sind Zeugnisse historischer Wirtschaftsformen. Die Heide ist nicht nur von großem naturschutzfachlichem Wert, sondern sie stellt auch eine in hohem Maße erlebbare kulturhistorische Besonderheit dar.

Die Eigenart des Bereiches der Haard und des Lippetals ergibt sich aus folgenden Aspekten: Die Grenze zwischen dem landwirtschaftlich geprägten Münsterland und dem Ruhrgebiet ist auf Höhe des Lippetals besonders deutlich erlebbar. Die Anlagen des Bergbaus und der chemischen Industrie auf dem Gebiet der Stadt Marl sind ab hier weithin sichtbar und stellen eine Art Tor zum Ruhrgebiet dar. Der Fluss und der Wesel-Datteln-Kanal bilden eine markante Trennlinie.

Zu den charakterisierenden Denkmälern des Bereichs gehört der Schacht „An der Haard“ (Schacht 6 der Zeche Auguste Victoria / Blumenthal).

Die angrenzende Haard bildet die größte zusammenhängende Waldfläche im Norden des Ballungsraumes Ruhrgebiet. Sie hat eine lange Tradition als Holzreservoir und auch als Bergbaugebiet. Charakteristisch im Landschaftsbild sind Eichen-Birken- oder Kiefernwälder auf sehr trockenen Standorten, die sich nicht für die landwirtschaftliche Nutzung eignen. Dies gilt besonders in den Trockentälern sowie auf fossilen Dünenfeldern, denen zudem ein großer naturgeschichtlicher Wert zukommt. Die drei Feuerwachtürme an exponierten Stellen der Haard bilden neuzeitliche Landmarken.

Eine Vielzahl von kulturhistorisch und archäologisch wertvollen Strukturen sind als Zeugnisse vergangener Nutzungen im gesamten Waldbereich in zum Teil beachtlicher Größe erhalten. Beispielsweise sind durch die Holzabfuhr eine Reihe von Hohlwegen im Gelände entstanden. Alte Abgrabungen bzw. Pingen, ehemalige Gemarkungsgrenzen und weitere Spuren früher Besiedlung sind charakteristische Landschaftsspuren.

Insgesamt bildet die Haard ein einzigartiges archäologisches Reservat mit besonders gut erhaltenen neolithischen und bronzezeitlichen Grabhügeln, die in großer Zahl als obertägige Bodendenkmäler bekannt sind. Entsprechend gute Erhaltungsbedingungen sind auch für die untertägigen, vor allem steinzeitliche Fundstellen vorauszusetzen, von denen heute wohl erst ein geringer Prozentsatz bekannt ist.

Die archäologischen Kulturgüter und Quellen sollen als Grundlage für ihre Erforschung bewahrt werden. Die Waldlandschaft soll gepflegt und weiterentwickelt werden. Eine Kulturlandschaftserlebniskonzeption soll entwickelt werden, die auf die historischen Landschaftselemente und den Übergang zwischen zwei Kulturlandschaften abhebt.

Von hohem bodendenkmalpflegerischem Wert ist das Bodendenkmälerensemble aus Lagerbereichen, Gräberfeld und Straße zwischen Annaberg und Ostlager, dazu die Grabhügellandschaft Haard und die karolingische curtis Bossendorf.

Aus: Landschaftsverband Westfalen-Lippe und Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Münster, Köln. 2007

Internet
Kulturlandschaften in NRW (Abgerufen: 03.04.2018)

Literatur

Landschaftsverband Westfalen-Lippe; Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.) (2007)
Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung in Nordrhein-Westfalen. Grundlagen und Empfehlungen für die Landesplanung (Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Fachgutachten zum Kulturellen Erbe in der Landesplanung. S. 77, Münster u. Köln.

Landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Haltern - Lippe - Haard (KLB 14.01)

Schlagwörter
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Landeskunde, Raumplanung
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:25.000 (kleiner als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 2001

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„Landesbedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Haltern - Lippe - Haard (KLB 14.01)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/A-EK-20080730-0012 (Abgerufen: 30. April 2024)
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