Gut Merberich

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Langerwehe
Kreis(e): Düren
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 49′ 3,58″ N: 6° 20′ 38,44″ O 50,81766°N: 6,34401°O
Koordinate UTM 32.312.914,22 m: 5.632.910,75 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.524.287,15 m: 5.631.418,45 m
  • Gut Merberich, 1914

    Gut Merberich, 1914

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  • Gut Merberich als Lazarett

    Gut Merberich als Lazarett

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  • Eingangsbereich zum Herrenhaus auf Gut Merberich (2010).

    Eingangsbereich zum Herrenhaus auf Gut Merberich (2010).

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  • Blick auf den Eingang von Gut Merberich

    Blick auf den Eingang von Gut Merberich

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  • Gut Merberich

    Gut Merberich

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    Gut Merberich als Lazarett

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    Heuernte auf Gut Merberich

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  • Ausweis von Frau Erna Nestel

    Ausweis von Frau Erna Nestel

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Am Vorabend des Ersten Weltkrieges entsteht in der Gemeinde Langerwehe ein architektonisches Kleinod. Das alte Hofgut Merberich wird von einem der seiner Zeit bekanntesten Architekten zu einem modernen, feudalen Wohnsitz und einem landwirtschaftlichen Musterhof umgebaut. Niemand ahnt damals, dass schon bald eine ganz andere Funktion hinzukommen wird. 1914 ist Merberich Lazarett.

Lage
Haus Merberich liegt einen Kilometer westlich des Ortskerns von Langerwehe. 200 Meter südlich davon tritt aus dem Hang eine Quelle zutage, die drei unterhalb des Hofes liegende Teiche speist. Dieser kleine Bach dürfte dem Anwesen den Namen gegeben haben, denn in den vergangenen Jahrhunderten wurde er Marbach oder Merbach genannt.

Geschichte
Verschiedene adlige Familien haben auf Merberich gelebt und gewirtschaftet. Eine frühe Erwähnung stammt aus dem Jahr 1324. Damals ist „Marbach“ ein der Burg Stolberg abgabepflichtiger Herrensitz.
Wie viele adlige Besitzungen wechselte auch Haus Merberich im Verlauf des 19. Jahrhunderts in bürgerliche Hand. Um 1890 erwarb der Aachener Kaufmann Edwin Hasenclever das Hofgut. Er und seine Gemahlin Irma, geborene Prym, ließen die Anlage 1911 durch den bekannten Münchner Architekten Prof. Emanuel von Seidl (1856-1919) zu einem schlossähnlichen Herrensitz umbauen.
Das alte ca. 1750 erbaute Haupthaus blieb erhalten, daran angebaut wurde 1912 das neue Haupthaus, welches auch heute noch als solches dient. Ebenfalls erhalten blieb der ca. 1650 errichtete Pferdestall, der bis in die heutige Zeit genutzt wird. Teile des Torhauses (erbaut ca. 1750) wurden im Zuge des Umbaus 1912 umgestaltet. Um 1600 entstand die Schmiedegasse mit den Schmiedehäusern. Im Rahmen des aufwendigen Umbaus 1912 entstanden weitere Gebäude wie etwa der Gazebo (ein kleines, meist offenes Gartenhaus in der Bauform eines Pavillons) und das Gewächshaus. Höchst modern für die Zeit war auch der Autostall mit Scheune, der restauriert und heute noch erhalten ist.

Obstbäume spielten bei Merberich schon immer eine große Rolle. So bestanden bereits vor 1912 die um das Gut gelegenen Alleen aus Obstbäumen. Eine Streuobstwiese, die noch erhalten ist, befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Haupthaus.
Heute stehen hier noch um die 40 Obstbäume, darunter Sorten wie der Klarapfel, einer alten Tafelobstsorte. Neben den 20 Apfelbäumen gibt es noch ca. 20 Mirabellen- und Pflaumen- und zwei Kirschbäume. Die Ruine des alten Bienenhauses im Garten ist ebenfalls noch ein Zeichen für den ehemaligen Obstreichtum.

Dank des Ehepaares Erwin und Irma Hasenclever erlebte Merberich dann nach seinem Umbau eine Blütezeit, die vielen Langerwehern lebhaft im Gedächtnis geblieben ist. Die feudale Anlage entwickelte sich bald zu einem kulturellen und gesellschaftlichen Zentrum des Stolberger-Dürener Raumes. Konzerte, Balettabende und Theateraufführungen zogen illustre Gäste und namhafte Künstler nach Langerwehe.
Auch der landwirtschaftliche Betrieb machte von sich reden. Merberich war offiziell als Muster- und Lehrhof anerkannt. Die hier erzeugte Milch besaß so gute Qualität, dass sie zur Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern verwandt wurde. Der Versand erfolgte bis zum Zweiten Weltkrieg mit der Eisenbahn in die Molkerei nach Aachen.

