Institut für Elektrische Nachrichtentechnik und Hochfrequenztechnik der RWTH Aachen

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Aachen
Kreis(e): Städteregion Aachen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 46′ 34,61″ N: 6° 04′ 10,6″ O 50,77628°N: 6,06961°O
Koordinate UTM 32.293.406,52 m: 5.629.041,17 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.504.954,09 m: 5.626.760,85 m
  • RWTH Institut für Elektrische Nachrichtentechnik und Hochfrequenztechnik, Haupteingang

    RWTH Institut für Elektrische Nachrichtentechnik und Hochfrequenztechnik, Haupteingang

    Copyright-Hinweis:
    Gregori, Jürgen / Landschaftsverband Rheinland
    Fotograf/Urheber:
    Gregori, Jürgen
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  • RWTH Institut für Elektrische Nachrichtentechnik und Hochfrequenztechnik, Südseite

    RWTH Institut für Elektrische Nachrichtentechnik und Hochfrequenztechnik, Südseite

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In den 1950er Jahren verlief die erste große Erweiterungsphase der RWTH Aachen nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem die Mehrzahl aller Hochschulbauten beschädigt oder zerstört worden waren. Der Raumbedarf war mit den sprunghaft angestiegenen Studentenzahlen und durch die Gründung neuer Institute entsprechend gewachsen. Während im alten Hochschulkerngebiet beim Hauptgebäude zahlreiche Neu- und Umbauten entstanden, aber auch der Bestand erweitert und verdichtet wurde, entstand auf dem westlich gelegenen Königshügel ein neues Erweiterungsgebiet der Hochschule.

Das Institut für Elektrische Nachrichtentechnik und Hochfrequenztechnik war neben dem Gebäudekomplex für die Chemie an der Turmstraße der erste Neubau im Erweiterungsgebiet. Karl Schlüter von der Staatlichen Bauleitung war für den Entwurf des Gebäudes verantwortlich. Mit den beiden Institutsprofessoren Aschoff und Döring, die hier lehren würden, hatte er beim Großen Hörsaalgebäude erfolgreich zusammengearbeitet, das etwa zur gleichen Zeit entstand. In der akustischen Expertise und der Baugestaltung weisen beide Gebäude daher Gemeinsamkeiten auf. Das Institutsgebäude repräsentiert architektonisch und städtebaulich ein wichtiges Kapitel der Hochschulgeschichte, das bis in die Sechzigerjahre fortdauern sollte.

Lage
Als Standort für den Institutsneubau wurde der Park der Villa Lammertz auserkoren, die 1953 in den Besitz der Hochschule gekommen war. Die Planung begann bereits 1952 zusammen mit den Professoren für elektrische Nachrichtentechnik und Hochfrequenztechnik, um die bauliche Gestalt und Ausstattung auf die funktionalen und technischen Bedürfnissen der Institute abzustimmen. Von 1954 bis 1956 wurde der 92 m lange Gebäuderiegel mit Flachdach erbaut, dessen wuchtige und rationale Gestaltung in starkem Kontrast zur beschaulichen Villa steht. Der Neubau wurde etwa 40 m von der Villa entfernt und ein Stück den Hang hinab errichtet, sodass das Institut, trotz seiner Größe, die Villa Lammertz nicht beeinträchtigt. Durch die Hanglage ist das Institutsgebäude nach Süden, zur Stadt hin fünfgeschossig, ragt nach Norden dagegen nur dreigeschossig aus dem Boden. Zur heutigen Melatener Straße (früher Alte Maastrichter Straße) wird die Größe des Gebäudes durch die Grundstücksmauer kaschiert, die gleichzeitig als Schallschutz dient. Mit vergleichsweise großem Abstand zur benachbarten Bebauung, der auch eine akustische Abtrennung begünstigen sollte, steht das Institutsgebäude im ehemaligen Park als Solitär.

Beschreibung
Die Gliederung des quaderförmigen Gebäudes geht auf die Nutzung durch zwei Institute zurück. Zwei identische Seitentrakte mit je 11 Achsen nehmen jeweils ein Institut einschließlich Büros und Versuchsräume auf, im Mitteltrakt mit 6 Achsen sind die Sonderfunktionen wie Foyer, Hörsaal, Sanitäranlagen und Haupttreppenhäuser untergebracht, die von beiden Instituten genutzt werden. Die technische Gebäudeausrüstung erschließt das Gebäude vertikal vom Keller in die oberen Geschosse durch zwei Schächte am Mitteltrakt. Auf dem Flachdach stehen technische Aufbauten für die Experimente der Institute.