Edwin und Irma Hasenclever genossen im Dorf ein hohes Ansehen. Der 1904 geborene Josef Simons, der von 1920-1930 auf Merberich angestellt war, rühmt Edwin Hasenclever als einen „feinen Herrn“, der gerecht und freundlich war und zur Bevölkerung des Ortes einen guten Kontakt besaß.
Margarete Pohl, von 1935-1937 als Zimmermädchen auf Merberich tätig, wusste zu berichten, dass auch die Hausherrin von ihren Bediensteten geschätzt und verehrt wurde. Sie kümmerte sich persönlich um die Verpflegung ihres Personals und sie gab ihm eine geregelte Freizeit und eine Entlohnung, die für damalige Verhältnisse ausgesprochen großzügig war.
Edwin Hasenclever verstarb 1928. Seine Frau führte das Gut mit Hilfe des Barons von Kersting weiter. Dieser hatte sein Büro im Erdgeschoss des Gesindehauses. Er selbst wohnte mit seiner Schwester in Luginsland, einem ebenfalls recht feudalen Hof, der nur 600 Meter von Merberich entfernt am Nordhang des Eifelabfalles zur Jülicher Börde lag. Hier stand das Jungvieh des Gutes, hier wohnte die Forstaufsicht des Merbericher Waldes und hier wurden die Jagdgesellschaften bewirtet.

Haus Merberich seit der Nachkriegszeit
Im Herbst 1944 geriet Langerwehe in die schweren Kämpfe der Westfront. Ende November war der Ort, und damit auch Merberich, von amerikanischen Soldaten besetzt. Merberich kam bei den Zerstörungen durch die heftigen Gefechte einigermaßen glimpflich davon. Dennoch waren die Spuren des Krieges und der anschließenden Besatzungszeit nicht zu übersehen.
Die Ehe von Irma und Edwin Hasenclever war kinderlos geblieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg deshalb der Neffe Robert Hasenclever in die Leitung des Gutes ein. Roberts Sohn Peter studierte Landwirtschaft und übernahm, nachdem sein Vater 1953 gestorben war, den Hof. Wenige Jahre später beugte er sich dem Drängen des Braunkohlebergbau- und Energieversorgungsunternehmens Rheinbraun, das die Ländereien des Merbericher Gutes zur Anlage einer Halde des Tagebaues Inden benötigte. Peter Hasenclever erhielt einen Ersatz in Süddeutschland, seine Mutter Annegret zog nach Berlin.

Haus Merberich selbst und ein kleiner Teil des umliegenden Landes blieben außerhalb der durch den Braunkohletagebau entstandenen „Halde Nierchen“ und wurden von Rheinbraun um 1970 an den Tierarzt Dr. Peter Behrendt verkauft. Er bezog das Gut mit seiner Familie und richtete hier seine Praxis ein. Kurze Zeit wurde ein Teil der Anlage als Herbergsbetrieb und Café genutzt.

2002 erwarb die Familie Dr. Peter Wüllenweber das Gut, das aufgrund fehlender Finanzmittel nach den Kriegsschäden nie grundlegend renoviert worden war. Ab 2003 erfolgten jahrelange Restaurierungs- und Aufbauarbeiten nach den strengen Auflagen des Denkmalschutzes, unter dem sich das Anwesen seit den 1980er Jahren befindet. Der Park und die mittelalterlichen Mauern wurden saniert und alle Dächer wieder im alten Stil erneuert. Der Gazebo, links vom Haupteingang gelegen, und weitere Pavillons wurden wieder aufgebaut. Im Anwesen selbst wurden die alten Raumzuschnitte wiederhergestellt und die Böden aufgearbeitet. Die alte Gutskapelle wurde wieder hinzuerworben. Des Weiteren wurden Teile des ursprünglichen, umliegenden Landes zurückgekauft, so dass heute wieder 37 von den ursprünglichen 200 Hektar zu dem Anwesen gehören.
Auch wurden und werden immer noch neue Obstbäume kultiviert. 2009 wurde östlich des Gutes eine Streuobstwiese mit 150 Obstbäumen, alles alte Obstsorten, gepflanzt. Ebenfalls in diesem Jahr wurde westlich des Haupthauses eine Obstbaumallee entlang der Pferdeweiden angelegt, diese wird auch weiterhin ausgebaut.

Heute wird das alte Hofgut überwiegend zu Wohnzwecken genutzt, beherbergt daneben eine private Reitanlage und präsentiert sich samt Nebengebäuden wieder im alten Glanz.

(Burchard Sielmann und Alexandra Schieweling, Biologische Station im Kreis Düren, 2013, erstellt für den LVR-Fachbereich Umwelt im Rahmen des Projektes „1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg“)

Das Gut Merberich in Langerwehe war KuLaDig-Objekt des Monats im Februar 2014.

Internet
de.wikipedia.org: Gut Merberich (abgerufen am 12.12.2013)

Literatur

Sielmann, Burchard (1988)
Langerwehe in alten Bildern. Meinerzhagen.

Gut Merberich

Schlagwörter
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kein
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1324

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Burchard Sielmann und Alexandra Schieweling (2013): „Gut Merberich”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-81857-20131212-2 (Abgerufen: 20. April 2024)
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