Die strenge Gliederung der Fassaden ist eine konsequente Fortsetzung des Gebäudeinneren. Die Schmalseiten zeigen sich als Lochfassade mit Fenstern für die Flure aller Geschosse. Beide Längsseiten werden von der Tragkonstruktion aus Stahlbetonstützen dominiert, die mit Platten aus Jura-Kalkstein verkleidet sind, und vom Boden bis unter das auskragende Dach durchgehen, das nur durch eine Schattenfuge abgesetzt ist. Zwischen den hellen Stützen befinden sich zurückspringend Wandflächen aus pastellfarbenen Brüstungen und Fenster über die gesamte Nischenbreite. Die Dreiteilung der Fenster in ein breites Mittellicht und zwei schmalere Außenlichter durch zierliche Pfosten kehrt in ähnlicher Weise auch im Großen Hörsaalgebäude (Audimax) an der Wüllnerstraße und am Institut für Werkstoffkunde wieder. Im Mitteltrakt, der gegenüber den Seitentrakten um ein halbes Geschoss versetzt ist, werden das 2. und das 3. Geschoss die beiden obersten Geschosse jeweils durch zweigeschossige Fenster zusammengefasst. Die Fassadengliederung ähnelt bis hierhin sehr dem Großen Hörsaalgebäude. Auf der Nordseite, wo sich im Mitteltrakt auch der Haupteingang befindet, ist das durchgehende Stützenraster aufgelöst, die tragende Konstruktion befindet sich im Gebäudeinneren. Eine große Glasfront bietet dem ankommenden Besucher oder Studenten einen offenherzigen Empfang.

Die wandfeste Ausstattung im Mitteltrakt ist größtenteils aus der Erbauungszeit und vermittelt einen repräsentativen Eindruck der Hochschulbauten aus den Fünfziger Jahren. Im Foyer findet sich ein Mosaik aus hellgrauen, dunkelgrauen und türkisfarbenen Floor-Flex-Platten. Die hölzernen Wandvertäfelungen im Foyer und die Treppengeländer in den anschließenden Treppenhäusern sind typisch für die Entstehungszeit, insbesondere aber, durch die schräg stehenden Rundstäbe, so ähnlich gestaltet wie im Großen Hörsaalgebäude. Die technische Erschließung der Büros erfolgt durch aufklappbare Fensterbrüstungen, die später auch im Institutsgebäude für Werkstoffkunde eingesetzt wurden. Besondere Erwähnung verdienen der schalltote Raum und der Hallraum, die in einem Tiefkeller unter dem Ostflügel baulich vom übrigen Gebäude abgekoppelt liegen.

Infolge des wirtschaftlichen Aufschwungs der Bundesrepublik und dem einhergehenden Boom der Hochschulen, erbaute die RWTH mit dem Institut für elektrische Nachrichtentechnik und Hochfrequenztechnik in exponierter Lage selbstbewusst ein repräsentatives Bauwerk mit Fernwirkung, das dem Stellenwert der Technischen Hochschule architektonisch Ausdruck verlieh und bis heute auch gut erhaltene Innenausstattung aus der Entstehungszeit überliefert.

(Moritz Wild, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2011)

Literatur

Aschoff, Volker (1961)
Institut für Elektrische Nachrichtentechnik. In: Kurze, Anton (Hrsg.): Aachen - Die Rheinisch Westfälisch Technische Hochschule, Stuttgart.
Döring, Herbert (1961)
Institut für Hochfrequenztechnik. In: Kurze, Anton (Hrsg.): Aachen - Die Rheinisch Westfälisch Technische Hochschule, S. 243-244. Stuttgart.
Ritz, Sophie (2006)
Die Institute für Elektrische Nachrichtentechnik und Hochfrequenztechnik. In: Denkmalpflege im Rheinland, 3/2006, hrsg. vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege, S. 126-131. o. O.

Institut für Elektrische Nachrichtentechnik und Hochfrequenztechnik der RWTH Aachen

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Melatener Straße 23
Ort
Aachen
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1954 bis 1956

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„Institut für Elektrische Nachrichtentechnik und Hochfrequenztechnik der RWTH Aachen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-9505-20110404-14 (Abgerufen: 20. April 2024)
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